rache aus!" riefen Einige, und Andere: "Es ist keine Ursache zum Kriege mehr!"
-- "Jch stand von fern und sagte kein Wort, denn das Herz in der Brust wollte mir vor Leid zer- springen."
-- "Brüder, Freunde, Rothhäute," nahm dann White-hawk wieder das Wort -- und seine Stimme bebte nicht so wie das Herz in meiner Brust, "Brü- der, ich habe gefehlt und will büßen; ich habe ge- tödtet und will sterben, wenn ihr es wollt; haltet das Blutgericht über mich und was es befiehlt, will ich thun und leiden."
Da trat Opiska Toaki, der weiße Raabe, Nanawa der Chippewas, aus dem Kreise der Seinen hervor, legte die Hand auf das Haupt White-hawks und sprach die Worte:
-- "Du hast dich selbst der Blutrache überliefert, Sioux, und bist nun heilig bis zu der Stunde, wo wir dich vor uns fordern werden, damit du durch die Hand des Bluträchers entweder ebenfalls den Tod er- leidest und seine Hand deinen Scalp nimmt, oder du durch würdige Gabe dein Leben einlösest. Der, den du tödtetest, war mein jüngster Bruder und da der Vater bereits bei Manitou weilt, bin ich der Blut- rächer des Gemordeten. Jch lade dich daher, White- hawk, zum Tage des nächsten Vollmonds, zu den Hü-
rache aus!“ riefen Einige, und Andere: „Es iſt keine Urſache zum Kriege mehr!“
— „Jch ſtand von fern und ſagte kein Wort, denn das Herz in der Bruſt wollte mir vor Leid zer- ſpringen.“
— „Brüder, Freunde, Rothhäute,“ nahm dann White-hawk wieder das Wort — und ſeine Stimme bebte nicht ſo wie das Herz in meiner Bruſt, „Brü- der, ich habe gefehlt und will büßen; ich habe ge- tödtet und will ſterben, wenn ihr es wollt; haltet das Blutgericht über mich und was es befiehlt, will ich thun und leiden.“
Da trat Opiska Toaki, der weiße Raabe, Nanawa der Chippewas, aus dem Kreiſe der Seinen hervor, legte die Hand auf das Haupt White-hawks und ſprach die Worte:
— „Du haſt dich ſelbſt der Blutrache überliefert, Sioux, und biſt nun heilig bis zu der Stunde, wo wir dich vor uns fordern werden, damit du durch die Hand des Bluträchers entweder ebenfalls den Tod er- leideſt und ſeine Hand deinen Scalp nimmt, oder du durch würdige Gabe dein Leben einlöſeſt. Der, den du tödteteſt, war mein jüngſter Bruder und da der Vater bereits bei Manitou weilt, bin ich der Blut- rächer des Gemordeten. Jch lade dich daher, White- hawk, zum Tage des nächſten Vollmonds, zu den Hü-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="18"/>
rache aus!“ riefen Einige, und Andere: „Es iſt keine<lb/>
Urſache zum Kriege mehr!“</p><lb/><p>—„Jch ſtand von fern und ſagte kein Wort,<lb/>
denn das Herz in der Bruſt wollte mir vor Leid zer-<lb/>ſpringen.“</p><lb/><p>—„Brüder, Freunde, Rothhäute,“ nahm dann<lb/>
White-hawk wieder das Wort — und ſeine Stimme<lb/>
bebte nicht ſo wie das Herz in meiner Bruſt, „Brü-<lb/>
der, ich habe gefehlt und will büßen; ich habe ge-<lb/>
tödtet und will ſterben, wenn ihr es wollt; haltet<lb/>
das Blutgericht über mich und was es befiehlt, will<lb/>
ich thun und leiden.“</p><lb/><p>Da trat <hirendition="#g">Opiska Toaki,</hi> der weiße Raabe,<lb/>
Nanawa der Chippewas, aus dem Kreiſe der Seinen<lb/>
hervor, legte die Hand auf das Haupt White-hawks<lb/>
und ſprach die Worte:</p><lb/><p>—„Du haſt dich ſelbſt der Blutrache überliefert,<lb/>
Sioux, und biſt nun heilig bis zu der Stunde, wo<lb/>
wir dich vor uns fordern werden, damit du durch die<lb/>
Hand des Bluträchers entweder ebenfalls den Tod er-<lb/>
leideſt und ſeine Hand deinen Scalp nimmt, oder du<lb/>
durch würdige Gabe dein Leben einlöſeſt. Der, den<lb/>
du tödteteſt, war mein jüngſter Bruder und da der<lb/>
Vater bereits bei Manitou weilt, bin ich der Blut-<lb/>
rächer des Gemordeten. Jch lade dich daher, White-<lb/>
hawk, zum Tage des nächſten Vollmonds, zu den Hü-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[18/0026]
rache aus!“ riefen Einige, und Andere: „Es iſt keine
Urſache zum Kriege mehr!“
— „Jch ſtand von fern und ſagte kein Wort,
denn das Herz in der Bruſt wollte mir vor Leid zer-
ſpringen.“
— „Brüder, Freunde, Rothhäute,“ nahm dann
White-hawk wieder das Wort — und ſeine Stimme
bebte nicht ſo wie das Herz in meiner Bruſt, „Brü-
der, ich habe gefehlt und will büßen; ich habe ge-
tödtet und will ſterben, wenn ihr es wollt; haltet
das Blutgericht über mich und was es befiehlt, will
ich thun und leiden.“
Da trat Opiska Toaki, der weiße Raabe,
Nanawa der Chippewas, aus dem Kreiſe der Seinen
hervor, legte die Hand auf das Haupt White-hawks
und ſprach die Worte:
— „Du haſt dich ſelbſt der Blutrache überliefert,
Sioux, und biſt nun heilig bis zu der Stunde, wo
wir dich vor uns fordern werden, damit du durch die
Hand des Bluträchers entweder ebenfalls den Tod er-
leideſt und ſeine Hand deinen Scalp nimmt, oder du
durch würdige Gabe dein Leben einlöſeſt. Der, den
du tödteteſt, war mein jüngſter Bruder und da der
Vater bereits bei Manitou weilt, bin ich der Blut-
rächer des Gemordeten. Jch lade dich daher, White-
hawk, zum Tage des nächſten Vollmonds, zu den Hü-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/26>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.