Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.ovalen, von dem üppigsten Rasen eingeschlossenen Teich, Arnold sah das erste Mal, als er diesen zauber- ovalen, von dem üppigſten Raſen eingeſchloſſenen Teich, Arnold ſah das erſte Mal, als er dieſen zauber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="101"/> ovalen, von dem üppigſten Raſen eingeſchloſſenen Teich,<lb/> in dem Gold- und Silberfiſche im belebenden Son-<lb/> nenſtrahle ſpielten. Hier bot ein Blumenparterre, dort<lb/> ein ſinnig angelegtes Bosquet den reizendſten Anblick<lb/> dar und aus den Zweigen der höchſten Bäume ſäuſel-<lb/> ten wahrhaft himmliſche Töne zu dem Ohre des ent-<lb/> zückten Hörers nieder: es waren Aeolsharfen ſo ge-<lb/> ſchickt darin angebracht, daß der leiſeſte Lufthauch<lb/> den Saiten die wunderbar klagenden Töne entlockte,<lb/> die das Herz mit ſo ſüßer Melancholie erfüllen.</p><lb/> <p>Arnold ſah das erſte Mal, als er dieſen zauber-<lb/> haften Ort durchſchritt, wenig von der Schönheit deſ-<lb/> ſelben und lernte ihn erſt ſpäter, wo er oft darin<lb/> verweilte, würdigen. Sein Führer, der ſich ſchon auf<lb/> die Ueberraſchung gefreut haben mochte, die ſein Be-<lb/> gleiter beim Anblick dieſes wahrhaft feenhaften Gar-<lb/> tens an den Tag legen würde — denn die Schönheit<lb/> deſſelben war größtentheils ſein Werk — wurde nicht<lb/> wenig durch die anſcheinende Gleichgültigkeit des jun-<lb/> gen Europäers verſtimmt und ſein Geſicht nahm den<lb/> frühern mürriſchen und finſtern Ausdruck wieder an.<lb/> Er öffnete, ohne ein Wort zu ſagen, mit dem mit-<lb/> gebrachten Schlüſſel die in den Garten führende Thür,<lb/> ſchellte mit einer daneben angebrachten Glocke, ver-<lb/> beugte ſich gegen Arnold und trat dann ſchweigend<lb/> den Rückweg an.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [101/0109]
ovalen, von dem üppigſten Raſen eingeſchloſſenen Teich,
in dem Gold- und Silberfiſche im belebenden Son-
nenſtrahle ſpielten. Hier bot ein Blumenparterre, dort
ein ſinnig angelegtes Bosquet den reizendſten Anblick
dar und aus den Zweigen der höchſten Bäume ſäuſel-
ten wahrhaft himmliſche Töne zu dem Ohre des ent-
zückten Hörers nieder: es waren Aeolsharfen ſo ge-
ſchickt darin angebracht, daß der leiſeſte Lufthauch
den Saiten die wunderbar klagenden Töne entlockte,
die das Herz mit ſo ſüßer Melancholie erfüllen.
Arnold ſah das erſte Mal, als er dieſen zauber-
haften Ort durchſchritt, wenig von der Schönheit deſ-
ſelben und lernte ihn erſt ſpäter, wo er oft darin
verweilte, würdigen. Sein Führer, der ſich ſchon auf
die Ueberraſchung gefreut haben mochte, die ſein Be-
gleiter beim Anblick dieſes wahrhaft feenhaften Gar-
tens an den Tag legen würde — denn die Schönheit
deſſelben war größtentheils ſein Werk — wurde nicht
wenig durch die anſcheinende Gleichgültigkeit des jun-
gen Europäers verſtimmt und ſein Geſicht nahm den
frühern mürriſchen und finſtern Ausdruck wieder an.
Er öffnete, ohne ein Wort zu ſagen, mit dem mit-
gebrachten Schlüſſel die in den Garten führende Thür,
ſchellte mit einer daneben angebrachten Glocke, ver-
beugte ſich gegen Arnold und trat dann ſchweigend
den Rückweg an.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |