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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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samen Reden denken sollte, indeß mußte er, wohl
oder übel, noch seine Neugierde zügeln, zumal da er
die Vorsicht White-hawks nur billigen konnte.

Man ritt noch ein paar Stunden durch den
kühlen und duftigen Wald; dann lichtete sich dieser
nach und nach und endlich lag eine unabsehbare Wüste,
die Prairie, vor ihnen da. Wenn der Anblick der-
selben, selbst wenn sie mit hohen Gräsern, üppigem
Jmmergrün, mit hie und da sich zeigenden Gruppen
von Farrenkräutern bedeckt ist, im höchsten Grade
traurig und in ihrer grünen Einförmigkeit ermüdend
für das Auge genannt werden muß, so bot die, welche
beim Austritte aus dem Walde vor ihnen lag, einen
noch weit traurigern, ja sogar furchtbaren, Anblick
dar. Kein einziges grünes Hälmchen war, so weit
der Blick reichte, zu sehen; der Boden erschien, mit
der Asche der verbrannten Gräser und Kräuter be-
deckt, wie eine dunkelgraue Wüste, aus der jede Spur
von Leben verschwunden war, und darüber hing ein
glühend heißer Himmel, denn es war einer der heiße-
sten Tage des Jahres.

-- "Was ist denn das?" fragte Arnold, der
die Prairie noch das letzte Mal, wo er sie durchwan-
dert, mit üppigem Grün bedeckt gesehen hatte, fast
erschrocken seinen Begleiter.

-- "Wahrscheinlich das Werk deiner bleichen

ſamen Reden denken ſollte, indeß mußte er, wohl
oder übel, noch ſeine Neugierde zügeln, zumal da er
die Vorſicht White-hawks nur billigen konnte.

Man ritt noch ein paar Stunden durch den
kühlen und duftigen Wald; dann lichtete ſich dieſer
nach und nach und endlich lag eine unabſehbare Wüſte,
die Prairie, vor ihnen da. Wenn der Anblick der-
ſelben, ſelbſt wenn ſie mit hohen Gräſern, üppigem
Jmmergrün, mit hie und da ſich zeigenden Gruppen
von Farrenkräutern bedeckt iſt, im höchſten Grade
traurig und in ihrer grünen Einförmigkeit ermüdend
für das Auge genannt werden muß, ſo bot die, welche
beim Austritte aus dem Walde vor ihnen lag, einen
noch weit traurigern, ja ſogar furchtbaren, Anblick
dar. Kein einziges grünes Hälmchen war, ſo weit
der Blick reichte, zu ſehen; der Boden erſchien, mit
der Aſche der verbrannten Gräſer und Kräuter be-
deckt, wie eine dunkelgraue Wüſte, aus der jede Spur
von Leben verſchwunden war, und darüber hing ein
glühend heißer Himmel, denn es war einer der heiße-
ſten Tage des Jahres.

— „Was iſt denn das?“ fragte Arnold, der
die Prairie noch das letzte Mal, wo er ſie durchwan-
dert, mit üppigem Grün bedeckt geſehen hatte, faſt
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[44/0050] ſamen Reden denken ſollte, indeß mußte er, wohl oder übel, noch ſeine Neugierde zügeln, zumal da er die Vorſicht White-hawks nur billigen konnte. Man ritt noch ein paar Stunden durch den kühlen und duftigen Wald; dann lichtete ſich dieſer nach und nach und endlich lag eine unabſehbare Wüſte, die Prairie, vor ihnen da. Wenn der Anblick der- ſelben, ſelbſt wenn ſie mit hohen Gräſern, üppigem Jmmergrün, mit hie und da ſich zeigenden Gruppen von Farrenkräutern bedeckt iſt, im höchſten Grade traurig und in ihrer grünen Einförmigkeit ermüdend für das Auge genannt werden muß, ſo bot die, welche beim Austritte aus dem Walde vor ihnen lag, einen noch weit traurigern, ja ſogar furchtbaren, Anblick dar. Kein einziges grünes Hälmchen war, ſo weit der Blick reichte, zu ſehen; der Boden erſchien, mit der Aſche der verbrannten Gräſer und Kräuter be- deckt, wie eine dunkelgraue Wüſte, aus der jede Spur von Leben verſchwunden war, und darüber hing ein glühend heißer Himmel, denn es war einer der heiße- ſten Tage des Jahres. — „Was iſt denn das?“ fragte Arnold, der die Prairie noch das letzte Mal, wo er ſie durchwan- dert, mit üppigem Grün bedeckt geſehen hatte, faſt erſchrocken ſeinen Begleiter. — „Wahrſcheinlich das Werk deiner bleichen

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/50>, abgerufen am 23.11.2024.