Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.sehen, als den Ton seiner Stimme zu hören, als in Schon nach den ersten Besuchen wußte er, wie Er gelobte mir nicht, nach Art gewöhnlicher Nur das erste Mal, als er sich eine unschickliche ſehen, als den Ton ſeiner Stimme zu hören, als in Schon nach den erſten Beſuchen wußte er, wie Er gelobte mir nicht, nach Art gewöhnlicher Nur das erſte Mal, als er ſich eine unſchickliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0114" n="108"/> ſehen, als den Ton ſeiner Stimme zu hören, als in<lb/> ſein Auge zu blicken.</p><lb/> <p>Schon nach den erſten Beſuchen wußte er, wie<lb/> er mit mir daran war, daß ich ihm gänzlich hingege-<lb/> ben, daß er mit mir machen konnte, was er wollte.<lb/> Auch wendete er die gewöhnlichen Verführungskünſte<lb/> bei mir nicht an; es bedurfte ihrer bei mir nicht,<lb/> denn ich beſaß nicht die mindeſte Kraft, ihm Wider-<lb/> ſtand leiſten zu können. Jch gehorchte ſeinen Win-<lb/> ken, wie die Somnambüle den gegen ſie ausgeſtreck-<lb/> ten Fingerſpitzen des Magnetiſeurs folgt; ich würde<lb/> ihm ohne Widerrede in die Hölle gefolgt ſeyn, wenn<lb/> er es verlangt hätte.</p><lb/> <p>Er gelobte mir nicht, nach Art gewöhnlicher<lb/> Männer, ewige Liebe und Treue; aber ſeine Blicke,<lb/> ſeine Küſſe ſagten mir, daß er mich liebte, und hätte<lb/> er mir geſagt, daß er mich haſſe, verabſcheue, ſo<lb/> würde ich mich doch ſeinen Befehlen haben unterwer-<lb/> fen müſſen. Jch hatte aufgehört, für mich zu be-<lb/> ſtehen, mein Weſen war in dem ſeinigen ſo vollkom-<lb/> men aufgegangen, daß ich als Einzelnweſen nicht mehr<lb/> exiſtirte.</p><lb/> <p>Nur das erſte Mal, als er ſich eine unſchickliche<lb/> Freiheit gegen mich herausnehmen und mich ohne Wei-<lb/> teres beim Hinausgehen umarmen und küſſen wollte,<lb/> ſträubte ſich meine jungfräuliche Sittſamkeit dagegen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0114]
ſehen, als den Ton ſeiner Stimme zu hören, als in
ſein Auge zu blicken.
Schon nach den erſten Beſuchen wußte er, wie
er mit mir daran war, daß ich ihm gänzlich hingege-
ben, daß er mit mir machen konnte, was er wollte.
Auch wendete er die gewöhnlichen Verführungskünſte
bei mir nicht an; es bedurfte ihrer bei mir nicht,
denn ich beſaß nicht die mindeſte Kraft, ihm Wider-
ſtand leiſten zu können. Jch gehorchte ſeinen Win-
ken, wie die Somnambüle den gegen ſie ausgeſtreck-
ten Fingerſpitzen des Magnetiſeurs folgt; ich würde
ihm ohne Widerrede in die Hölle gefolgt ſeyn, wenn
er es verlangt hätte.
Er gelobte mir nicht, nach Art gewöhnlicher
Männer, ewige Liebe und Treue; aber ſeine Blicke,
ſeine Küſſe ſagten mir, daß er mich liebte, und hätte
er mir geſagt, daß er mich haſſe, verabſcheue, ſo
würde ich mich doch ſeinen Befehlen haben unterwer-
fen müſſen. Jch hatte aufgehört, für mich zu be-
ſtehen, mein Weſen war in dem ſeinigen ſo vollkom-
men aufgegangen, daß ich als Einzelnweſen nicht mehr
exiſtirte.
Nur das erſte Mal, als er ſich eine unſchickliche
Freiheit gegen mich herausnehmen und mich ohne Wei-
teres beim Hinausgehen umarmen und küſſen wollte,
ſträubte ſich meine jungfräuliche Sittſamkeit dagegen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |