die unverkennstbarste Zärtlichkeit aussprachen. "Wäre es möglich, daß der Sohn dem Vater selbst in einem solchen Augenblicke völlig kalt und theilnahmlos ge- genüberstehen könnte?" ......
-- "Sie mein Vater?!" rief Arnold, so bleich wie der Sterbende werdend; "Sie mein Vater?!" wiederholte er, an allen Gliedern zitternd und un- fähig, ein Wort weiter hervorzubringen.
-- "So ist es!" versetzte der Sterbende. "Mein wahrer Name ist Adalbert Braun und Du wirst diesen Namen aus Dina's Mittheilungen kennen. Doch keine weitere Erörterungen, denn die Minuten sind mir zugemessen. Geh und schaffe Zeugen her- bei, vor denen ich Dich zu meinem Erben erkläre, denn mit Recht kommt Dir mein Erbtheil zu, schon weil ich Dich um das Deiner Mutter betrog. Jch wußte es ihr noch nach meiner Flucht mit Dina abzulocken -- sie lebte, reich geboren, in Armuth und Entbehrungen -- und auch Du! -- Die Schuld kann ich noch aus meinem Rechnungsbuche tilgen, und ich will es! Rufe Zeugen herbei und Du wirst mein Sterbebett reich wie ein Fürst verlassen, denn ich habe mit dem Dir entrissenen Erbtheile gewu- chert und sterbe als der reichste Mann in der neuen Welt."
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die unverkennſtbarſte Zärtlichkeit ausſprachen. „Wäre es möglich, daß der Sohn dem Vater ſelbſt in einem ſolchen Augenblicke völlig kalt und theilnahmlos ge- genüberſtehen könnte?“ ......
— „Sie mein Vater?!“ rief Arnold, ſo bleich wie der Sterbende werdend; „Sie mein Vater?!“ wiederholte er, an allen Gliedern zitternd und un- fähig, ein Wort weiter hervorzubringen.
— „So iſt es!“ verſetzte der Sterbende. „Mein wahrer Name iſt Adalbert Braun und Du wirſt dieſen Namen aus Dina’s Mittheilungen kennen. Doch keine weitere Erörterungen, denn die Minuten ſind mir zugemeſſen. Geh und ſchaffe Zeugen her- bei, vor denen ich Dich zu meinem Erben erkläre, denn mit Recht kommt Dir mein Erbtheil zu, ſchon weil ich Dich um das Deiner Mutter betrog. Jch wußte es ihr noch nach meiner Flucht mit Dina abzulocken — ſie lebte, reich geboren, in Armuth und Entbehrungen — und auch Du! — Die Schuld kann ich noch aus meinem Rechnungsbuche tilgen, und ich will es! Rufe Zeugen herbei und Du wirſt mein Sterbebett reich wie ein Fürſt verlaſſen, denn ich habe mit dem Dir entriſſenen Erbtheile gewu- chert und ſterbe als der reichſte Mann in der neuen Welt.“
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die unverkennſtbarſte Zärtlichkeit ausſprachen. „Wäre
es möglich, daß der Sohn dem Vater ſelbſt in einem
ſolchen Augenblicke völlig kalt und theilnahmlos ge-
genüberſtehen könnte?“ ......
— „Sie mein Vater?!“ rief Arnold, ſo bleich
wie der Sterbende werdend; „Sie mein Vater?!“
wiederholte er, an allen Gliedern zitternd und un-
fähig, ein Wort weiter hervorzubringen.
— „So iſt es!“ verſetzte der Sterbende. „Mein
wahrer Name iſt Adalbert Braun und Du wirſt
dieſen Namen aus Dina’s Mittheilungen kennen.
Doch keine weitere Erörterungen, denn die Minuten
ſind mir zugemeſſen. Geh und ſchaffe Zeugen her-
bei, vor denen ich Dich zu meinem Erben erkläre,
denn mit Recht kommt Dir mein Erbtheil zu, ſchon
weil ich Dich um das Deiner Mutter betrog. Jch
wußte es ihr noch nach meiner Flucht mit Dina
abzulocken — ſie lebte, reich geboren, in Armuth
und Entbehrungen — und auch Du! — Die Schuld
kann ich noch aus meinem Rechnungsbuche tilgen,
und ich will es! Rufe Zeugen herbei und Du wirſt
mein Sterbebett reich wie ein Fürſt verlaſſen, denn
ich habe mit dem Dir entriſſenen Erbtheile gewu-
chert und ſterbe als der reichſte Mann in der neuen
Welt.“
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/185>, abgerufen am 19.02.2025.
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