Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.Er fühlte sich, so wie er wieder zu Hause war, von Er lebte und kränkelte fort während einer Er fühlte ſich, ſo wie er wieder zu Hauſe war, von Er lebte und kränkelte fort während einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="16"/> Er fühlte ſich, ſo wie er wieder zu Hauſe war, von<lb/> einem langſam ſchleichenden Übel ergriffen, welches,<lb/> ſeine Kräfte untergrabend, ihn allmählig dem Un-<lb/> tergange zuführte, und kam dadurch auf den unſe-<lb/> ligen Gedanken, von irgend einem Neider ſeines<lb/> Ruhms Gift empfangen zu haben. Freilich läßt die<lb/> Natur ſich ſelten ungeſtraft in ihrem gewohnten<lb/> Gange vorgreifen. Früchte, die früh blühten,<lb/> reifen früh und fallen ab, und der Geiſt, der ſchon<lb/> den neunjährigen Knaben ſo mächtig beſeelte, mußte<lb/> auch um ſo früher die gröberen Bande zerſtören,<lb/> welche ihn an die Erde feſſelten. Doch dieß be-<lb/> dachte Lukas von Leyden nicht, ſondern quälte ſich<lb/> Tag und Nacht mit dem peinlichen Glauben an ſeine<lb/> Vergiftung, von dem kein Zureden ſeiner Freunde<lb/> ihn abzubringen vermochte.</p><lb/> <p>Er lebte und kränkelte fort während einer<lb/> ziemlichen Reihe von Jahren, und behielt das<lb/> Schreckbild des langſam herannahenden Todes immer<lb/> im Geſicht. Dabei zerſtörte er durch verdoppelten<lb/> Fleiß alle ihm übrig gebliebne Kraft, ſtatt durch<lb/> Ruhe für ſeine längere Erhaltung zu ſorgen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [16/0026]
Er fühlte ſich, ſo wie er wieder zu Hauſe war, von
einem langſam ſchleichenden Übel ergriffen, welches,
ſeine Kräfte untergrabend, ihn allmählig dem Un-
tergange zuführte, und kam dadurch auf den unſe-
ligen Gedanken, von irgend einem Neider ſeines
Ruhms Gift empfangen zu haben. Freilich läßt die
Natur ſich ſelten ungeſtraft in ihrem gewohnten
Gange vorgreifen. Früchte, die früh blühten,
reifen früh und fallen ab, und der Geiſt, der ſchon
den neunjährigen Knaben ſo mächtig beſeelte, mußte
auch um ſo früher die gröberen Bande zerſtören,
welche ihn an die Erde feſſelten. Doch dieß be-
dachte Lukas von Leyden nicht, ſondern quälte ſich
Tag und Nacht mit dem peinlichen Glauben an ſeine
Vergiftung, von dem kein Zureden ſeiner Freunde
ihn abzubringen vermochte.
Er lebte und kränkelte fort während einer
ziemlichen Reihe von Jahren, und behielt das
Schreckbild des langſam herannahenden Todes immer
im Geſicht. Dabei zerſtörte er durch verdoppelten
Fleiß alle ihm übrig gebliebne Kraft, ſtatt durch
Ruhe für ſeine längere Erhaltung zu ſorgen.
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