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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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nachdem, was Sie aus jenen Papieren über mich
erfahren haben, gänzlich?"

-- "Gänzlich!" antwortete ihm der Gefragte
mit fester Stimme.

Der Prophet erbleichte bei diesen Worten; ein
Zittern durchflog seine Glieder: der Sohn, der heiß
von ihm geliebte Sohn, hatte das Verdammungs-
urtheil über ihn ausgesprochen und dadurch eine
Kluft zwischen ihnen gerrissen, die durch Nichts mehr
auszufüllen war.

Er hatte sich Arnolden zu erkennen geben wol-
len; jetzt vermochte er das nicht mehr. Eine ziem-
lich lange Zeit blieb er wie vernichtet stehen; dann
winkte er Arnolden mit der Hand, daß er sich ent-
fernen solle, dieser verstand ihn nicht und sah ihn
fragend, verwundert an.

-- "Machen Sie jetzt ein Ende," sagte Arnold
mit fester Stimme: "ich erwarte, nachdem was ich
Jhnen auf Jhre Frage antworten mußte, den Tod
von Jhrer Hand und bin gefaßt darauf. Weshalb
zögern Sie, ihn mir zu geben?"

-- "Stolzer," rief jetzt der Prophet, "Du
hast jede Gabe verschmäht, die eine mir seither un-
erklärliche Zuneigung Dir darbot; aber trotz dem
sollst Du mein Schuldner werden: geh, Du bist frei,
ich schenke Dir das Leben!"

nachdem, was Sie aus jenen Papieren über mich
erfahren haben, gänzlich?“

— „Gänzlich!“ antwortete ihm der Gefragte
mit feſter Stimme.

Der Prophet erbleichte bei dieſen Worten; ein
Zittern durchflog ſeine Glieder: der Sohn, der heiß
von ihm geliebte Sohn, hatte das Verdammungs-
urtheil über ihn ausgeſprochen und dadurch eine
Kluft zwiſchen ihnen gerriſſen, die durch Nichts mehr
auszufüllen war.

Er hatte ſich Arnolden zu erkennen geben wol-
len; jetzt vermochte er das nicht mehr. Eine ziem-
lich lange Zeit blieb er wie vernichtet ſtehen; dann
winkte er Arnolden mit der Hand, daß er ſich ent-
fernen ſolle, dieſer verſtand ihn nicht und ſah ihn
fragend, verwundert an.

— „Machen Sie jetzt ein Ende,“ ſagte Arnold
mit feſter Stimme: „ich erwarte, nachdem was ich
Jhnen auf Jhre Frage antworten mußte, den Tod
von Jhrer Hand und bin gefaßt darauf. Weshalb
zögern Sie, ihn mir zu geben?“

— „Stolzer,“ rief jetzt der Prophet, „Du
haſt jede Gabe verſchmäht, die eine mir ſeither un-
erklärliche Zuneigung Dir darbot; aber trotz dem
ſollſt Du mein Schuldner werden: geh, Du biſt frei,
ich ſchenke Dir das Leben!“

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[94/0100] nachdem, was Sie aus jenen Papieren über mich erfahren haben, gänzlich?“ — „Gänzlich!“ antwortete ihm der Gefragte mit feſter Stimme. Der Prophet erbleichte bei dieſen Worten; ein Zittern durchflog ſeine Glieder: der Sohn, der heiß von ihm geliebte Sohn, hatte das Verdammungs- urtheil über ihn ausgeſprochen und dadurch eine Kluft zwiſchen ihnen gerriſſen, die durch Nichts mehr auszufüllen war. Er hatte ſich Arnolden zu erkennen geben wol- len; jetzt vermochte er das nicht mehr. Eine ziem- lich lange Zeit blieb er wie vernichtet ſtehen; dann winkte er Arnolden mit der Hand, daß er ſich ent- fernen ſolle, dieſer verſtand ihn nicht und ſah ihn fragend, verwundert an. — „Machen Sie jetzt ein Ende,“ ſagte Arnold mit feſter Stimme: „ich erwarte, nachdem was ich Jhnen auf Jhre Frage antworten mußte, den Tod von Jhrer Hand und bin gefaßt darauf. Weshalb zögern Sie, ihn mir zu geben?“ — „Stolzer,“ rief jetzt der Prophet, „Du haſt jede Gabe verſchmäht, die eine mir ſeither un- erklärliche Zuneigung Dir darbot; aber trotz dem ſollſt Du mein Schuldner werden: geh, Du biſt frei, ich ſchenke Dir das Leben!“

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/100>, abgerufen am 24.11.2024.