Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

dieser Nacht durch die vereinten Haufen der Truppen
von Jllinois und der Wilden überrascht, wieder ge-
nommen und wir somit nicht nur befreit, sondern
auch der Prophet zum Gefangenen gemacht. Ein
tapferer, junger Sioux, dessen Name mir entfallen
ist, kämpfte auf Leben und Tod mit ihm, bevor er
seiner mächtig werden konnte, denn Joe Smith focht
wie ein Verzweifelter und ergab sich erst, als er vom
starken Blutverluste völlig erschöpft war."

Flora glaubte zu träumen, als sie alles Dieses
aus dem Munde ihres Vaters vernahm. Die Bege-
benheiten waren einander so schnell gefolgt, der Ueber-
gang von der Verzweiflung zum Glücke so plötzlich
gewesen, daß es ihr schwer fallen mußte, an das
Letztere zu glauben.

Als sie sich so weit wieder erholt hatte, daß man
sie ohne Gefahr für ihr Leben zu Arnolden führen
konnte, auch die mit Letzterem beschäftigten Wund-
ärzte nichts gegen eine solche Zusammenkunft einzu-
wenden hatten, brachte Mr. Boggs sie in das Zim-
mer, wo Arnold erschöpft auf einem Ruhebette lag,
nachdem man seine Wunde untersucht und verbunden
hatte.

Neben ihm knieete ein junger Wilder und hielt,
indem er seinen verwundeten Freund zugleich mit zärt-
lichen und mitleidsvollen Blicken betrachtete, seine

dieſer Nacht durch die vereinten Haufen der Truppen
von Jllinois und der Wilden überraſcht, wieder ge-
nommen und wir ſomit nicht nur befreit, ſondern
auch der Prophet zum Gefangenen gemacht. Ein
tapferer, junger Sioux, deſſen Name mir entfallen
iſt, kämpfte auf Leben und Tod mit ihm, bevor er
ſeiner mächtig werden konnte, denn Joe Smith focht
wie ein Verzweifelter und ergab ſich erſt, als er vom
ſtarken Blutverluſte völlig erſchöpft war.“

Flora glaubte zu träumen, als ſie alles Dieſes
aus dem Munde ihres Vaters vernahm. Die Bege-
benheiten waren einander ſo ſchnell gefolgt, der Ueber-
gang von der Verzweiflung zum Glücke ſo plötzlich
geweſen, daß es ihr ſchwer fallen mußte, an das
Letztere zu glauben.

Als ſie ſich ſo weit wieder erholt hatte, daß man
ſie ohne Gefahr für ihr Leben zu Arnolden führen
konnte, auch die mit Letzterem beſchäftigten Wund-
ärzte nichts gegen eine ſolche Zuſammenkunft einzu-
wenden hatten, brachte Mr. Boggs ſie in das Zim-
mer, wo Arnold erſchöpft auf einem Ruhebette lag,
nachdem man ſeine Wunde unterſucht und verbunden
hatte.

Neben ihm knieete ein junger Wilder und hielt,
indem er ſeinen verwundeten Freund zugleich mit zärt-
lichen und mitleidsvollen Blicken betrachtete, ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="153"/>
die&#x017F;er Nacht durch die vereinten Haufen der Truppen<lb/>
von Jllinois und der Wilden überra&#x017F;cht, wieder ge-<lb/>
nommen und wir &#x017F;omit nicht nur befreit, &#x017F;ondern<lb/>
auch der Prophet zum Gefangenen gemacht. Ein<lb/>
tapferer, junger Sioux, de&#x017F;&#x017F;en Name mir entfallen<lb/>
i&#x017F;t, kämpfte auf Leben und Tod mit ihm, bevor er<lb/>
&#x017F;einer mächtig werden konnte, denn Joe Smith focht<lb/>
wie ein Verzweifelter und ergab &#x017F;ich er&#x017F;t, als er vom<lb/>
&#x017F;tarken Blutverlu&#x017F;te völlig er&#x017F;chöpft war.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Flora glaubte zu träumen, als &#x017F;ie alles Die&#x017F;es<lb/>
aus dem Munde ihres Vaters vernahm. Die Bege-<lb/>
benheiten waren einander &#x017F;o &#x017F;chnell gefolgt, der Ueber-<lb/>
gang von der Verzweiflung zum Glücke &#x017F;o plötzlich<lb/>
gewe&#x017F;en, daß es ihr &#x017F;chwer fallen mußte, an das<lb/>
Letztere zu glauben.</p><lb/>
        <p>Als &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;o weit wieder erholt hatte, daß man<lb/>
&#x017F;ie ohne Gefahr für ihr Leben zu Arnolden führen<lb/>
konnte, auch die mit Letzterem be&#x017F;chäftigten Wund-<lb/>
ärzte nichts gegen eine &#x017F;olche Zu&#x017F;ammenkunft einzu-<lb/>
wenden hatten, brachte Mr. Boggs &#x017F;ie in das Zim-<lb/>
mer, wo Arnold er&#x017F;chöpft auf einem Ruhebette lag,<lb/>
nachdem man &#x017F;eine Wunde unter&#x017F;ucht und verbunden<lb/>
hatte.</p><lb/>
        <p>Neben ihm knieete ein junger Wilder und hielt,<lb/>
indem er &#x017F;einen verwundeten Freund zugleich mit zärt-<lb/>
lichen und mitleidsvollen Blicken betrachtete, &#x017F;eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0159] dieſer Nacht durch die vereinten Haufen der Truppen von Jllinois und der Wilden überraſcht, wieder ge- nommen und wir ſomit nicht nur befreit, ſondern auch der Prophet zum Gefangenen gemacht. Ein tapferer, junger Sioux, deſſen Name mir entfallen iſt, kämpfte auf Leben und Tod mit ihm, bevor er ſeiner mächtig werden konnte, denn Joe Smith focht wie ein Verzweifelter und ergab ſich erſt, als er vom ſtarken Blutverluſte völlig erſchöpft war.“ Flora glaubte zu träumen, als ſie alles Dieſes aus dem Munde ihres Vaters vernahm. Die Bege- benheiten waren einander ſo ſchnell gefolgt, der Ueber- gang von der Verzweiflung zum Glücke ſo plötzlich geweſen, daß es ihr ſchwer fallen mußte, an das Letztere zu glauben. Als ſie ſich ſo weit wieder erholt hatte, daß man ſie ohne Gefahr für ihr Leben zu Arnolden führen konnte, auch die mit Letzterem beſchäftigten Wund- ärzte nichts gegen eine ſolche Zuſammenkunft einzu- wenden hatten, brachte Mr. Boggs ſie in das Zim- mer, wo Arnold erſchöpft auf einem Ruhebette lag, nachdem man ſeine Wunde unterſucht und verbunden hatte. Neben ihm knieete ein junger Wilder und hielt, indem er ſeinen verwundeten Freund zugleich mit zärt- lichen und mitleidsvollen Blicken betrachtete, ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/159
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/159>, abgerufen am 29.11.2024.