Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

suchten seine Wittwe zu trösten, die mit sieben
Kindern um ihn weinte. Ein Lorbeerkranz schmückte
sein Haupt im Sarge, den dreihundert Verehrer
und Freunde des Verstorbnen zur letzten Ruhestätte
begleiteten; unzählige Lobgedichte verkündeten den
Verlust des allgeschätzten Meisters und Poeten, und
sein Name wurde noch lange, in seinem Vaterlande
wie in Holland, in hohen Ehren gehalten.

Jn seinem Malerbuche, diesem bedeutendsten
seiner Werke, folgt einer in Reimen geschriebnen
Anleitung zum Malen, erstlich das Leben der antiken
Maler, soviel er davon in Erfahrung zu bringen
wußte, dann geht er zu dem der italiänischen Meister
über und benutzte dabei hauptsächlich das bekannte
Werk des Vasari. Doch den letzten und bedeutend-
sten Theil seines Buches füllt das mitunter sehr aus-
führlich beschriebne Leben der niederländischen und
hochdeutschen Meister, von den Gebrüdern van
Eyck bis auf die damals noch lebenden Zeitgenossen
Karls von Mander. Aus jeder Zeile desselben geht
nicht nur die vertrauteste Bekanntschaft mit den
alten Meistern und ihren Werken hervor, sondern

ſuchten ſeine Wittwe zu tröſten, die mit ſieben
Kindern um ihn weinte. Ein Lorbeerkranz ſchmückte
ſein Haupt im Sarge, den dreihundert Verehrer
und Freunde des Verſtorbnen zur letzten Ruheſtätte
begleiteten; unzählige Lobgedichte verkündeten den
Verluſt des allgeſchätzten Meiſters und Poeten, und
ſein Name wurde noch lange, in ſeinem Vaterlande
wie in Holland, in hohen Ehren gehalten.

Jn ſeinem Malerbuche, dieſem bedeutendſten
ſeiner Werke, folgt einer in Reimen geſchriebnen
Anleitung zum Malen, erſtlich das Leben der antiken
Maler, ſoviel er davon in Erfahrung zu bringen
wußte, dann geht er zu dem der italiäniſchen Meiſter
über und benutzte dabei hauptſächlich das bekannte
Werk des Vaſari. Doch den letzten und bedeutend-
ſten Theil ſeines Buches füllt das mitunter ſehr aus-
führlich beſchriebne Leben der niederländiſchen und
hochdeutſchen Meiſter, von den Gebrüdern van
Eyck bis auf die damals noch lebenden Zeitgenoſſen
Karls von Mander. Aus jeder Zeile deſſelben geht
nicht nur die vertrauteſte Bekanntſchaft mit den
alten Meiſtern und ihren Werken hervor, ſondern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="203"/>
&#x017F;uchten &#x017F;eine Wittwe zu trö&#x017F;ten, die mit &#x017F;ieben<lb/>
Kindern um ihn weinte. Ein Lorbeerkranz &#x017F;chmückte<lb/>
&#x017F;ein Haupt im Sarge, den dreihundert Verehrer<lb/>
und Freunde des Ver&#x017F;torbnen zur letzten Ruhe&#x017F;tätte<lb/>
begleiteten; unzählige Lobgedichte verkündeten den<lb/>
Verlu&#x017F;t des allge&#x017F;chätzten Mei&#x017F;ters und Poeten, und<lb/>
&#x017F;ein Name wurde noch lange, in &#x017F;einem Vaterlande<lb/>
wie in Holland, in hohen Ehren gehalten.</p><lb/>
        <p>Jn &#x017F;einem Malerbuche, die&#x017F;em bedeutend&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;einer Werke, folgt einer in Reimen ge&#x017F;chriebnen<lb/>
Anleitung zum Malen, er&#x017F;tlich das Leben der antiken<lb/>
Maler, &#x017F;oviel er davon in Erfahrung zu bringen<lb/>
wußte, dann geht er zu dem der italiäni&#x017F;chen Mei&#x017F;ter<lb/>
über und benutzte dabei haupt&#x017F;ächlich das bekannte<lb/>
Werk des Va&#x017F;ari. Doch den letzten und bedeutend-<lb/>
&#x017F;ten Theil &#x017F;eines Buches füllt das mitunter &#x017F;ehr aus-<lb/>
führlich be&#x017F;chriebne Leben der niederländi&#x017F;chen und<lb/>
hochdeut&#x017F;chen Mei&#x017F;ter, von den Gebrüdern van<lb/>
Eyck bis auf die damals noch lebenden Zeitgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Karls von Mander. Aus jeder Zeile de&#x017F;&#x017F;elben geht<lb/>
nicht nur die vertraute&#x017F;te Bekannt&#x017F;chaft mit den<lb/>
alten Mei&#x017F;tern und ihren Werken hervor, &#x017F;ondern<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0211] ſuchten ſeine Wittwe zu tröſten, die mit ſieben Kindern um ihn weinte. Ein Lorbeerkranz ſchmückte ſein Haupt im Sarge, den dreihundert Verehrer und Freunde des Verſtorbnen zur letzten Ruheſtätte begleiteten; unzählige Lobgedichte verkündeten den Verluſt des allgeſchätzten Meiſters und Poeten, und ſein Name wurde noch lange, in ſeinem Vaterlande wie in Holland, in hohen Ehren gehalten. Jn ſeinem Malerbuche, dieſem bedeutendſten ſeiner Werke, folgt einer in Reimen geſchriebnen Anleitung zum Malen, erſtlich das Leben der antiken Maler, ſoviel er davon in Erfahrung zu bringen wußte, dann geht er zu dem der italiäniſchen Meiſter über und benutzte dabei hauptſächlich das bekannte Werk des Vaſari. Doch den letzten und bedeutend- ſten Theil ſeines Buches füllt das mitunter ſehr aus- führlich beſchriebne Leben der niederländiſchen und hochdeutſchen Meiſter, von den Gebrüdern van Eyck bis auf die damals noch lebenden Zeitgenoſſen Karls von Mander. Aus jeder Zeile deſſelben geht nicht nur die vertrauteſte Bekanntſchaft mit den alten Meiſtern und ihren Werken hervor, ſondern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/211
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/211>, abgerufen am 19.05.2024.