Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.lichen Blick, mit einem Blicke an, in dem die höchste -- "George, guter, lieber Sir George!" rief Der Sterbende legte die Hand auf sein bluten- Flora bemerkte nicht, daß er bereits gestorben -- "Komm, mein Kind," sagte Sir John, in- Sie begriff noch immer nicht, daß George todt 4 *
lichen Blick, mit einem Blicke an, in dem die höchſte — „George, guter, lieber Sir George!“ rief Der Sterbende legte die Hand auf ſein bluten- Flora bemerkte nicht, daß er bereits geſtorben — „Komm, mein Kind,“ ſagte Sir John, in- Sie begriff noch immer nicht, daß George todt 4 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="51"/> lichen Blick, mit einem Blicke an, in dem die höchſte<lb/> Seligkeit eines glücktrunkenen Herzens lag; ſeine Lip-<lb/> pen bewegten ſich wie zur Rede, man vernahm aber<lb/> keinen Laut.</p><lb/> <p>— „George, guter, lieber Sir George!“ rief<lb/> Flora, aufgelöſt in Thränen neben dem Bette nieder-<lb/> knieend und ihre brennenden, zitternden Lippen auf<lb/> ſeine Hand heftend. Sie wollte mehr ſagen, aber<lb/> Schmerz und Rührung waren zu groß, die Laute er-<lb/> ſtarben ihr auf den Lippen.</p><lb/> <p>Der Sterbende legte die Hand auf ſein bluten-<lb/> des Herz; dann ſank er zurück; dann athmete er tief<lb/> auf und war nicht mehr!</p><lb/> <p>Flora bemerkte nicht, daß er bereits geſtorben<lb/> war; ſie kniete noch immer neben dem Sterbebette,<lb/> ſie hielt Georges Hand noch immer in der ihrigen;<lb/> ſie hoffte, er würde ſie noch einmal anſehen, noch<lb/> ein paar Worte wenigſtens zu ihr reden; er aber blieb<lb/> ſtumm, ſtumm für ewig!</p><lb/> <p>— „Komm, mein Kind,“ ſagte Sir John, in-<lb/> dem er ihr die Hand zum Aufſtehen reichte, „komm<lb/> und ſuche deinen Schmerz zu bemeiſtern! Man be-<lb/> hauptet, daß das Gehör der Sinn iſt, welcher am<lb/> letzten erſtirbt; alſo keine Klage, kein Jammern in<lb/> der Nähe dieſes Todten!“</p><lb/> <p>Sie begriff noch immer nicht, daß George todt<lb/> <fw place="bottom" type="sig">4 *</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0057]
lichen Blick, mit einem Blicke an, in dem die höchſte
Seligkeit eines glücktrunkenen Herzens lag; ſeine Lip-
pen bewegten ſich wie zur Rede, man vernahm aber
keinen Laut.
— „George, guter, lieber Sir George!“ rief
Flora, aufgelöſt in Thränen neben dem Bette nieder-
knieend und ihre brennenden, zitternden Lippen auf
ſeine Hand heftend. Sie wollte mehr ſagen, aber
Schmerz und Rührung waren zu groß, die Laute er-
ſtarben ihr auf den Lippen.
Der Sterbende legte die Hand auf ſein bluten-
des Herz; dann ſank er zurück; dann athmete er tief
auf und war nicht mehr!
Flora bemerkte nicht, daß er bereits geſtorben
war; ſie kniete noch immer neben dem Sterbebette,
ſie hielt Georges Hand noch immer in der ihrigen;
ſie hoffte, er würde ſie noch einmal anſehen, noch
ein paar Worte wenigſtens zu ihr reden; er aber blieb
ſtumm, ſtumm für ewig!
— „Komm, mein Kind,“ ſagte Sir John, in-
dem er ihr die Hand zum Aufſtehen reichte, „komm
und ſuche deinen Schmerz zu bemeiſtern! Man be-
hauptet, daß das Gehör der Sinn iſt, welcher am
letzten erſtirbt; alſo keine Klage, kein Jammern in
der Nähe dieſes Todten!“
Sie begriff noch immer nicht, daß George todt
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