denspfeife, mit einander zu rauchen. Für mich sollte, so hatte man bestimmt, dies ein doppelter Festtag werden, indem man White-hawk, der wenige Tage zuvor seine erste Kopfhaut erbeutet, in die Reihen der Krieger aufnähme."
-- "Mein Herz war zugleich voll Stolz und Freude," fuhr der Sioux nach einer Pause in seiner Erzählung fort, "denn die Ehre, die man White- hawk erzeigen wollte, erzeigte man ja doppelt mir, seinem Erzeuger. Ria-weki, mein Weib, schmückte den Wigwam mit frischen Blumen und Kräutern und bereitete vom Buckel des Büffels, den White-hawk, und vom Rothwilde, das ich erlegt, das leckerste Mahl; ich und der Sohn färbten uns das Antlitz roth und ich umgürtete mich mit allen genommenen Scalps, während White-hawk sich nur mit einem umgürten konnte, wozu er aber bald mehre gefügt haben würde. Da die Ehre des Tages nun sein seyn sollte und ich wünschte, ihn im höchsten Putze zu sehen, damit un- sere ehemaligen Feinde ihm auch Ehre anthäten, gab ich ihm meine Büchse, das werthe Geschenk von dir, mein bleicher Bruder, und so begaben wir uns freu- dig auf den Versammlungsplatz im Walde, er stolz wie ein junger Adler, der sich zum erstenmale aus dem Neste hoch in die Lüfte emporschwingt, ich glück-
denspfeife, mit einander zu rauchen. Für mich ſollte, ſo hatte man beſtimmt, dies ein doppelter Feſttag werden, indem man White-hawk, der wenige Tage zuvor ſeine erſte Kopfhaut erbeutet, in die Reihen der Krieger aufnähme.“
— „Mein Herz war zugleich voll Stolz und Freude,“ fuhr der Sioux nach einer Pauſe in ſeiner Erzählung fort, „denn die Ehre, die man White- hawk erzeigen wollte, erzeigte man ja doppelt mir, ſeinem Erzeuger. Ria-weki, mein Weib, ſchmückte den Wigwam mit friſchen Blumen und Kräutern und bereitete vom Buckel des Büffels, den White-hawk, und vom Rothwilde, das ich erlegt, das leckerſte Mahl; ich und der Sohn färbten uns das Antlitz roth und ich umgürtete mich mit allen genommenen Scalps, während White-hawk ſich nur mit einem umgürten konnte, wozu er aber bald mehre gefügt haben würde. Da die Ehre des Tages nun ſein ſeyn ſollte und ich wünſchte, ihn im höchſten Putze zu ſehen, damit un- ſere ehemaligen Feinde ihm auch Ehre anthäten, gab ich ihm meine Büchſe, das werthe Geſchenk von dir, mein bleicher Bruder, und ſo begaben wir uns freu- dig auf den Verſammlungsplatz im Walde, er ſtolz wie ein junger Adler, der ſich zum erſtenmale aus dem Neſte hoch in die Lüfte emporſchwingt, ich glück-
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denspfeife, mit einander zu rauchen. Für mich ſollte,
ſo hatte man beſtimmt, dies ein doppelter Feſttag
werden, indem man White-hawk, der wenige Tage
zuvor ſeine erſte Kopfhaut erbeutet, in die Reihen
der Krieger aufnähme.“
— „Mein Herz war zugleich voll Stolz und
Freude,“ fuhr der Sioux nach einer Pauſe in ſeiner
Erzählung fort, „denn die Ehre, die man White-
hawk erzeigen wollte, erzeigte man ja doppelt mir,
ſeinem Erzeuger. Ria-weki, mein Weib, ſchmückte
den Wigwam mit friſchen Blumen und Kräutern und
bereitete vom Buckel des Büffels, den White-hawk,
und vom Rothwilde, das ich erlegt, das leckerſte Mahl;
ich und der Sohn färbten uns das Antlitz roth und
ich umgürtete mich mit allen genommenen Scalps,
während White-hawk ſich nur mit einem umgürten
konnte, wozu er aber bald mehre gefügt haben würde.
Da die Ehre des Tages nun ſein ſeyn ſollte und ich
wünſchte, ihn im höchſten Putze zu ſehen, damit un-
ſere ehemaligen Feinde ihm auch Ehre anthäten, gab
ich ihm meine Büchſe, das werthe Geſchenk von dir,
mein bleicher Bruder, und ſo begaben wir uns freu-
dig auf den Verſammlungsplatz im Walde, er ſtolz
wie ein junger Adler, der ſich zum erſtenmale aus
dem Neſte hoch in die Lüfte emporſchwingt, ich glück-
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/23>, abgerufen am 27.07.2024.
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