Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Doch auch im hohen Norden kannte und ehrte
man ihn. Der König von Schweden wendete sich
mit der Bitte an Schoreelen, ihm einen Baumeister
zu empfehlen, und Schoreel benutzte diese Gelegen-
heit, um dem Könige durch den Architekten, welchen
er ihm sandte, ein Bild der heiligen Jungfrau über-
reichen zu lassen. Der König nahm dies Geschenk
so hoch auf, daß er dem Meister nicht nur in einem
von ihm eigenhändig unterzeichneten Schreiben dafür
dankte, sondern ihm auch einen kostbaren Ring,
einen sehr schönen Marderpelz und seinen eignen
Eisschlitten nebst vollständigem Geschirr für ein
Pferd dafür sandte. Diesem wirklich königlichen
Geschenke fügte er auch noch einen riesengroßen,
zweihundert Pfund schweren schwedischen Käse hinzu.
Doch leider kam von allen diesen Herrlichkeiten nichts
als der erbrochne Brief in Schoreels Hände, alles
Übrige hatte unterwegs einen andern Herrn gefunden.

Körperliche Uebel mancherlei Art, Gicht und
Steinschmerzen trübten das spätere Alter des edlen
Meisters und machten ihn, lange vor dem gewöhn-
lichen Laufe der Natur, zum frühen Greise. Doch

Doch auch im hohen Norden kannte und ehrte
man ihn. Der König von Schweden wendete ſich
mit der Bitte an Schoreelen, ihm einen Baumeiſter
zu empfehlen, und Schoreel benutzte dieſe Gelegen-
heit, um dem Könige durch den Architekten, welchen
er ihm ſandte, ein Bild der heiligen Jungfrau über-
reichen zu laſſen. Der König nahm dies Geſchenk
ſo hoch auf, daß er dem Meiſter nicht nur in einem
von ihm eigenhändig unterzeichneten Schreiben dafür
dankte, ſondern ihm auch einen koſtbaren Ring,
einen ſehr ſchönen Marderpelz und ſeinen eignen
Eisſchlitten nebſt vollſtändigem Geſchirr für ein
Pferd dafür ſandte. Dieſem wirklich königlichen
Geſchenke fügte er auch noch einen rieſengroßen,
zweihundert Pfund ſchweren ſchwediſchen Käſe hinzu.
Doch leider kam von allen dieſen Herrlichkeiten nichts
als der erbrochne Brief in Schoreels Hände, alles
Übrige hatte unterwegs einen andern Herrn gefunden.

Körperliche Uebel mancherlei Art, Gicht und
Steinſchmerzen trübten das ſpätere Alter des edlen
Meiſters und machten ihn, lange vor dem gewöhn-
lichen Laufe der Natur, zum frühen Greiſe. Doch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0088" n="78"/>
        <p>Doch auch im hohen Norden kannte und ehrte<lb/>
man ihn. Der König von Schweden wendete &#x017F;ich<lb/>
mit der Bitte an Schoreelen, ihm einen Baumei&#x017F;ter<lb/>
zu empfehlen, und Schoreel benutzte die&#x017F;e Gelegen-<lb/>
heit, um dem Könige durch den Architekten, welchen<lb/>
er ihm &#x017F;andte, ein Bild der heiligen Jungfrau über-<lb/>
reichen zu la&#x017F;&#x017F;en. Der König nahm dies Ge&#x017F;chenk<lb/>
&#x017F;o hoch auf, daß er dem Mei&#x017F;ter nicht nur in einem<lb/>
von ihm eigenhändig unterzeichneten Schreiben dafür<lb/>
dankte, &#x017F;ondern ihm auch einen ko&#x017F;tbaren Ring,<lb/>
einen &#x017F;ehr &#x017F;chönen Marderpelz und &#x017F;einen eignen<lb/>
Eis&#x017F;chlitten neb&#x017F;t voll&#x017F;tändigem Ge&#x017F;chirr für ein<lb/>
Pferd dafür &#x017F;andte. Die&#x017F;em wirklich königlichen<lb/>
Ge&#x017F;chenke fügte er auch noch einen rie&#x017F;engroßen,<lb/>
zweihundert Pfund &#x017F;chweren &#x017F;chwedi&#x017F;chen Kä&#x017F;e hinzu.<lb/>
Doch leider kam von allen die&#x017F;en Herrlichkeiten nichts<lb/>
als der erbrochne Brief in Schoreels Hände, alles<lb/>
Übrige hatte unterwegs einen andern Herrn gefunden.</p><lb/>
        <p>Körperliche Uebel mancherlei Art, Gicht und<lb/>
Stein&#x017F;chmerzen trübten das &#x017F;pätere Alter des edlen<lb/>
Mei&#x017F;ters und machten ihn, lange vor dem gewöhn-<lb/>
lichen Laufe der Natur, zum frühen Grei&#x017F;e. Doch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0088] Doch auch im hohen Norden kannte und ehrte man ihn. Der König von Schweden wendete ſich mit der Bitte an Schoreelen, ihm einen Baumeiſter zu empfehlen, und Schoreel benutzte dieſe Gelegen- heit, um dem Könige durch den Architekten, welchen er ihm ſandte, ein Bild der heiligen Jungfrau über- reichen zu laſſen. Der König nahm dies Geſchenk ſo hoch auf, daß er dem Meiſter nicht nur in einem von ihm eigenhändig unterzeichneten Schreiben dafür dankte, ſondern ihm auch einen koſtbaren Ring, einen ſehr ſchönen Marderpelz und ſeinen eignen Eisſchlitten nebſt vollſtändigem Geſchirr für ein Pferd dafür ſandte. Dieſem wirklich königlichen Geſchenke fügte er auch noch einen rieſengroßen, zweihundert Pfund ſchweren ſchwediſchen Käſe hinzu. Doch leider kam von allen dieſen Herrlichkeiten nichts als der erbrochne Brief in Schoreels Hände, alles Übrige hatte unterwegs einen andern Herrn gefunden. Körperliche Uebel mancherlei Art, Gicht und Steinſchmerzen trübten das ſpätere Alter des edlen Meiſters und machten ihn, lange vor dem gewöhn- lichen Laufe der Natur, zum frühen Greiſe. Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/88
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/88>, abgerufen am 20.05.2024.