Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

grunde und an einem Felsen hinter dem auferstand-
nen Heiland entsprießen, sind so wahr, so frisch,
so vollendet in der Ausführung, daß dieser Theil
des Bildes zu dem allervortrefflichsten auf demselben
gerechnet werden kann; doch der Felsen selbst zeigt
von Lukas Kranachs Unbehülflichkeit bei landschaft-
lichen Gegenständen; so auch im Hintergrunde das
Lager der um die eherne Schlange versammelten
Jsraeliten, und die Hirten auf dem Felde, welchen
die Geburt des Heilands verkündet wird. Bei allen
diesen kleinen Figuren darf man ja nicht an den
Zauber denken, den Hemling bei ähnlichen Darstel-
lungen zu üben wußte; sie sind roh in der Farbe,
die Umrisse hart und schwarz wie mit der Feder ge-
zogen. Dicht hinter dem Felsen, an welchem der
auferstandene Christus steht, lodert die Hölle
empor, und Tod und Teufel jagen einen nackten
Mann ihrem Abgrunde zu; ohnfern davon steht
Moses mit den Gesetztafeln; noch erblickt man vier
Gestalten unter denen eine in Purpur und Herme-
lin wahrscheinlich den König David vorstellt.
Diese Figuren sind etwa einen Fuß hoch, und weit

grunde und an einem Felſen hinter dem auferſtand-
nen Heiland entſprießen, ſind ſo wahr, ſo friſch,
ſo vollendet in der Ausführung, daß dieſer Theil
des Bildes zu dem allervortrefflichſten auf demſelben
gerechnet werden kann; doch der Felſen ſelbſt zeigt
von Lukas Kranachs Unbehülflichkeit bei landſchaft-
lichen Gegenſtänden; ſo auch im Hintergrunde das
Lager der um die eherne Schlange verſammelten
Jſraeliten, und die Hirten auf dem Felde, welchen
die Geburt des Heilands verkündet wird. Bei allen
dieſen kleinen Figuren darf man ja nicht an den
Zauber denken, den Hemling bei ähnlichen Darſtel-
lungen zu üben wußte; ſie ſind roh in der Farbe,
die Umriſſe hart und ſchwarz wie mit der Feder ge-
zogen. Dicht hinter dem Felſen, an welchem der
auferſtandene Chriſtus ſteht, lodert die Hölle
empor, und Tod und Teufel jagen einen nackten
Mann ihrem Abgrunde zu; ohnfern davon ſteht
Moſes mit den Geſetztafeln; noch erblickt man vier
Geſtalten unter denen eine in Purpur und Herme-
lin wahrſcheinlich den König David vorſtellt.
Dieſe Figuren ſind etwa einen Fuß hoch, und weit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="128"/>
grunde und an einem Fel&#x017F;en hinter dem aufer&#x017F;tand-<lb/>
nen Heiland ent&#x017F;prießen, &#x017F;ind &#x017F;o wahr, &#x017F;o fri&#x017F;ch,<lb/>
&#x017F;o vollendet in der Ausführung, daß die&#x017F;er Theil<lb/>
des Bildes zu dem allervortrefflich&#x017F;ten auf dem&#x017F;elben<lb/>
gerechnet werden kann; doch der Fel&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;t zeigt<lb/>
von Lukas Kranachs Unbehülflichkeit bei land&#x017F;chaft-<lb/>
lichen Gegen&#x017F;tänden; &#x017F;o auch im Hintergrunde das<lb/>
Lager der um die eherne Schlange ver&#x017F;ammelten<lb/>
J&#x017F;raeliten, und die Hirten auf dem Felde, welchen<lb/>
die Geburt des Heilands verkündet wird. Bei allen<lb/>
die&#x017F;en kleinen Figuren darf man ja nicht an den<lb/>
Zauber denken, den Hemling bei ähnlichen Dar&#x017F;tel-<lb/>
lungen zu üben wußte; &#x017F;ie &#x017F;ind roh in der Farbe,<lb/>
die Umri&#x017F;&#x017F;e hart und &#x017F;chwarz wie mit der Feder ge-<lb/>
zogen. Dicht hinter dem Fel&#x017F;en, an welchem der<lb/>
aufer&#x017F;tandene Chri&#x017F;tus &#x017F;teht, lodert die Hölle<lb/>
empor, und Tod und Teufel jagen einen nackten<lb/>
Mann ihrem Abgrunde zu; ohnfern davon &#x017F;teht<lb/>
Mo&#x017F;es mit den Ge&#x017F;etztafeln; noch erblickt man vier<lb/>
Ge&#x017F;talten unter denen eine in Purpur und Herme-<lb/>
lin wahr&#x017F;cheinlich den König David vor&#x017F;tellt.<lb/>
Die&#x017F;e Figuren &#x017F;ind etwa einen Fuß hoch, und weit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0136] grunde und an einem Felſen hinter dem auferſtand- nen Heiland entſprießen, ſind ſo wahr, ſo friſch, ſo vollendet in der Ausführung, daß dieſer Theil des Bildes zu dem allervortrefflichſten auf demſelben gerechnet werden kann; doch der Felſen ſelbſt zeigt von Lukas Kranachs Unbehülflichkeit bei landſchaft- lichen Gegenſtänden; ſo auch im Hintergrunde das Lager der um die eherne Schlange verſammelten Jſraeliten, und die Hirten auf dem Felde, welchen die Geburt des Heilands verkündet wird. Bei allen dieſen kleinen Figuren darf man ja nicht an den Zauber denken, den Hemling bei ähnlichen Darſtel- lungen zu üben wußte; ſie ſind roh in der Farbe, die Umriſſe hart und ſchwarz wie mit der Feder ge- zogen. Dicht hinter dem Felſen, an welchem der auferſtandene Chriſtus ſteht, lodert die Hölle empor, und Tod und Teufel jagen einen nackten Mann ihrem Abgrunde zu; ohnfern davon ſteht Moſes mit den Geſetztafeln; noch erblickt man vier Geſtalten unter denen eine in Purpur und Herme- lin wahrſcheinlich den König David vorſtellt. Dieſe Figuren ſind etwa einen Fuß hoch, und weit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/136
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/136>, abgerufen am 21.11.2024.