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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Die Freude der Wilden beim Anblick ihres Freun-
des war groß. Man umringte ihn mit Jubelgeschrei;
man stieg vom Rosse ab und bot ihm die leckersten
Bissen dar, als er über Hunger klagte, und der Na-
nawa stand ihm willig Rede und Antwort über den
Zweck und das Ziel des Zuges.

-- "Dein Bruder, den sie in Nauvoo den Pro-
pheten nennen," nahm der Nanawa das Wort, "hat,
wie die Sioux, auch uns mit Boten beschickt und uns
auffordern lassen, in ein Bündniß mit ihm zu treten
und uns reiche Gaben verheißen, wenn wir ihm ge-
gen seine und unsre Feinde zu Hülfe zögen. Wir
stehen nicht an, das Bündniß mit ihm abzuschließen,
einmal, weil wir, indem wir ihn vertheidigen, uns
selbst beschützen; denn wie er uns hat sagen lassen,
haben die Bleichgesichter jenseits des großen Flusses
(Missisippi) die Absicht, diese Gegenden nächstens mit
Krieg zu überziehen und uns in die wildlosen Step-
pen des Nordens noch weiter zurückzudrängen; an-
derntheils hat er uns so große Geschenke anbieten las-
sen, daß wir Thoren seyn würden, wenn wir seine
Vorschläge zurückwiesen, und so siehst du uns auf
dem Wege, uns dieselben Vortheile zu sichern, die
er unsern Brüdern, den Sioux, schon hat zukommen
lassen."

Arnold, dem darum zu thun seyn mußte, Alles,

Die Freude der Wilden beim Anblick ihres Freun-
des war groß. Man umringte ihn mit Jubelgeſchrei;
man ſtieg vom Roſſe ab und bot ihm die leckerſten
Biſſen dar, als er über Hunger klagte, und der Na-
nawa ſtand ihm willig Rede und Antwort über den
Zweck und das Ziel des Zuges.

— „Dein Bruder, den ſie in Nauvoo den Pro-
pheten nennen,“ nahm der Nanawa das Wort, „hat,
wie die Sioux, auch uns mit Boten beſchickt und uns
auffordern laſſen, in ein Bündniß mit ihm zu treten
und uns reiche Gaben verheißen, wenn wir ihm ge-
gen ſeine und unſre Feinde zu Hülfe zögen. Wir
ſtehen nicht an, das Bündniß mit ihm abzuſchließen,
einmal, weil wir, indem wir ihn vertheidigen, uns
ſelbſt beſchützen; denn wie er uns hat ſagen laſſen,
haben die Bleichgeſichter jenſeits des großen Fluſſes
(Miſſiſippi) die Abſicht, dieſe Gegenden nächſtens mit
Krieg zu überziehen und uns in die wildloſen Step-
pen des Nordens noch weiter zurückzudrängen; an-
derntheils hat er uns ſo große Geſchenke anbieten laſ-
ſen, daß wir Thoren ſeyn würden, wenn wir ſeine
Vorſchläge zurückwieſen, und ſo ſiehſt du uns auf
dem Wege, uns dieſelben Vortheile zu ſichern, die
er unſern Brüdern, den Sioux, ſchon hat zukommen
laſſen.“

Arnold, dem darum zu thun ſeyn mußte, Alles,

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[101/0107] Die Freude der Wilden beim Anblick ihres Freun- des war groß. Man umringte ihn mit Jubelgeſchrei; man ſtieg vom Roſſe ab und bot ihm die leckerſten Biſſen dar, als er über Hunger klagte, und der Na- nawa ſtand ihm willig Rede und Antwort über den Zweck und das Ziel des Zuges. — „Dein Bruder, den ſie in Nauvoo den Pro- pheten nennen,“ nahm der Nanawa das Wort, „hat, wie die Sioux, auch uns mit Boten beſchickt und uns auffordern laſſen, in ein Bündniß mit ihm zu treten und uns reiche Gaben verheißen, wenn wir ihm ge- gen ſeine und unſre Feinde zu Hülfe zögen. Wir ſtehen nicht an, das Bündniß mit ihm abzuſchließen, einmal, weil wir, indem wir ihn vertheidigen, uns ſelbſt beſchützen; denn wie er uns hat ſagen laſſen, haben die Bleichgeſichter jenſeits des großen Fluſſes (Miſſiſippi) die Abſicht, dieſe Gegenden nächſtens mit Krieg zu überziehen und uns in die wildloſen Step- pen des Nordens noch weiter zurückzudrängen; an- derntheils hat er uns ſo große Geſchenke anbieten laſ- ſen, daß wir Thoren ſeyn würden, wenn wir ſeine Vorſchläge zurückwieſen, und ſo ſiehſt du uns auf dem Wege, uns dieſelben Vortheile zu ſichern, die er unſern Brüdern, den Sioux, ſchon hat zukommen laſſen.“ Arnold, dem darum zu thun ſeyn mußte, Alles,

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/107>, abgerufen am 25.11.2024.