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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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-- "Auch ich erkenne ihn jetzt," antwortete der
Häuptling, und ganz dicht zu Arnolden hintretend,
bot er ihm zutraulich seine Hand zur Begrüßung dar.
"Die Stunde soll eine glückliche genannt werden,"
fügte er mit liebevollem und sanftem Tone hinzu,
"in der wir dich hier trafen, und wenn dir unser
Wunsch und unsre Bitte etwas gilt, so sei fortan
auch unser Freund und Bruder. Jch habe es ge-
sagt!"

-- "Von Herzen!" erwiederte Arnold, vergnügt
über den glücklichen Ausgang des so drohend begonne-
nen Abenteuers, indem er den Händedruck des wilden
Häuptlings erwiederte. "Aber sprecht, meine Brü-
der," fügte er hinzu, "wie kommt es, daß ihr jetzt
hier eure Wohnungen aufgeschlagen, da ihr doch frü-
her hinter den Hügeln wohntet?"

-- "Das Rothwild fing an, seltener zu werden,
seit die Trappers ihr Wesen dort trieben," war die
Antwort des Nanawa oder Häuptlings. "Wir konn-
ten und mochten ihnen das Jagen nicht verwehren,
da das Wild für Rothhäute und Bleichgesichter
da ist und Jeder essen muß, um leben zu können,
und so haben wir den Entschluß gefaßt, auszuwan-
dern und uns andere Jagdplätze zu suchen. Der gute
Geist hat uns geführt und wir sind mit dem Tausche
vollkommen zufrieden."

— „Auch ich erkenne ihn jetzt,“ antwortete der
Häuptling, und ganz dicht zu Arnolden hintretend,
bot er ihm zutraulich ſeine Hand zur Begrüßung dar.
„Die Stunde ſoll eine glückliche genannt werden,“
fügte er mit liebevollem und ſanftem Tone hinzu,
„in der wir dich hier trafen, und wenn dir unſer
Wunſch und unſre Bitte etwas gilt, ſo ſei fortan
auch unſer Freund und Bruder. Jch habe es ge-
ſagt!“

— „Von Herzen!“ erwiederte Arnold, vergnügt
über den glücklichen Ausgang des ſo drohend begonne-
nen Abenteuers, indem er den Händedruck des wilden
Häuptlings erwiederte. „Aber ſprecht, meine Brü-
der,“ fügte er hinzu, „wie kommt es, daß ihr jetzt
hier eure Wohnungen aufgeſchlagen, da ihr doch frü-
her hinter den Hügeln wohntet?“

— „Das Rothwild fing an, ſeltener zu werden,
ſeit die Trappers ihr Weſen dort trieben,“ war die
Antwort des Nanawa oder Häuptlings. „Wir konn-
ten und mochten ihnen das Jagen nicht verwehren,
da das Wild für Rothhäute und Bleichgeſichter
da iſt und Jeder eſſen muß, um leben zu können,
und ſo haben wir den Entſchluß gefaßt, auszuwan-
dern und uns andere Jagdplätze zu ſuchen. Der gute
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[10/0016] — „Auch ich erkenne ihn jetzt,“ antwortete der Häuptling, und ganz dicht zu Arnolden hintretend, bot er ihm zutraulich ſeine Hand zur Begrüßung dar. „Die Stunde ſoll eine glückliche genannt werden,“ fügte er mit liebevollem und ſanftem Tone hinzu, „in der wir dich hier trafen, und wenn dir unſer Wunſch und unſre Bitte etwas gilt, ſo ſei fortan auch unſer Freund und Bruder. Jch habe es ge- ſagt!“ — „Von Herzen!“ erwiederte Arnold, vergnügt über den glücklichen Ausgang des ſo drohend begonne- nen Abenteuers, indem er den Händedruck des wilden Häuptlings erwiederte. „Aber ſprecht, meine Brü- der,“ fügte er hinzu, „wie kommt es, daß ihr jetzt hier eure Wohnungen aufgeſchlagen, da ihr doch frü- her hinter den Hügeln wohntet?“ — „Das Rothwild fing an, ſeltener zu werden, ſeit die Trappers ihr Weſen dort trieben,“ war die Antwort des Nanawa oder Häuptlings. „Wir konn- ten und mochten ihnen das Jagen nicht verwehren, da das Wild für Rothhäute und Bleichgeſichter da iſt und Jeder eſſen muß, um leben zu können, und ſo haben wir den Entſchluß gefaßt, auszuwan- dern und uns andere Jagdplätze zu ſuchen. Der gute Geiſt hat uns geführt und wir ſind mit dem Tauſche vollkommen zufrieden.“

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/16>, abgerufen am 21.11.2024.