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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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sind, wie wir Rothhäute, so höre auf meine Ermah-
nungen und bleibe bei uns, denn dieser Vorschlag ist
der Zweck meiner Rede. Nimm dir ein Weib -- du
kannst unter unsern schönsten und geschicktesten Jung-
frauen wählen -- erbaue dir einen Wigwam, wobei
wir dir behülflich seyn wollen; theile unsre Vergnü-
gungen, unser Mahl, unsre Jagden und unsre Kriege,
kurz, sei unser Bruder, unser Freund und Lehrer,
denn wir horchen gern auf weise Worte und sind nicht
so eingebildet auf unser Wissen, daß wir wähnten,
nichts mehr lernen zu können."

-- "Es kommt vielleicht eine Zeit," antwortete
ihm der Europäer nach einer ziemlich langen Pause,
"in der ich Gebrauch von deinem großmüthigen An-
erbieten machen werde; aber für den Augenblick kann
ich noch nicht darauf eingehen. Ein mir selbst uner-
klärliches Etwas treibt mich noch wieder in alle die
verkehrten und naturwidrigen Verhältnisse zurück, die
du mit wenigen weisen Worten bezeichnet hast, und
es ist mir, als hätte ich noch eine Pflicht zu erfüllen,
eine bedeutende Aufgabe zu lösen, bevor ich an Glück
und Ruhe denken darf. Auch ist der Bruch mit dem
Gewohntgewordenen schwerer, als du dir vorzustellen
vermagst, denn sonst würden ja Viele, die, wie ich,
die Zustände in der civilisirten Welt verabscheuen,
weil sie widernatürlich und auf der schreiendsten Un-

ſind, wie wir Rothhäute, ſo höre auf meine Ermah-
nungen und bleibe bei uns, denn dieſer Vorſchlag iſt
der Zweck meiner Rede. Nimm dir ein Weib — du
kannſt unter unſern ſchönſten und geſchickteſten Jung-
frauen wählen — erbaue dir einen Wigwam, wobei
wir dir behülflich ſeyn wollen; theile unſre Vergnü-
gungen, unſer Mahl, unſre Jagden und unſre Kriege,
kurz, ſei unſer Bruder, unſer Freund und Lehrer,
denn wir horchen gern auf weiſe Worte und ſind nicht
ſo eingebildet auf unſer Wiſſen, daß wir wähnten,
nichts mehr lernen zu können.“

— „Es kommt vielleicht eine Zeit,“ antwortete
ihm der Europäer nach einer ziemlich langen Pauſe,
„in der ich Gebrauch von deinem großmüthigen An-
erbieten machen werde; aber für den Augenblick kann
ich noch nicht darauf eingehen. Ein mir ſelbſt uner-
klärliches Etwas treibt mich noch wieder in alle die
verkehrten und naturwidrigen Verhältniſſe zurück, die
du mit wenigen weiſen Worten bezeichnet haſt, und
es iſt mir, als hätte ich noch eine Pflicht zu erfüllen,
eine bedeutende Aufgabe zu löſen, bevor ich an Glück
und Ruhe denken darf. Auch iſt der Bruch mit dem
Gewohntgewordenen ſchwerer, als du dir vorzuſtellen
vermagſt, denn ſonſt würden ja Viele, die, wie ich,
die Zuſtände in der civiliſirten Welt verabſcheuen,
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[29/0035] ſind, wie wir Rothhäute, ſo höre auf meine Ermah- nungen und bleibe bei uns, denn dieſer Vorſchlag iſt der Zweck meiner Rede. Nimm dir ein Weib — du kannſt unter unſern ſchönſten und geſchickteſten Jung- frauen wählen — erbaue dir einen Wigwam, wobei wir dir behülflich ſeyn wollen; theile unſre Vergnü- gungen, unſer Mahl, unſre Jagden und unſre Kriege, kurz, ſei unſer Bruder, unſer Freund und Lehrer, denn wir horchen gern auf weiſe Worte und ſind nicht ſo eingebildet auf unſer Wiſſen, daß wir wähnten, nichts mehr lernen zu können.“ — „Es kommt vielleicht eine Zeit,“ antwortete ihm der Europäer nach einer ziemlich langen Pauſe, „in der ich Gebrauch von deinem großmüthigen An- erbieten machen werde; aber für den Augenblick kann ich noch nicht darauf eingehen. Ein mir ſelbſt uner- klärliches Etwas treibt mich noch wieder in alle die verkehrten und naturwidrigen Verhältniſſe zurück, die du mit wenigen weiſen Worten bezeichnet haſt, und es iſt mir, als hätte ich noch eine Pflicht zu erfüllen, eine bedeutende Aufgabe zu löſen, bevor ich an Glück und Ruhe denken darf. Auch iſt der Bruch mit dem Gewohntgewordenen ſchwerer, als du dir vorzuſtellen vermagſt, denn ſonſt würden ja Viele, die, wie ich, die Zuſtände in der civiliſirten Welt verabſcheuen, weil ſie widernatürlich und auf der ſchreiendſten Un-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/35>, abgerufen am 21.11.2024.