Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.und tief erröthend suchte ich mich seinen Armen zu -- "Es geht nicht," sagte er lächelnd, mich Er hatte Recht, ich war sein, "unverweigerlich Er ließ mich wirklich aus seinen Armen los; er -- "Sehen Sie," sagte er, sich mir wieder Als er sich am folgenden Tage wieder vom Kran- und tief erröthend ſuchte ich mich ſeinen Armen zu — „Es geht nicht,“ ſagte er lächelnd, mich Er hatte Recht, ich war ſein, „unverweigerlich Er ließ mich wirklich aus ſeinen Armen los; er — „Sehen Sie,“ ſagte er, ſich mir wieder Als er ſich am folgenden Tage wieder vom Kran- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> und tief erröthend ſuchte ich mich ſeinen Armen zu<lb/> entwinden und in das Krankenzimmer zurückzu-<lb/> fliehen.</p><lb/> <p>— „Es geht nicht,“ ſagte er lächelnd, mich<lb/> noch feſter an ſich ſchließend; „es geht nicht! Meine<lb/> Arme ſind ſtark wie Eiſen, und ſelbſt wenn ich Sie<lb/> losließe, würden Sie müſſen, was ich will: Sie ſind<lb/><hi rendition="#g">mein,</hi> unverweigerlich <hi rendition="#g">mein!</hi> Wagen Sie, das Ge-<lb/> gentheil zu behaupten!“</p><lb/> <p>Er hatte Recht, ich war ſein, „unverweigerlich<lb/> ſein,“ nichts vermochte mich vor ihm zu retten!</p><lb/> <p>Er ließ mich wirklich aus ſeinen Armen los; er<lb/> kreuzte ſie über ſeiner Bruſt und ſtand mir lächelnd<lb/> gegenüber; ich hätte fliehen, mich ihm entziehen kön-<lb/> nen; aber ich blieb, wie durch einen Zauber gebannt,<lb/> vor ihm ſtehen.</p><lb/> <p>— „Sehen Sie,“ ſagte er, ſich mir wieder<lb/> nähernd und mich küſſend, „ſehen Sie, daß es nicht<lb/> geht?“ Dann ging er; in ſeinen Blicken lag ein<lb/> triumphirender Ausdruck.</p><lb/> <p>Als er ſich am folgenden Tage wieder vom Kran-<lb/> kenbette entfernt hatte und in den Vorſaal hinaus-<lb/> gegangen war, folgte ich ihm nicht. Ein geheimes<lb/> Gefühl, über das ich mir aber keine Rechenſchaft ab-<lb/> zulegen wußte, ſagte mir, daß ich ihm keinen Schritt<lb/> entgegen thun dürfte, wenn ich der Sittſamkeit nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
und tief erröthend ſuchte ich mich ſeinen Armen zu
entwinden und in das Krankenzimmer zurückzu-
fliehen.
— „Es geht nicht,“ ſagte er lächelnd, mich
noch feſter an ſich ſchließend; „es geht nicht! Meine
Arme ſind ſtark wie Eiſen, und ſelbſt wenn ich Sie
losließe, würden Sie müſſen, was ich will: Sie ſind
mein, unverweigerlich mein! Wagen Sie, das Ge-
gentheil zu behaupten!“
Er hatte Recht, ich war ſein, „unverweigerlich
ſein,“ nichts vermochte mich vor ihm zu retten!
Er ließ mich wirklich aus ſeinen Armen los; er
kreuzte ſie über ſeiner Bruſt und ſtand mir lächelnd
gegenüber; ich hätte fliehen, mich ihm entziehen kön-
nen; aber ich blieb, wie durch einen Zauber gebannt,
vor ihm ſtehen.
— „Sehen Sie,“ ſagte er, ſich mir wieder
nähernd und mich küſſend, „ſehen Sie, daß es nicht
geht?“ Dann ging er; in ſeinen Blicken lag ein
triumphirender Ausdruck.
Als er ſich am folgenden Tage wieder vom Kran-
kenbette entfernt hatte und in den Vorſaal hinaus-
gegangen war, folgte ich ihm nicht. Ein geheimes
Gefühl, über das ich mir aber keine Rechenſchaft ab-
zulegen wußte, ſagte mir, daß ich ihm keinen Schritt
entgegen thun dürfte, wenn ich der Sittſamkeit nicht
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