Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.Arnold wußte nicht, ob er noch draußen bleiben Die Kirche, oder vielmehr der Tempel, war ein An der Morgenseite des Gebäudes gewahrte man Arnold wußte nicht, ob er noch draußen bleiben Die Kirche, oder vielmehr der Tempel, war ein An der Morgenſeite des Gebäudes gewahrte man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0110" n="102"/> <p>Arnold wußte nicht, ob er noch draußen bleiben<lb/> oder eintreten ſollte; da aber die in’s Jnnere des<lb/> Tempels führende Thür offen ſtand, entſchloß er ſich<lb/> zu letzterm.</p><lb/> <p>Die Kirche, oder vielmehr der Tempel, war ein<lb/> Erſtaunen, Ehrfurcht und Bewunderung gebietendes<lb/> Gebäude und imponirte ſowohl durch ſeine Größe,<lb/> als durch ſeine Einfachheit. Das Schiff bildete ein<lb/> ſchönes Oval; die Decke war gewölbt und von ſchlan-<lb/> ken Säulen von ſchneeweißem Marmor getragen. Die<lb/> Bildhauerarbeit, die Vergoldungen waren im edelſten<lb/> Geſchmacke und obgleich Alles reich, ſo war doch<lb/> Nichts überladen. Auf dem Altare, der mit einer<lb/> reichgeſtickten Decke von violettem Sammt belegt war,<lb/> lag das heilige Buch oder die goldene Bibel der Mor-<lb/> mons unter einer Kryſtallkuppel und bildete die ein-<lb/> zige Verzierung des Altares. Man erblickte keine<lb/> Kanzel, denn der Redner ſtellte ſich in die Mitte der<lb/> gläubigen und andächtigen Zuhörer, die einen dichten<lb/> Kreis um ihn bildeten und ihm ſtehend zuhörten.</p><lb/> <p>An der Morgenſeite des Gebäudes gewahrte man<lb/> eine breite Treppe, deren Stufen von ſchwarzem Mar-<lb/> mor und deren zierliches Geländer von blankgebohn-<lb/> tem Paliſander gemacht waren; dieſe Treppe führte<lb/> zu Smiths Wohnung, und da Arnold nur dieſe eine<lb/> erblickte, betrat er ſie.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Arnold wußte nicht, ob er noch draußen bleiben
oder eintreten ſollte; da aber die in’s Jnnere des
Tempels führende Thür offen ſtand, entſchloß er ſich
zu letzterm.
Die Kirche, oder vielmehr der Tempel, war ein
Erſtaunen, Ehrfurcht und Bewunderung gebietendes
Gebäude und imponirte ſowohl durch ſeine Größe,
als durch ſeine Einfachheit. Das Schiff bildete ein
ſchönes Oval; die Decke war gewölbt und von ſchlan-
ken Säulen von ſchneeweißem Marmor getragen. Die
Bildhauerarbeit, die Vergoldungen waren im edelſten
Geſchmacke und obgleich Alles reich, ſo war doch
Nichts überladen. Auf dem Altare, der mit einer
reichgeſtickten Decke von violettem Sammt belegt war,
lag das heilige Buch oder die goldene Bibel der Mor-
mons unter einer Kryſtallkuppel und bildete die ein-
zige Verzierung des Altares. Man erblickte keine
Kanzel, denn der Redner ſtellte ſich in die Mitte der
gläubigen und andächtigen Zuhörer, die einen dichten
Kreis um ihn bildeten und ihm ſtehend zuhörten.
An der Morgenſeite des Gebäudes gewahrte man
eine breite Treppe, deren Stufen von ſchwarzem Mar-
mor und deren zierliches Geländer von blankgebohn-
tem Paliſander gemacht waren; dieſe Treppe führte
zu Smiths Wohnung, und da Arnold nur dieſe eine
erblickte, betrat er ſie.
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