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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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dem ihm ehrwürdigen Glauben seiner Väter geirrt
zu werden.

Mehrere Jahre waren indessen während
Schoreels bald längerem, bald kürzerem Aufenthalt
in den Städten, wo er arbeitete, an ihm vorüber-
gezogen, und er mochte ungefähr zwei und zwanzig
Jahre zählen, als seine fernern Wanderungen, bald
nach der Trennung von Albrecht Dürer, ihn nach
Kärnthen führten, wo er in einem der adligsten und
reichsten Besitzer bedeutender Güter in diesem Lande
einen warmen Kunstfreund fand, der gastfrei auf
sein Schloß ihn einlud, und bei dem er längere Zeit
verweilte.

Jn Ruhe und Freiheit malte er dort vieles,
theils für den Freiherrn selbst bei dem er wohnte,
theils für dessen kunstliebende Freunde, und ward
mit reichen Geschenken, mit Lob und Ehren von
allen Seiten überhäuft; doch ward ihm auch ein
Lohn in dem Herzen der Tochter des edlen Hauses,
welches ihn so gastfrei empfing, dessen bloße Mög-
lichkeit dem anspruchslosen Jüngling nie in den Sinn
gekommen war. Schoreels Liebenswürdigkeit im

dem ihm ehrwürdigen Glauben ſeiner Väter geirrt
zu werden.

Mehrere Jahre waren indeſſen während
Schoreels bald längerem, bald kürzerem Aufenthalt
in den Städten, wo er arbeitete, an ihm vorüber-
gezogen, und er mochte ungefähr zwei und zwanzig
Jahre zählen, als ſeine fernern Wanderungen, bald
nach der Trennung von Albrecht Dürer, ihn nach
Kärnthen führten, wo er in einem der adligſten und
reichſten Beſitzer bedeutender Güter in dieſem Lande
einen warmen Kunſtfreund fand, der gaſtfrei auf
ſein Schloß ihn einlud, und bei dem er längere Zeit
verweilte.

Jn Ruhe und Freiheit malte er dort vieles,
theils für den Freiherrn ſelbſt bei dem er wohnte,
theils für deſſen kunſtliebende Freunde, und ward
mit reichen Geſchenken, mit Lob und Ehren von
allen Seiten überhäuft; doch ward ihm auch ein
Lohn in dem Herzen der Tochter des edlen Hauſes,
welches ihn ſo gaſtfrei empfing, deſſen bloße Mög-
lichkeit dem anſpruchsloſen Jüngling nie in den Sinn
gekommen war. Schoreels Liebenswürdigkeit im

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[55/0065] dem ihm ehrwürdigen Glauben ſeiner Väter geirrt zu werden. Mehrere Jahre waren indeſſen während Schoreels bald längerem, bald kürzerem Aufenthalt in den Städten, wo er arbeitete, an ihm vorüber- gezogen, und er mochte ungefähr zwei und zwanzig Jahre zählen, als ſeine fernern Wanderungen, bald nach der Trennung von Albrecht Dürer, ihn nach Kärnthen führten, wo er in einem der adligſten und reichſten Beſitzer bedeutender Güter in dieſem Lande einen warmen Kunſtfreund fand, der gaſtfrei auf ſein Schloß ihn einlud, und bei dem er längere Zeit verweilte. Jn Ruhe und Freiheit malte er dort vieles, theils für den Freiherrn ſelbſt bei dem er wohnte, theils für deſſen kunſtliebende Freunde, und ward mit reichen Geſchenken, mit Lob und Ehren von allen Seiten überhäuft; doch ward ihm auch ein Lohn in dem Herzen der Tochter des edlen Hauſes, welches ihn ſo gaſtfrei empfing, deſſen bloße Mög- lichkeit dem anſpruchsloſen Jüngling nie in den Sinn gekommen war. Schoreels Liebenswürdigkeit im

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/65>, abgerufen am 21.11.2024.