Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.zu wissen. Holbein ward aus seiner bescheidnen Daß er unzählige Aufträge des Königs voll- zu wiſſen. Holbein ward aus ſeiner beſcheidnen Daß er unzählige Aufträge des Königs voll- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="98"/> zu wiſſen. Holbein ward aus ſeiner beſcheidnen<lb/> Entfernung herbei gerufen, und war von dieſem<lb/> Tage an nicht nur der Hofmaler des Königs, ſon-<lb/> dern auch ſein Günſtling, um den alle Großen und<lb/> Vornehmen des Reichs ſich drängten. Von nun an<lb/> gab es keine ſchöne reiche Frau mehr in England,<lb/> die nicht von ihm gemalt ſeyn wollte; die vornehm-<lb/> ſten Familien ſtritten ſich um die Ehre ihm zu ſitzen,<lb/> und auch ſeine hiſtoriſchen Gemälde wie ſeine Hand-<lb/> zeichnungen wurden mit Guineen aufgewogen. Noch<lb/> bis dieſen Tag werden ſeine Werke von den reichen<lb/> Engländern als der ſchönſte Schmuck ihrer Palläſte<lb/> und Kunſt-Sammlungen betrachtet, die ganze Nation<lb/> hat ſich gewöhnt, ihn, der ſo lange in ihrer Mitte<lb/> lebte, als ihr ausſchließendes Eigenthum zu betrach-<lb/> ten, und ſeinen deutſchen Urſprung zu vergeſſen,<lb/> dem er eigentlich doch ſeine Kunſtbildung verdankte.</p><lb/> <p>Daß er unzählige Aufträge des Königs voll-<lb/> führen mußte, die dieſer auf das Freigebigſte be-<lb/> lohnte, bedarf wohl keiner beſondern Erwähnung.<lb/> Oft malte er ihn ſelbſt im königlichen Schmucke nach<lb/> dem Leben, auch mußte er mit Waſſerfarben die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0108]
zu wiſſen. Holbein ward aus ſeiner beſcheidnen
Entfernung herbei gerufen, und war von dieſem
Tage an nicht nur der Hofmaler des Königs, ſon-
dern auch ſein Günſtling, um den alle Großen und
Vornehmen des Reichs ſich drängten. Von nun an
gab es keine ſchöne reiche Frau mehr in England,
die nicht von ihm gemalt ſeyn wollte; die vornehm-
ſten Familien ſtritten ſich um die Ehre ihm zu ſitzen,
und auch ſeine hiſtoriſchen Gemälde wie ſeine Hand-
zeichnungen wurden mit Guineen aufgewogen. Noch
bis dieſen Tag werden ſeine Werke von den reichen
Engländern als der ſchönſte Schmuck ihrer Palläſte
und Kunſt-Sammlungen betrachtet, die ganze Nation
hat ſich gewöhnt, ihn, der ſo lange in ihrer Mitte
lebte, als ihr ausſchließendes Eigenthum zu betrach-
ten, und ſeinen deutſchen Urſprung zu vergeſſen,
dem er eigentlich doch ſeine Kunſtbildung verdankte.
Daß er unzählige Aufträge des Königs voll-
führen mußte, die dieſer auf das Freigebigſte be-
lohnte, bedarf wohl keiner beſondern Erwähnung.
Oft malte er ihn ſelbſt im königlichen Schmucke nach
dem Leben, auch mußte er mit Waſſerfarben die
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