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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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überhäufte ihn mit vielen und großen Beweisen
seiner Huld und Gnade. Viele bedeutende Arbeiten,
die Schoreel mit großem Gelingen für seinen hohen
Beschützer ausführte, setzten ihn immer fester in
dessen Gunst. Zu diesen gehörte auch das vorzüg-
lich gelungene Bildniß des Papstes, welches dieser
einem von ihm in Löwen gestifteten Kollegium ver-
ehrte. Endlich trug Adriau seinem kunstreichen
Landsmann auch die Aufsicht über Belvedere auf,
und schien so dessen Glück für sein ganzes künftiges
Leben zu gründen.

Doch was ist wandelbarer als menschliche Pläne
und irdische Größe! Adrian starb am vierzehnten
September des Jahres 1523, nachdem er nur
wenige Monate über ein Jahr die päpstliche Krone
getragen, und Schoreel blieb plözlich verwaiset
zurück, in einem Lande, wo sein schnelles Empor-
steigen in der Gunst des heiligen Vaters gewiß nicht
unbeneidet geblieben war. Er gab von nun
an alle Gedanken auf, seine Geliebte nach Rom
heimzuholen, die wohl früher, von den Umständen
begünstigt, in ihm aufgestiegen seyn mochten. Sein

II. Bd. 5

überhäufte ihn mit vielen und großen Beweiſen
ſeiner Huld und Gnade. Viele bedeutende Arbeiten,
die Schoreel mit großem Gelingen für ſeinen hohen
Beſchützer ausführte, ſetzten ihn immer feſter in
deſſen Gunſt. Zu dieſen gehörte auch das vorzüg-
lich gelungene Bildniß des Papſtes, welches dieſer
einem von ihm in Löwen geſtifteten Kollegium ver-
ehrte. Endlich trug Adriau ſeinem kunſtreichen
Landsmann auch die Aufſicht über Belvedere auf,
und ſchien ſo deſſen Glück für ſein ganzes künftiges
Leben zu gründen.

Doch was iſt wandelbarer als menſchliche Pläne
und irdiſche Größe! Adrian ſtarb am vierzehnten
September des Jahres 1523, nachdem er nur
wenige Monate über ein Jahr die päpſtliche Krone
getragen, und Schoreel blieb plözlich verwaiſet
zurück, in einem Lande, wo ſein ſchnelles Empor-
ſteigen in der Gunſt des heiligen Vaters gewiß nicht
unbeneidet geblieben war. Er gab von nun
an alle Gedanken auf, ſeine Geliebte nach Rom
heimzuholen, die wohl früher, von den Umſtänden
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II. Bd. 5
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[65/0075] überhäufte ihn mit vielen und großen Beweiſen ſeiner Huld und Gnade. Viele bedeutende Arbeiten, die Schoreel mit großem Gelingen für ſeinen hohen Beſchützer ausführte, ſetzten ihn immer feſter in deſſen Gunſt. Zu dieſen gehörte auch das vorzüg- lich gelungene Bildniß des Papſtes, welches dieſer einem von ihm in Löwen geſtifteten Kollegium ver- ehrte. Endlich trug Adriau ſeinem kunſtreichen Landsmann auch die Aufſicht über Belvedere auf, und ſchien ſo deſſen Glück für ſein ganzes künftiges Leben zu gründen. Doch was iſt wandelbarer als menſchliche Pläne und irdiſche Größe! Adrian ſtarb am vierzehnten September des Jahres 1523, nachdem er nur wenige Monate über ein Jahr die päpſtliche Krone getragen, und Schoreel blieb plözlich verwaiſet zurück, in einem Lande, wo ſein ſchnelles Empor- ſteigen in der Gunſt des heiligen Vaters gewiß nicht unbeneidet geblieben war. Er gab von nun an alle Gedanken auf, ſeine Geliebte nach Rom heimzuholen, die wohl früher, von den Umſtänden begünſtigt, in ihm aufgeſtiegen ſeyn mochten. Sein II. Bd. 5

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/75>, abgerufen am 24.11.2024.