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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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sein Erscheinen für den ganzen Stamm eine Freude
seyn würde.

Der Weg war, zumal für einen Fußgänger, weit
und ermüdend, die Luft in der baum- und strauch-
losen Prairie um diese Jahreszeit erdrückend heiß;
allein alles Dieses schreckte ihn nicht von seiner Wan-
derung ab und ihm war inmitten aller dieser Be-
schwerden und Mühseligkeiten, ja selbst der Gefahren,
die den einsamen Wanderer in der Prairie durch ihre
wilden Bewohner erwarten, so wohl, so behaglich,
wie seit langer Zeit nicht.

Wie schön war es auch nicht, wenn er, ermüdet
durch die Sonnenhitze und einen angestrengten Marsch
durch die grüne Wüste, endlich am kühlen Flusse an-
langte und seine ermatteten Glieder durch ein Bad er-
frischen konnte; oder wenn eine Strecke duftigen Ur-
walds sich am Rande des Horizontes zeigte und er
seine kühlen Schatten nach unsäglicher Anstrengung er-
reichte und seinen Leib auf den üppigen Gräsern und
Moosen ausstreckte; wenn der Gesang der Waldvögel
und das melancholische Girren der Ringeltauben ihn
in Schlummer wiegte, dem er sich ohne Furcht hin-
geben konnte, da Brunos Wachsamkeit der sicherste
Schutz für ihn war.

Auch das treue Thier schien allmählig wieder
aufzuleben und munterer zu werden, als es, getrennt

ſein Erſcheinen für den ganzen Stamm eine Freude
ſeyn würde.

Der Weg war, zumal für einen Fußgänger, weit
und ermüdend, die Luft in der baum- und ſtrauch-
loſen Prairie um dieſe Jahreszeit erdrückend heiß;
allein alles Dieſes ſchreckte ihn nicht von ſeiner Wan-
derung ab und ihm war inmitten aller dieſer Be-
ſchwerden und Mühſeligkeiten, ja ſelbſt der Gefahren,
die den einſamen Wanderer in der Prairie durch ihre
wilden Bewohner erwarten, ſo wohl, ſo behaglich,
wie ſeit langer Zeit nicht.

Wie ſchön war es auch nicht, wenn er, ermüdet
durch die Sonnenhitze und einen angeſtrengten Marſch
durch die grüne Wüſte, endlich am kühlen Fluſſe an-
langte und ſeine ermatteten Glieder durch ein Bad er-
friſchen konnte; oder wenn eine Strecke duftigen Ur-
walds ſich am Rande des Horizontes zeigte und er
ſeine kühlen Schatten nach unſäglicher Anſtrengung er-
reichte und ſeinen Leib auf den üppigen Gräſern und
Mooſen ausſtreckte; wenn der Geſang der Waldvögel
und das melancholiſche Girren der Ringeltauben ihn
in Schlummer wiegte, dem er ſich ohne Furcht hin-
geben konnte, da Brunos Wachſamkeit der ſicherſte
Schutz für ihn war.

Auch das treue Thier ſchien allmählig wieder
aufzuleben und munterer zu werden, als es, getrennt

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[5/0011] ſein Erſcheinen für den ganzen Stamm eine Freude ſeyn würde. Der Weg war, zumal für einen Fußgänger, weit und ermüdend, die Luft in der baum- und ſtrauch- loſen Prairie um dieſe Jahreszeit erdrückend heiß; allein alles Dieſes ſchreckte ihn nicht von ſeiner Wan- derung ab und ihm war inmitten aller dieſer Be- ſchwerden und Mühſeligkeiten, ja ſelbſt der Gefahren, die den einſamen Wanderer in der Prairie durch ihre wilden Bewohner erwarten, ſo wohl, ſo behaglich, wie ſeit langer Zeit nicht. Wie ſchön war es auch nicht, wenn er, ermüdet durch die Sonnenhitze und einen angeſtrengten Marſch durch die grüne Wüſte, endlich am kühlen Fluſſe an- langte und ſeine ermatteten Glieder durch ein Bad er- friſchen konnte; oder wenn eine Strecke duftigen Ur- walds ſich am Rande des Horizontes zeigte und er ſeine kühlen Schatten nach unſäglicher Anſtrengung er- reichte und ſeinen Leib auf den üppigen Gräſern und Mooſen ausſtreckte; wenn der Geſang der Waldvögel und das melancholiſche Girren der Ringeltauben ihn in Schlummer wiegte, dem er ſich ohne Furcht hin- geben konnte, da Brunos Wachſamkeit der ſicherſte Schutz für ihn war. Auch das treue Thier ſchien allmählig wieder aufzuleben und munterer zu werden, als es, getrennt

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/11>, abgerufen am 21.11.2024.