zärtlich in seine Arme nahm und es wiederholt küßte, zu liebkosen. Dann nahm er sein Roß beim Zügel und ging zu Fuß auf Arnold zu.
Der Herannahende hatte eine helmbuschartige Verzierung von Reiher- und Adlerfedern auf dem Haupte, das mit ziemlich langem, kohlschwarzem, schlichtem Haare bedeckt war; seine Hautfarbe glich an Röthe der des frisch gegossenen Kupfers; sein Wuchs war fast riesenhaft und alle Verhältnisse der Gestalt dabei doch im schönsten Ebenmaße. An den ziemlich großen Ohren hing eine Zierath von Silber, um den Hals eine Schnur von Bärenklauen und am Gürtel eine zweite, von der eine Anzahl Scalps oder Kopfhäute herabhing. Jn diesem Gürtel steckte auch die furchtbarste Waffe der Wilden, der Tomahawk, welcher zugleich die Stelle des Beils und des Messers vertreten muß. Die Beine des Wilden waren mit einem Paar Lederhosen, von ungegerbtem Leder, be- deckt und der Leib von einem ziemlich eng anschlie- ßenden Rocke von demselben Stoffe, über den aber noch eine Art Ueberwurf von langhaarigem Büffelfell, wie ein Mantel, geworfen war. Die Füße steckten in fest anschließenden, buntbemalten Halbstiefeln oder Mo- cassins, denen aber die Sohle fehlte. Außer dem To- mahawk trug der Sioux -- denn einen Wilden die- ses Stammes hatte unser Freund vor sich -- auch
zärtlich in ſeine Arme nahm und es wiederholt küßte, zu liebkoſen. Dann nahm er ſein Roß beim Zügel und ging zu Fuß auf Arnold zu.
Der Herannahende hatte eine helmbuſchartige Verzierung von Reiher- und Adlerfedern auf dem Haupte, das mit ziemlich langem, kohlſchwarzem, ſchlichtem Haare bedeckt war; ſeine Hautfarbe glich an Röthe der des friſch gegoſſenen Kupfers; ſein Wuchs war faſt rieſenhaft und alle Verhältniſſe der Geſtalt dabei doch im ſchönſten Ebenmaße. An den ziemlich großen Ohren hing eine Zierath von Silber, um den Hals eine Schnur von Bärenklauen und am Gürtel eine zweite, von der eine Anzahl Scalps oder Kopfhäute herabhing. Jn dieſem Gürtel ſteckte auch die furchtbarſte Waffe der Wilden, der Tomahawk, welcher zugleich die Stelle des Beils und des Meſſers vertreten muß. Die Beine des Wilden waren mit einem Paar Lederhoſen, von ungegerbtem Leder, be- deckt und der Leib von einem ziemlich eng anſchlie- ßenden Rocke von demſelben Stoffe, über den aber noch eine Art Ueberwurf von langhaarigem Büffelfell, wie ein Mantel, geworfen war. Die Füße ſteckten in feſt anſchließenden, buntbemalten Halbſtiefeln oder Mo- caſſins, denen aber die Sohle fehlte. Außer dem To- mahawk trug der Sioux — denn einen Wilden die- ſes Stammes hatte unſer Freund vor ſich — auch
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zärtlich in ſeine Arme nahm und es wiederholt küßte,
zu liebkoſen. Dann nahm er ſein Roß beim Zügel
und ging zu Fuß auf Arnold zu.
Der Herannahende hatte eine helmbuſchartige
Verzierung von Reiher- und Adlerfedern auf dem
Haupte, das mit ziemlich langem, kohlſchwarzem,
ſchlichtem Haare bedeckt war; ſeine Hautfarbe glich
an Röthe der des friſch gegoſſenen Kupfers; ſein
Wuchs war faſt rieſenhaft und alle Verhältniſſe der
Geſtalt dabei doch im ſchönſten Ebenmaße. An den
ziemlich großen Ohren hing eine Zierath von Silber,
um den Hals eine Schnur von Bärenklauen und am
Gürtel eine zweite, von der eine Anzahl Scalps oder
Kopfhäute herabhing. Jn dieſem Gürtel ſteckte auch
die furchtbarſte Waffe der Wilden, der Tomahawk,
welcher zugleich die Stelle des Beils und des Meſſers
vertreten muß. Die Beine des Wilden waren mit
einem Paar Lederhoſen, von ungegerbtem Leder, be-
deckt und der Leib von einem ziemlich eng anſchlie-
ßenden Rocke von demſelben Stoffe, über den aber
noch eine Art Ueberwurf von langhaarigem Büffelfell,
wie ein Mantel, geworfen war. Die Füße ſteckten in
feſt anſchließenden, buntbemalten Halbſtiefeln oder Mo-
caſſins, denen aber die Sohle fehlte. Außer dem To-
mahawk trug der Sioux — denn einen Wilden die-
ſes Stammes hatte unſer Freund vor ſich — auch
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/17>, abgerufen am 27.07.2024.
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