Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Kapitel.

Schon nach wenigen Tagen nahm Arnold Ab-
schied von seinen Gastfreunden, so sehr diese ihn auch
baten, noch länger bei ihnen zu verweilen.

Man hatte das ihm geschenkte edle Roß, ein
Thier von außerordentlicher Schönheit und so behen-
den Laufs, daß es mit seinem Hufe kaum die Spitzen
des hohen Moskitograses zu berühren schien, auf das
Beste gesattelt und gezäumt und demselben eine Menge
silberner Zierathen angehängt, denn diese Art von
Putz lieben die Wilden für ihre Mustangs, und das
Allen liebgewordene Bleichgesicht sollte auf alle Weise
geehrt werden, damit es des Wiederkommens nicht
vergäße.

Zugleich mit Arnolds Pferd ließ der große Peli-
kan ein anderes für sich selbst satteln; auf die Frage
des Europäers, was dies zu bedeuten habe? erhielt
er zur Antwort, daß er ihn bis zu Ende der Prairie,
wo er sich weder mehr verirren könne, noch Gefahr
von reißenden Thieren zu befürchten haben würde, be-
gleiten wolle, und vergebens war es, daß sich Arnold
gegen die Annahme dieses großmüthigen Anerbietens
sträubte.

-- "Mein Bruder," sagte der große Pelikan

Zweites Kapitel.

Schon nach wenigen Tagen nahm Arnold Ab-
ſchied von ſeinen Gaſtfreunden, ſo ſehr dieſe ihn auch
baten, noch länger bei ihnen zu verweilen.

Man hatte das ihm geſchenkte edle Roß, ein
Thier von außerordentlicher Schönheit und ſo behen-
den Laufs, daß es mit ſeinem Hufe kaum die Spitzen
des hohen Moskitograſes zu berühren ſchien, auf das
Beſte geſattelt und gezäumt und demſelben eine Menge
ſilberner Zierathen angehängt, denn dieſe Art von
Putz lieben die Wilden für ihre Mustangs, und das
Allen liebgewordene Bleichgeſicht ſollte auf alle Weiſe
geehrt werden, damit es des Wiederkommens nicht
vergäße.

Zugleich mit Arnolds Pferd ließ der große Peli-
kan ein anderes für ſich ſelbſt ſatteln; auf die Frage
des Europäers, was dies zu bedeuten habe? erhielt
er zur Antwort, daß er ihn bis zu Ende der Prairie,
wo er ſich weder mehr verirren könne, noch Gefahr
von reißenden Thieren zu befürchten haben würde, be-
gleiten wolle, und vergebens war es, daß ſich Arnold
gegen die Annahme dieſes großmüthigen Anerbietens
ſträubte.

— „Mein Bruder,“ ſagte der große Pelikan

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0037" n="31"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Zweites Kapitel.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p>Schon nach wenigen Tagen nahm Arnold Ab-<lb/>
&#x017F;chied von &#x017F;einen Ga&#x017F;tfreunden, &#x017F;o &#x017F;ehr die&#x017F;e ihn auch<lb/>
baten, noch länger bei ihnen zu verweilen.</p><lb/>
        <p>Man hatte das ihm ge&#x017F;chenkte edle Roß, ein<lb/>
Thier von außerordentlicher Schönheit und &#x017F;o behen-<lb/>
den Laufs, daß es mit &#x017F;einem Hufe kaum die Spitzen<lb/>
des hohen Moskitogra&#x017F;es zu berühren &#x017F;chien, auf das<lb/>
Be&#x017F;te ge&#x017F;attelt und gezäumt und dem&#x017F;elben eine Menge<lb/>
&#x017F;ilberner Zierathen angehängt, denn die&#x017F;e Art von<lb/>
Putz lieben die Wilden für ihre Mustangs, und das<lb/>
Allen liebgewordene Bleichge&#x017F;icht &#x017F;ollte auf alle Wei&#x017F;e<lb/>
geehrt werden, damit es des Wiederkommens nicht<lb/>
vergäße.</p><lb/>
        <p>Zugleich mit Arnolds Pferd ließ der große Peli-<lb/>
kan ein anderes für &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;atteln; auf die Frage<lb/>
des Europäers, was dies zu bedeuten habe? erhielt<lb/>
er zur Antwort, daß er ihn bis zu Ende der Prairie,<lb/>
wo er &#x017F;ich weder mehr verirren könne, noch Gefahr<lb/>
von reißenden Thieren zu befürchten haben würde, be-<lb/>
gleiten wolle, und vergebens war es, daß &#x017F;ich Arnold<lb/>
gegen die Annahme die&#x017F;es großmüthigen Anerbietens<lb/>
&#x017F;träubte.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Mein Bruder,&#x201C; &#x017F;agte der große Pelikan<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0037] Zweites Kapitel. Schon nach wenigen Tagen nahm Arnold Ab- ſchied von ſeinen Gaſtfreunden, ſo ſehr dieſe ihn auch baten, noch länger bei ihnen zu verweilen. Man hatte das ihm geſchenkte edle Roß, ein Thier von außerordentlicher Schönheit und ſo behen- den Laufs, daß es mit ſeinem Hufe kaum die Spitzen des hohen Moskitograſes zu berühren ſchien, auf das Beſte geſattelt und gezäumt und demſelben eine Menge ſilberner Zierathen angehängt, denn dieſe Art von Putz lieben die Wilden für ihre Mustangs, und das Allen liebgewordene Bleichgeſicht ſollte auf alle Weiſe geehrt werden, damit es des Wiederkommens nicht vergäße. Zugleich mit Arnolds Pferd ließ der große Peli- kan ein anderes für ſich ſelbſt ſatteln; auf die Frage des Europäers, was dies zu bedeuten habe? erhielt er zur Antwort, daß er ihn bis zu Ende der Prairie, wo er ſich weder mehr verirren könne, noch Gefahr von reißenden Thieren zu befürchten haben würde, be- gleiten wolle, und vergebens war es, daß ſich Arnold gegen die Annahme dieſes großmüthigen Anerbietens ſträubte. — „Mein Bruder,“ ſagte der große Pelikan

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/37
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/37>, abgerufen am 21.11.2024.