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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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dreihundert Blätter, die er, mitunter recht sauber
und kräftig, in Holz schnitt. Er schmückte mehrere
auf Pergament abgedruckte Bibeln mit solchen Holz-
schnitten, die er hernach mit Gold und sehr leb-
haften Farben ausmalte. Seine große Thätigkeit
erleichterte ihm Alles und schuf ihm Zeit zu Allem
was er unternehmen wollte.

Wir finden in Müllers sächsischen Annalen, zu
denen der Verfasser den Jnhalt vieler Archive durch-
suchen mußte, daß Lukas Kranach den Kurfürsten
Friedrich den Weisen auf seiner Wallfahrt nach dem
gelobten Lande als Hofmaler begleitete, um so-
wohl unterwegs als in Jerusalem die merkwürdig-
sten Gegenstände zu zeichnen; doch wird diese Reise
wieder dadurch etwas zweifelhaft, daß in dem Ver-
zeichnisse derer, welche den Kurfürsten auf seiner
Wallfahrt begleiteten, Lukas Kranachs Name nicht
zu finden ist, und man nirgend eine Spur seiner
Arbeiten während derselben antrifft. Das Gefolge
des Kurfürsten war indessen sehr groß; es bestand
aus acht Grafen, fünf und dreißig Edelleuten, neun
Prälaten, Gelehrten und Geistlichen, ohne die

II. Bd. 8

dreihundert Blätter, die er, mitunter recht ſauber
und kräftig, in Holz ſchnitt. Er ſchmückte mehrere
auf Pergament abgedruckte Bibeln mit ſolchen Holz-
ſchnitten, die er hernach mit Gold und ſehr leb-
haften Farben ausmalte. Seine große Thätigkeit
erleichterte ihm Alles und ſchuf ihm Zeit zu Allem
was er unternehmen wollte.

Wir finden in Müllers ſächſiſchen Annalen, zu
denen der Verfaſſer den Jnhalt vieler Archive durch-
ſuchen mußte, daß Lukas Kranach den Kurfürſten
Friedrich den Weiſen auf ſeiner Wallfahrt nach dem
gelobten Lande als Hofmaler begleitete, um ſo-
wohl unterwegs als in Jeruſalem die merkwürdig-
ſten Gegenſtände zu zeichnen; doch wird dieſe Reiſe
wieder dadurch etwas zweifelhaft, daß in dem Ver-
zeichniſſe derer, welche den Kurfürſten auf ſeiner
Wallfahrt begleiteten, Lukas Kranachs Name nicht
zu finden iſt, und man nirgend eine Spur ſeiner
Arbeiten während derſelben antrifft. Das Gefolge
des Kurfürſten war indeſſen ſehr groß; es beſtand
aus acht Grafen, fünf und dreißig Edelleuten, neun
Prälaten, Gelehrten und Geiſtlichen, ohne die

II. Bd. 8
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[113/0123] dreihundert Blätter, die er, mitunter recht ſauber und kräftig, in Holz ſchnitt. Er ſchmückte mehrere auf Pergament abgedruckte Bibeln mit ſolchen Holz- ſchnitten, die er hernach mit Gold und ſehr leb- haften Farben ausmalte. Seine große Thätigkeit erleichterte ihm Alles und ſchuf ihm Zeit zu Allem was er unternehmen wollte. Wir finden in Müllers ſächſiſchen Annalen, zu denen der Verfaſſer den Jnhalt vieler Archive durch- ſuchen mußte, daß Lukas Kranach den Kurfürſten Friedrich den Weiſen auf ſeiner Wallfahrt nach dem gelobten Lande als Hofmaler begleitete, um ſo- wohl unterwegs als in Jeruſalem die merkwürdig- ſten Gegenſtände zu zeichnen; doch wird dieſe Reiſe wieder dadurch etwas zweifelhaft, daß in dem Ver- zeichniſſe derer, welche den Kurfürſten auf ſeiner Wallfahrt begleiteten, Lukas Kranachs Name nicht zu finden iſt, und man nirgend eine Spur ſeiner Arbeiten während derſelben antrifft. Das Gefolge des Kurfürſten war indeſſen ſehr groß; es beſtand aus acht Grafen, fünf und dreißig Edelleuten, neun Prälaten, Gelehrten und Geiſtlichen, ohne die II. Bd. 8

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/123>, abgerufen am 21.11.2024.