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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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"die mich berauschenden Worte von den Deinigen:
""O, wie liebe ich dich, meine Sidonie!"" und
"schwurst Du mir nicht zugleich, mich ewig so lieben
"zu wollen?"

-- "Jch muß jetzt schließen, Adalbert; ein Hü-
"steln im Krankenzimmer neben an sagt mir, daß der
"Vater erwacht ist und Liebe und Pflicht rufen mich
"an sein Schmerzenslager."

"Ewig die Deinige"
"Sidonie."

Der Wahnsinn griff mit seinen Krallen nach mir,
als ich diesen Brief gelesen hatte; aber trotz dem be-
wahrte ich ihn auf meinem vor Verzweiflung brechen-
den Herzen und besitze ihn noch jetzt.

Was ich in diesem Zustande that, was mit vor
vorging, davon erinnre ich nichts mehr; nichts von
den Schmerzen, die ich wahrscheinlich erlitt, als sich
meinem Schooße ein Kind entwand; nichts davon,
wie und weshalb ich es tödtete und warum ich es in
meinem Bette verbarg.

Wie viele Stunden zwischen diesem Morde und
meinem geistigen Erwachen zur Vernunft verflossen,
weiß ich nicht; auch kehrte letztere nur auf einige
wenige Augenblicke wieder zurück.

Braun saß an meinem Bette und hielt meinen

„die mich berauſchenden Worte von den Deinigen:
„„O, wie liebe ich dich, meine Sidonie!““ und
„ſchwurſt Du mir nicht zugleich, mich ewig ſo lieben
„zu wollen?“

— „Jch muß jetzt ſchließen, Adalbert; ein Hü-
„ſteln im Krankenzimmer neben an ſagt mir, daß der
„Vater erwacht iſt und Liebe und Pflicht rufen mich
„an ſein Schmerzenslager.“

„Ewig die Deinige“
Sidonie.

Der Wahnſinn griff mit ſeinen Krallen nach mir,
als ich dieſen Brief geleſen hatte; aber trotz dem be-
wahrte ich ihn auf meinem vor Verzweiflung brechen-
den Herzen und beſitze ihn noch jetzt.

Was ich in dieſem Zuſtande that, was mit vor
vorging, davon erinnre ich nichts mehr; nichts von
den Schmerzen, die ich wahrſcheinlich erlitt, als ſich
meinem Schooße ein Kind entwand; nichts davon,
wie und weshalb ich es tödtete und warum ich es in
meinem Bette verbarg.

Wie viele Stunden zwiſchen dieſem Morde und
meinem geiſtigen Erwachen zur Vernunft verfloſſen,
weiß ich nicht; auch kehrte letztere nur auf einige
wenige Augenblicke wieder zurück.

Braun ſaß an meinem Bette und hielt meinen

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[146/0152] „die mich berauſchenden Worte von den Deinigen: „„O, wie liebe ich dich, meine Sidonie!““ und „ſchwurſt Du mir nicht zugleich, mich ewig ſo lieben „zu wollen?“ — „Jch muß jetzt ſchließen, Adalbert; ein Hü- „ſteln im Krankenzimmer neben an ſagt mir, daß der „Vater erwacht iſt und Liebe und Pflicht rufen mich „an ſein Schmerzenslager.“ „Ewig die Deinige“ „Sidonie.“ Der Wahnſinn griff mit ſeinen Krallen nach mir, als ich dieſen Brief geleſen hatte; aber trotz dem be- wahrte ich ihn auf meinem vor Verzweiflung brechen- den Herzen und beſitze ihn noch jetzt. Was ich in dieſem Zuſtande that, was mit vor vorging, davon erinnre ich nichts mehr; nichts von den Schmerzen, die ich wahrſcheinlich erlitt, als ſich meinem Schooße ein Kind entwand; nichts davon, wie und weshalb ich es tödtete und warum ich es in meinem Bette verbarg. Wie viele Stunden zwiſchen dieſem Morde und meinem geiſtigen Erwachen zur Vernunft verfloſſen, weiß ich nicht; auch kehrte letztere nur auf einige wenige Augenblicke wieder zurück. Braun ſaß an meinem Bette und hielt meinen

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/152>, abgerufen am 24.11.2024.