Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.nisse haben, und, da wir die größeste Vorsicht ge- Da gingen seltsame Veränderungen mit mir vor: Einst, als er länger als gewöhnlich von mir niſſe haben, und, da wir die größeſte Vorſicht ge- Da gingen ſeltſame Veränderungen mit mir vor: Einſt, als er länger als gewöhnlich von mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="114"/> niſſe haben, und, da wir die größeſte Vorſicht ge-<lb/> brauchten, nicht einmal mein Vater, obgleich ſein<lb/> Zimmer ſich unmittelbar unter dem meinigen befand.</p><lb/> <p>Da gingen ſeltſame Veränderungen mit mir vor:<lb/> ich, früher immer ſo kräftig und geſund, fing an zu<lb/> kränkeln, mich unbehaglich zu fühlen; die Roſen auf<lb/> meinen Wangen erbleichten nach und nach und mich<lb/> befiel oft eine Mattigkeit, die nahe an Ohnmacht<lb/> grenzte. Unerfahren wie ich war, hatte ich keine<lb/> Ahnung von dem Zuſtande, worin ich mich befand<lb/> und um Braun nicht zu ängſtigen, verbarg ich ihn<lb/> möglichſt vor ihm. Doch ertappte ich ihn trotz dem<lb/> oft auf ängſtlichen Blicken, die er verſtohlen auf mich<lb/> heftete, glaubte aber, daß ihm, als Arzt, trotz mei-<lb/> nes Schweigens, mein Uebelbefinden kein Geheimniß<lb/> mehr ſei und dieſes ihn mehr ängſtigte, als er mir<lb/> geſtehen wollte.</p><lb/> <p>Einſt, als er länger als gewöhnlich von mir<lb/> weggeblieben war — doch hatte er mir zuvor geſagt,<lb/> daß er auf ungewöhnlich lange Zeit abweſend ſeyn<lb/> würde, und ſo ängſtigte es mich nicht — fühlte ich<lb/> ſich Etwas unter meinem Herzen dehnen und bewegen<lb/> und dadurch erwachte zuerſt der Gedanke in mir, daß<lb/> ich eine Frucht unſerer geheimen Verbindung darunter<lb/> trage. Jch weiß nicht, ob ich mehr über dieſe Ent-<lb/> deckung erſchrak oder mich darüber freute; wahr-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0120]
niſſe haben, und, da wir die größeſte Vorſicht ge-
brauchten, nicht einmal mein Vater, obgleich ſein
Zimmer ſich unmittelbar unter dem meinigen befand.
Da gingen ſeltſame Veränderungen mit mir vor:
ich, früher immer ſo kräftig und geſund, fing an zu
kränkeln, mich unbehaglich zu fühlen; die Roſen auf
meinen Wangen erbleichten nach und nach und mich
befiel oft eine Mattigkeit, die nahe an Ohnmacht
grenzte. Unerfahren wie ich war, hatte ich keine
Ahnung von dem Zuſtande, worin ich mich befand
und um Braun nicht zu ängſtigen, verbarg ich ihn
möglichſt vor ihm. Doch ertappte ich ihn trotz dem
oft auf ängſtlichen Blicken, die er verſtohlen auf mich
heftete, glaubte aber, daß ihm, als Arzt, trotz mei-
nes Schweigens, mein Uebelbefinden kein Geheimniß
mehr ſei und dieſes ihn mehr ängſtigte, als er mir
geſtehen wollte.
Einſt, als er länger als gewöhnlich von mir
weggeblieben war — doch hatte er mir zuvor geſagt,
daß er auf ungewöhnlich lange Zeit abweſend ſeyn
würde, und ſo ängſtigte es mich nicht — fühlte ich
ſich Etwas unter meinem Herzen dehnen und bewegen
und dadurch erwachte zuerſt der Gedanke in mir, daß
ich eine Frucht unſerer geheimen Verbindung darunter
trage. Jch weiß nicht, ob ich mehr über dieſe Ent-
deckung erſchrak oder mich darüber freute; wahr-
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