Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Plänen gegen mich hervortritt. Er deutet in seinem
Schreiben nicht nur auf seine großen Reichthümer,
sondern auch auf die von ihm gesammelte Macht hin
und giebt mir nicht undeutlich zu verstehen, daß der
Nordosten Amerikas unser sein würde, wenn wir in
ein festes, unauflösliches Bündniß mit einander treten
würden, und das uns verbindende Band soll Flora
seyn."

Er reichte ihm mit diesen Worten den Brief
Joes hin, der ein kleines diplomatisches Meisterstück
war, indem er mit klaren Worten nichts aussprach,
was den Schreiber auf irgend eine Weise hätte com-
promittiren können, aber doch die geheimen Absichten
desselben genugsam errathen ließ. Ueber Arnold selbst
waren nur wenige, aber diesen überaus gravirende
Worte eingestreut. Er beschuldigte diesen, das in ihn
gesetzte Vertrauen mißbraucht, seine Tochter -- Ma-
rie -- während seiner Abwesenheit verführt und dann,
aus Furcht vor seinem gerechten Zorne und seiner
Rache, Nauvoo heimlich verlassen zu haben; "und so
groß," schlossen diese unwahren Beschuldigungen, "so
groß war die Macht, die dieser elende Abenteurer über
das Gemüth meines unglücklichen, verblendeten Kin-
des sich zu erwerben gewußt hat, daß auch sie mich
heimlich verlassen und dadurch in den tiefsten Kum-
mer gestürzt hat, um diesem Unwürdigen zu folgen.

Plänen gegen mich hervortritt. Er deutet in ſeinem
Schreiben nicht nur auf ſeine großen Reichthümer,
ſondern auch auf die von ihm geſammelte Macht hin
und giebt mir nicht undeutlich zu verſtehen, daß der
Nordoſten Amerikas unſer ſein würde, wenn wir in
ein feſtes, unauflösliches Bündniß mit einander treten
würden, und das uns verbindende Band ſoll Flora
ſeyn.“

Er reichte ihm mit dieſen Worten den Brief
Joes hin, der ein kleines diplomatiſches Meiſterſtück
war, indem er mit klaren Worten nichts ausſprach,
was den Schreiber auf irgend eine Weiſe hätte com-
promittiren können, aber doch die geheimen Abſichten
deſſelben genugſam errathen ließ. Ueber Arnold ſelbſt
waren nur wenige, aber dieſen überaus gravirende
Worte eingeſtreut. Er beſchuldigte dieſen, das in ihn
geſetzte Vertrauen mißbraucht, ſeine Tochter — Ma-
rie — während ſeiner Abweſenheit verführt und dann,
aus Furcht vor ſeinem gerechten Zorne und ſeiner
Rache, Nauvoo heimlich verlaſſen zu haben; „und ſo
groß,“ ſchloſſen dieſe unwahren Beſchuldigungen, „ſo
groß war die Macht, die dieſer elende Abenteurer über
das Gemüth meines unglücklichen, verblendeten Kin-
des ſich zu erwerben gewußt hat, daß auch ſie mich
heimlich verlaſſen und dadurch in den tiefſten Kum-
mer geſtürzt hat, um dieſem Unwürdigen zu folgen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0038" n="32"/>
Plänen gegen mich hervortritt. Er deutet in &#x017F;einem<lb/>
Schreiben nicht nur auf &#x017F;eine großen Reichthümer,<lb/>
&#x017F;ondern auch auf die von ihm ge&#x017F;ammelte Macht hin<lb/>
und giebt mir nicht undeutlich zu ver&#x017F;tehen, daß der<lb/>
Nordo&#x017F;ten Amerikas un&#x017F;er &#x017F;ein würde, wenn wir in<lb/>
ein fe&#x017F;tes, unauflösliches Bündniß mit einander treten<lb/>
würden, und das uns verbindende Band &#x017F;oll Flora<lb/>
&#x017F;eyn.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Er reichte ihm mit die&#x017F;en Worten den Brief<lb/>
Joes hin, der ein kleines diplomati&#x017F;ches Mei&#x017F;ter&#x017F;tück<lb/>
war, indem er mit klaren Worten nichts aus&#x017F;prach,<lb/>
was den Schreiber auf irgend eine Wei&#x017F;e hätte com-<lb/>
promittiren können, aber doch die geheimen Ab&#x017F;ichten<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben genug&#x017F;am errathen ließ. Ueber Arnold &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
waren nur wenige, aber die&#x017F;en überaus gravirende<lb/>
Worte einge&#x017F;treut. Er be&#x017F;chuldigte die&#x017F;en, das in ihn<lb/>
ge&#x017F;etzte Vertrauen mißbraucht, &#x017F;eine Tochter &#x2014; Ma-<lb/>
rie &#x2014; während &#x017F;einer Abwe&#x017F;enheit verführt und dann,<lb/>
aus Furcht vor &#x017F;einem gerechten Zorne und &#x017F;einer<lb/>
Rache, Nauvoo heimlich verla&#x017F;&#x017F;en zu haben; &#x201E;und &#x017F;o<lb/>
groß,&#x201C; &#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e unwahren Be&#x017F;chuldigungen, &#x201E;&#x017F;o<lb/>
groß war die Macht, die die&#x017F;er elende Abenteurer über<lb/>
das Gemüth meines unglücklichen, verblendeten Kin-<lb/>
des &#x017F;ich zu erwerben gewußt hat, daß auch &#x017F;ie mich<lb/>
heimlich verla&#x017F;&#x017F;en und dadurch in den tief&#x017F;ten Kum-<lb/>
mer ge&#x017F;türzt hat, um die&#x017F;em Unwürdigen zu folgen.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0038] Plänen gegen mich hervortritt. Er deutet in ſeinem Schreiben nicht nur auf ſeine großen Reichthümer, ſondern auch auf die von ihm geſammelte Macht hin und giebt mir nicht undeutlich zu verſtehen, daß der Nordoſten Amerikas unſer ſein würde, wenn wir in ein feſtes, unauflösliches Bündniß mit einander treten würden, und das uns verbindende Band ſoll Flora ſeyn.“ Er reichte ihm mit dieſen Worten den Brief Joes hin, der ein kleines diplomatiſches Meiſterſtück war, indem er mit klaren Worten nichts ausſprach, was den Schreiber auf irgend eine Weiſe hätte com- promittiren können, aber doch die geheimen Abſichten deſſelben genugſam errathen ließ. Ueber Arnold ſelbſt waren nur wenige, aber dieſen überaus gravirende Worte eingeſtreut. Er beſchuldigte dieſen, das in ihn geſetzte Vertrauen mißbraucht, ſeine Tochter — Ma- rie — während ſeiner Abweſenheit verführt und dann, aus Furcht vor ſeinem gerechten Zorne und ſeiner Rache, Nauvoo heimlich verlaſſen zu haben; „und ſo groß,“ ſchloſſen dieſe unwahren Beſchuldigungen, „ſo groß war die Macht, die dieſer elende Abenteurer über das Gemüth meines unglücklichen, verblendeten Kin- des ſich zu erwerben gewußt hat, daß auch ſie mich heimlich verlaſſen und dadurch in den tiefſten Kum- mer geſtürzt hat, um dieſem Unwürdigen zu folgen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/38
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/38>, abgerufen am 23.11.2024.