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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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Ein zweites, weit kleineres Bild, welches
Mabuse nach seiner Heimkehr aus Rom malte, erin-
nert an die Werke Michael Angelos, und an alles
Herrliche italischer Kunst. Es zeigt uns die heilige
Jungfrau in hoher Anmuth, in fürstlicher Pracht,
als Königin des Himmels. Der tiefe Ernst des
Kindes ist wahrhaft göttlich zu nennen, das prächtige
faltenreiche Gewand der Mutter fließt weit über
den Boden hin. Jch kann mich des Gedankens nicht
erwehren, daß dieses Gemälde, bei aller Schönheit
der Mutter und des Kindes, dennoch das gerühmte
Porträt der Gemahlin des Marquis van der Vere
seyn könnte. Höher konnte wohl weder Mabuse,
noch irgend Jemand die Kunst des Malens treiben,
wie auf diesem höchst vollendeten kleinen Gemälde
geschah, das in Hinsicht der Ausführung der Triumph
aller Malerei genannt zu werden verdient.

Das dritte Bild Mabusens zeigt in prachtvoller
goldner Rüstung den Erzengel Michael, den Über-
winder Luzifers, welcher kraftlos unter seinem Fuße
sich windet. Himmelsglorie umstralt die hohe Hel-
dengestalt des göttlichen Streiters, während sein

Ein zweites, weit kleineres Bild, welches
Mabuſe nach ſeiner Heimkehr aus Rom malte, erin-
nert an die Werke Michael Angelos, und an alles
Herrliche italiſcher Kunſt. Es zeigt uns die heilige
Jungfrau in hoher Anmuth, in fürſtlicher Pracht,
als Königin des Himmels. Der tiefe Ernſt des
Kindes iſt wahrhaft göttlich zu nennen, das prächtige
faltenreiche Gewand der Mutter fließt weit über
den Boden hin. Jch kann mich des Gedankens nicht
erwehren, daß dieſes Gemälde, bei aller Schönheit
der Mutter und des Kindes, dennoch das gerühmte
Porträt der Gemahlin des Marquis van der Vere
ſeyn könnte. Höher konnte wohl weder Mabuſe,
noch irgend Jemand die Kunſt des Malens treiben,
wie auf dieſem höchſt vollendeten kleinen Gemälde
geſchah, das in Hinſicht der Ausführung der Triumph
aller Malerei genannt zu werden verdient.

Das dritte Bild Mabuſens zeigt in prachtvoller
goldner Rüſtung den Erzengel Michael, den Über-
winder Luzifers, welcher kraftlos unter ſeinem Fuße
ſich windet. Himmelsglorie umſtralt die hohe Hel-
dengeſtalt des göttlichen Streiters, während ſein

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[37/0047] Ein zweites, weit kleineres Bild, welches Mabuſe nach ſeiner Heimkehr aus Rom malte, erin- nert an die Werke Michael Angelos, und an alles Herrliche italiſcher Kunſt. Es zeigt uns die heilige Jungfrau in hoher Anmuth, in fürſtlicher Pracht, als Königin des Himmels. Der tiefe Ernſt des Kindes iſt wahrhaft göttlich zu nennen, das prächtige faltenreiche Gewand der Mutter fließt weit über den Boden hin. Jch kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß dieſes Gemälde, bei aller Schönheit der Mutter und des Kindes, dennoch das gerühmte Porträt der Gemahlin des Marquis van der Vere ſeyn könnte. Höher konnte wohl weder Mabuſe, noch irgend Jemand die Kunſt des Malens treiben, wie auf dieſem höchſt vollendeten kleinen Gemälde geſchah, das in Hinſicht der Ausführung der Triumph aller Malerei genannt zu werden verdient. Das dritte Bild Mabuſens zeigt in prachtvoller goldner Rüſtung den Erzengel Michael, den Über- winder Luzifers, welcher kraftlos unter ſeinem Fuße ſich windet. Himmelsglorie umſtralt die hohe Hel- dengeſtalt des göttlichen Streiters, während ſein

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/47>, abgerufen am 21.11.2024.