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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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hatten. Er wollte fragen, sein Erstaunen äußern,
Flora kam ihm mit dem Ausrufe zuvor:

-- "O, mein Vater, daß du nicht hier warest,
nicht Mr. Arnold spielen und singen hörtest!"

-- "Es ist gewiß, daß ich Viel dadurch ver-
loren habe," war seine Antwort; "aber ich hoffe ein
Andermal so glücklich seyn zu können, das Versäumte
nachzuholen. Für den Augenblick sehe ich mich aber
sogar gezwungen, zwischen Mr. Arnolds und dein
Vergnügen zu treten, indem ich ihn ersuche, mir in
mein Arbeitszimmer zu folgen."

-- "O, die leidigen Geschäfte!" rief sie geär-
gert aus. "Jch wollte lieber gleich todt seyn, als mir
jeden guten Augenblick durch sie rauben zu lassen!"

-- "Damit du froh seyn und genießen könnest,
arbeite ich," versetzte der Vater, indem er ihre Stirn
küßte.

-- "So sollte es aber nicht seyn," erwiederte
sie, "ich sollte auch für dich sorgen und arbeiten
können, mein Vater, damit auch du dich freutest und
genössest. So wie es jetzt ist, komme ich mir wie
die Schmarotzerpflanze vor, die sich um den Stamm
des schönen Tulpenbaumes in unserm Garten wand
und, indem sie immer größer, schöner und kräftiger
wurde, ihm das Mark so wegsog, daß er endlich
gar abstarb."

hatten. Er wollte fragen, ſein Erſtaunen äußern,
Flora kam ihm mit dem Ausrufe zuvor:

— „O, mein Vater, daß du nicht hier wareſt,
nicht Mr. Arnold ſpielen und ſingen hörteſt!“

— „Es iſt gewiß, daß ich Viel dadurch ver-
loren habe,“ war ſeine Antwort; „aber ich hoffe ein
Andermal ſo glücklich ſeyn zu können, das Verſäumte
nachzuholen. Für den Augenblick ſehe ich mich aber
ſogar gezwungen, zwiſchen Mr. Arnolds und dein
Vergnügen zu treten, indem ich ihn erſuche, mir in
mein Arbeitszimmer zu folgen.“

— „O, die leidigen Geſchäfte!“ rief ſie geär-
gert aus. „Jch wollte lieber gleich todt ſeyn, als mir
jeden guten Augenblick durch ſie rauben zu laſſen!“

— „Damit du froh ſeyn und genießen könneſt,
arbeite ich,“ verſetzte der Vater, indem er ihre Stirn
küßte.

— „So ſollte es aber nicht ſeyn,“ erwiederte
ſie, „ich ſollte auch für dich ſorgen und arbeiten
können, mein Vater, damit auch du dich freuteſt und
genöſſeſt. So wie es jetzt iſt, komme ich mir wie
die Schmarotzerpflanze vor, die ſich um den Stamm
des ſchönen Tulpenbaumes in unſerm Garten wand
und, indem ſie immer größer, ſchöner und kräftiger
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[30/0036] hatten. Er wollte fragen, ſein Erſtaunen äußern, Flora kam ihm mit dem Ausrufe zuvor: — „O, mein Vater, daß du nicht hier wareſt, nicht Mr. Arnold ſpielen und ſingen hörteſt!“ — „Es iſt gewiß, daß ich Viel dadurch ver- loren habe,“ war ſeine Antwort; „aber ich hoffe ein Andermal ſo glücklich ſeyn zu können, das Verſäumte nachzuholen. Für den Augenblick ſehe ich mich aber ſogar gezwungen, zwiſchen Mr. Arnolds und dein Vergnügen zu treten, indem ich ihn erſuche, mir in mein Arbeitszimmer zu folgen.“ — „O, die leidigen Geſchäfte!“ rief ſie geär- gert aus. „Jch wollte lieber gleich todt ſeyn, als mir jeden guten Augenblick durch ſie rauben zu laſſen!“ — „Damit du froh ſeyn und genießen könneſt, arbeite ich,“ verſetzte der Vater, indem er ihre Stirn küßte. — „So ſollte es aber nicht ſeyn,“ erwiederte ſie, „ich ſollte auch für dich ſorgen und arbeiten können, mein Vater, damit auch du dich freuteſt und genöſſeſt. So wie es jetzt iſt, komme ich mir wie die Schmarotzerpflanze vor, die ſich um den Stamm des ſchönen Tulpenbaumes in unſerm Garten wand und, indem ſie immer größer, ſchöner und kräftiger wurde, ihm das Mark ſo wegſog, daß er endlich gar abſtarb.“

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/36>, abgerufen am 21.11.2024.