Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

schien Mr. Boggs seinen Gast, mit dem auf diesen
nach Florens Verschwinden gerichteten triumphirenden
Blick zu fragen; der junge Mann aber beantwortete
diese stumme Frage nicht, sondern senkte das Auge
zur Erde.

-- "Sind Sie sehr müde, Sir," nahm der
Gouverneur nach einer ziemlich langen Pause das
Wort, "so sagen Sie es mir mit der Aufrichtigkeit,
die ich mir unter allen Umständen von Jhnen aus-
bitte; sonst schenken Sie mir noch eine Stunde, oder
auch nur eine halbe, um eine Antwort auf diese oder
jene Frage zu geben, die ich Jhnen noch vorlegen
möchte, um über manche Umstände völlig aufgeklärt
zu werden. Jch gestehe Jhnen, daß ich so aufgeregt,
ja über Manches so beunruhigt bin, daß für mich
an Ruhe noch nicht zu denken ist."

-- "Auch ich würde noch nicht schlafen können,"
war die Antwort; "plaudern wir also, Sir, wenn
es Jhnen recht ist."

Es geschah, und bis tief in die Nacht hinein
dauerte die Unterhaltung der beiden Männer, die wir,
da sie den Lesern nur bereits Bekanntes enthielt, nicht
mittheilen, obgleich sie vielleicht das Schicksal des
Nordwestens von Amerika entschied. Arnold wußte
dem Gouverneur so viele Aufschlüsse und zugleich so
viele Daten über die Angelegenheiten in Nauvoo, und

ſchien Mr. Boggs ſeinen Gaſt, mit dem auf dieſen
nach Florens Verſchwinden gerichteten triumphirenden
Blick zu fragen; der junge Mann aber beantwortete
dieſe ſtumme Frage nicht, ſondern ſenkte das Auge
zur Erde.

— „Sind Sie ſehr müde, Sir,“ nahm der
Gouverneur nach einer ziemlich langen Pauſe das
Wort, „ſo ſagen Sie es mir mit der Aufrichtigkeit,
die ich mir unter allen Umſtänden von Jhnen aus-
bitte; ſonſt ſchenken Sie mir noch eine Stunde, oder
auch nur eine halbe, um eine Antwort auf dieſe oder
jene Frage zu geben, die ich Jhnen noch vorlegen
möchte, um über manche Umſtände völlig aufgeklärt
zu werden. Jch geſtehe Jhnen, daß ich ſo aufgeregt,
ja über Manches ſo beunruhigt bin, daß für mich
an Ruhe noch nicht zu denken iſt.“

— „Auch ich würde noch nicht ſchlafen können,“
war die Antwort; „plaudern wir alſo, Sir, wenn
es Jhnen recht iſt.“

Es geſchah, und bis tief in die Nacht hinein
dauerte die Unterhaltung der beiden Männer, die wir,
da ſie den Leſern nur bereits Bekanntes enthielt, nicht
mittheilen, obgleich ſie vielleicht das Schickſal des
Nordweſtens von Amerika entſchied. Arnold wußte
dem Gouverneur ſo viele Aufſchlüſſe und zugleich ſo
viele Daten über die Angelegenheiten in Nauvoo, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="16"/>
&#x017F;chien Mr. Boggs &#x017F;einen Ga&#x017F;t, mit dem auf die&#x017F;en<lb/>
nach Florens Ver&#x017F;chwinden gerichteten triumphirenden<lb/>
Blick zu fragen; der junge Mann aber beantwortete<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;tumme Frage nicht, &#x017F;ondern &#x017F;enkte das Auge<lb/>
zur Erde.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Sind Sie &#x017F;ehr müde, Sir,&#x201C; nahm der<lb/>
Gouverneur nach einer ziemlich langen Pau&#x017F;e das<lb/>
Wort, &#x201E;&#x017F;o &#x017F;agen Sie es mir mit der Aufrichtigkeit,<lb/>
die ich mir unter allen Um&#x017F;tänden von Jhnen aus-<lb/>
bitte; &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chenken Sie mir noch eine Stunde, oder<lb/>
auch nur eine halbe, um eine Antwort auf die&#x017F;e oder<lb/>
jene Frage zu geben, die ich Jhnen noch vorlegen<lb/>
möchte, um über manche Um&#x017F;tände völlig aufgeklärt<lb/>
zu werden. Jch ge&#x017F;tehe Jhnen, daß ich &#x017F;o aufgeregt,<lb/>
ja über Manches &#x017F;o beunruhigt bin, daß für mich<lb/>
an Ruhe noch nicht zu denken i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Auch ich würde noch nicht &#x017F;chlafen können,&#x201C;<lb/>
war die Antwort; &#x201E;plaudern wir al&#x017F;o, Sir, wenn<lb/>
es Jhnen recht i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Es ge&#x017F;chah, und bis tief in die Nacht hinein<lb/>
dauerte die Unterhaltung der beiden Männer, die wir,<lb/>
da &#x017F;ie den Le&#x017F;ern nur bereits Bekanntes enthielt, nicht<lb/>
mittheilen, obgleich &#x017F;ie vielleicht das Schick&#x017F;al des<lb/>
Nordwe&#x017F;tens von Amerika ent&#x017F;chied. Arnold wußte<lb/>
dem Gouverneur &#x017F;o viele Auf&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;e und zugleich &#x017F;o<lb/>
viele Daten über die Angelegenheiten in Nauvoo, und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] ſchien Mr. Boggs ſeinen Gaſt, mit dem auf dieſen nach Florens Verſchwinden gerichteten triumphirenden Blick zu fragen; der junge Mann aber beantwortete dieſe ſtumme Frage nicht, ſondern ſenkte das Auge zur Erde. — „Sind Sie ſehr müde, Sir,“ nahm der Gouverneur nach einer ziemlich langen Pauſe das Wort, „ſo ſagen Sie es mir mit der Aufrichtigkeit, die ich mir unter allen Umſtänden von Jhnen aus- bitte; ſonſt ſchenken Sie mir noch eine Stunde, oder auch nur eine halbe, um eine Antwort auf dieſe oder jene Frage zu geben, die ich Jhnen noch vorlegen möchte, um über manche Umſtände völlig aufgeklärt zu werden. Jch geſtehe Jhnen, daß ich ſo aufgeregt, ja über Manches ſo beunruhigt bin, daß für mich an Ruhe noch nicht zu denken iſt.“ — „Auch ich würde noch nicht ſchlafen können,“ war die Antwort; „plaudern wir alſo, Sir, wenn es Jhnen recht iſt.“ Es geſchah, und bis tief in die Nacht hinein dauerte die Unterhaltung der beiden Männer, die wir, da ſie den Leſern nur bereits Bekanntes enthielt, nicht mittheilen, obgleich ſie vielleicht das Schickſal des Nordweſtens von Amerika entſchied. Arnold wußte dem Gouverneur ſo viele Aufſchlüſſe und zugleich ſo viele Daten über die Angelegenheiten in Nauvoo, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/22
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/22>, abgerufen am 09.11.2024.