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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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"unbestochen gewesen. Vielleicht hat ihr Bildniß
"eben so Deine Augen wie sie selbst die meinen be-
"zaubert."

Johannes Sekundus ferneres Geschick umfassen
wenige Worte. Er glich jenen Blumen, welche weit
und breit die Lüfte mit berauschend- süßen Düften
erfüllen, in denen aber innerhalb wenigen Stunden
ihr Leben dahin strömt. Der Duft weht noch lange
an der Stätte wo sie blühten, doch sie selbst neigten
im Morgenroth ihr Haupt, und kehren nimmer
wieder.

Von dem Erzbischof von Toledo dazu über-
redet, schloß Johannes Sekundus von Spanien aus
sich Kaiser Karls des fünften Zuge nach Tunis an.
Doch seine ohnehin schwache Gesundheit erlag den
Mühseligkeiten des Kriegerlebens und dem afrika-
nischen Himmel; sie zwang ihn die Heimath so schnell
als möglich wieder aufzusuchen, in der bald darauf
ein bösartiges Fieber ihn im blühenden Alter von
fünf und zwanzig Jahren hinwegnahm. Er starb zu
Utrecht, wahrscheinlich in den Armen seines edlen
Freundes, am achten October des Jahres 1536.

„unbeſtochen geweſen. Vielleicht hat ihr Bildniß
„eben ſo Deine Augen wie ſie ſelbſt die meinen be-
„zaubert.“

Johannes Sekundus ferneres Geſchick umfaſſen
wenige Worte. Er glich jenen Blumen, welche weit
und breit die Lüfte mit berauſchend- ſüßen Düften
erfüllen, in denen aber innerhalb wenigen Stunden
ihr Leben dahin ſtrömt. Der Duft weht noch lange
an der Stätte wo ſie blühten, doch ſie ſelbſt neigten
im Morgenroth ihr Haupt, und kehren nimmer
wieder.

Von dem Erzbiſchof von Toledo dazu über-
redet, ſchloß Johannes Sekundus von Spanien aus
ſich Kaiſer Karls des fünften Zuge nach Tunis an.
Doch ſeine ohnehin ſchwache Geſundheit erlag den
Mühſeligkeiten des Kriegerlebens und dem afrika-
niſchen Himmel; ſie zwang ihn die Heimath ſo ſchnell
als möglich wieder aufzuſuchen, in der bald darauf
ein bösartiges Fieber ihn im blühenden Alter von
fünf und zwanzig Jahren hinwegnahm. Er ſtarb zu
Utrecht, wahrſcheinlich in den Armen ſeines edlen
Freundes, am achten October des Jahres 1536.

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[76/0086] „unbeſtochen geweſen. Vielleicht hat ihr Bildniß „eben ſo Deine Augen wie ſie ſelbſt die meinen be- „zaubert.“ Johannes Sekundus ferneres Geſchick umfaſſen wenige Worte. Er glich jenen Blumen, welche weit und breit die Lüfte mit berauſchend- ſüßen Düften erfüllen, in denen aber innerhalb wenigen Stunden ihr Leben dahin ſtrömt. Der Duft weht noch lange an der Stätte wo ſie blühten, doch ſie ſelbſt neigten im Morgenroth ihr Haupt, und kehren nimmer wieder. Von dem Erzbiſchof von Toledo dazu über- redet, ſchloß Johannes Sekundus von Spanien aus ſich Kaiſer Karls des fünften Zuge nach Tunis an. Doch ſeine ohnehin ſchwache Geſundheit erlag den Mühſeligkeiten des Kriegerlebens und dem afrika- niſchen Himmel; ſie zwang ihn die Heimath ſo ſchnell als möglich wieder aufzuſuchen, in der bald darauf ein bösartiges Fieber ihn im blühenden Alter von fünf und zwanzig Jahren hinwegnahm. Er ſtarb zu Utrecht, wahrſcheinlich in den Armen ſeines edlen Freundes, am achten October des Jahres 1536.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/86>, abgerufen am 20.05.2024.