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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Feur/ Gluet und Flammen verhanden/ daselbst ist auch
Glantz und Licht: Und wie wenig man kan abnehmen
und absonderen die Nässe von dem Wasser/ weil das
Wasser in der Nässe bestehet/ so wenig kan man Hitze
und Glantz von dem Feur eigentlich abnehmen und ab-
sonderen/ weil das Feur in Hitze und Feurglantze beste-
het: Dieses siehet man und leugnet es kein Mensch/ was
alles Feur und Flammen und alles Feurwesen/ so uns
sichtbar und bekand/ betreffen mag: Weil nun aber in
der Hölle/ in dem höllischen Feur/ Gluet und Flammen
doch auch die Finsterniß/ ja die äusserste Finsterniß sein
wird/ so ergibt sich unschwer/ das gläntzen/ leuchten und
scheinen/ wie es bey unserm Feur offenbar/ bei dem höl-
lischen Feur nicht also sich finden werde.

Wann Pech mit grossem Feur gesotten wird/
schauet man wie fast schwartze Flammen Flokken
auß dem Gepruddel des Pechs mit auffahren: Wan
Schwefel gelautert/ oder wan Kupffer geschmoltzen
wird/ wan Eisensteine im starken Blaaß Feur zergehen
müssen/ schautman in den auffliegenden aufdringenden
Flammen gelbe/ röhtliche/ schwartzstriemichte Striche
und Feurflämlein/ und kan also die Feur Flamme eine
Farbe/ Schein und Art an sich nehmen des Dinges/
welches durch das Feur zum Flusse und zur Vergehung
gebracht werden muß: Wan nun in der Höllischen
Finsterniß/
ach! in der allergrausamsten finsteren
Qwaal
und Pein/ in der stetswehrenden durchdrin-
genden Feur Angst und Flammendrukk endlich die
glimmende Gluet loßbricht/ und gleichsam zur Anzeige
der unsäglichen Marter/ daher flammen oder da-
her rauschen
muß/ so wird solches feuriges Höl-
lenweh
auch wol die aufloderende Flammen Art
erzeigen/ und allerschmertzlichst mit hervor flokken/ je-
doch nicht mit Glantz/ Schein und Licht/ sonderen in

die-

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Feur/ Gluet und Flammen verhanden/ daſelbſt iſt auch
Glantz und Licht: Und wie wenig man kan abnehmen
und abſonderen die Naͤſſe von dem Waſſer/ weil das
Waſſer in der Naͤſſe beſtehet/ ſo wenig kan man Hitze
und Glantz von dem Feur eigentlich abnehmen und ab-
ſonderen/ weil das Feur in Hitze und Feurglantze beſte-
het: Dieſes ſiehet man und leugnet es kein Menſch/ was
alles Feur und Flammen und alles Feurweſen/ ſo uns
ſichtbar und bekand/ betreffen mag: Weil nun aber in
der Hoͤlle/ in dem hoͤlliſchen Feur/ Gluet und Flammen
doch auch die Finſterniß/ ja die aͤuſſerſte Finſterniß ſein
wird/ ſo ergibt ſich unſchwer/ das glaͤntzen/ leuchten und
ſcheinen/ wie es bey unſerm Feur offenbar/ bei dem hoͤl-
liſchen Feur nicht alſo ſich finden werde.

Wann Pech mit groſſem Feur geſotten wird/
ſchauet man wie faſt ſchwartze Flammen Flokken
auß dem Gepruddel des Pechs mit auffahren: Wan
Schwefel gelautert/ oder wan Kupffer geſchmoltzen
wird/ wan Eiſenſteine im ſtarken Blaaß Feur zergehen
muͤſſen/ ſchautman in den auffliegenden aufdringenden
Flammen gelbe/ roͤhtliche/ ſchwartzſtriemichte Striche
und Feurflaͤmlein/ und kan alſo die Feur Flamme eine
Farbe/ Schein und Art an ſich nehmen des Dinges/
welches durch das Feur zum Fluſſe und zur Vergehung
gebracht werden muß: Wan nun in der Hoͤlliſchen
Finſterniß/
ach! in der allergrauſamſten finſteren
Qwaal
und Pein/ in der ſtetswehrenden durchdrin-
genden Feur Angſt und Flammendrukk endlich die
glimmende Gluet loßbricht/ und gleichſam zur Anzeige
der unſaͤglichen Marter/ daher flammen oder da-
her rauſchen
muß/ ſo wird ſolches feuriges Hoͤl-
lenweh
auch wol die aufloderende Flammen Art
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[61/0129] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Feur/ Gluet und Flammen verhanden/ daſelbſt iſt auch Glantz und Licht: Und wie wenig man kan abnehmen und abſonderen die Naͤſſe von dem Waſſer/ weil das Waſſer in der Naͤſſe beſtehet/ ſo wenig kan man Hitze und Glantz von dem Feur eigentlich abnehmen und ab- ſonderen/ weil das Feur in Hitze und Feurglantze beſte- het: Dieſes ſiehet man und leugnet es kein Menſch/ was alles Feur und Flammen und alles Feurweſen/ ſo uns ſichtbar und bekand/ betreffen mag: Weil nun aber in der Hoͤlle/ in dem hoͤlliſchen Feur/ Gluet und Flammen doch auch die Finſterniß/ ja die aͤuſſerſte Finſterniß ſein wird/ ſo ergibt ſich unſchwer/ das glaͤntzen/ leuchten und ſcheinen/ wie es bey unſerm Feur offenbar/ bei dem hoͤl- liſchen Feur nicht alſo ſich finden werde. Wann Pech mit groſſem Feur geſotten wird/ ſchauet man wie faſt ſchwartze Flammen Flokken auß dem Gepruddel des Pechs mit auffahren: Wan Schwefel gelautert/ oder wan Kupffer geſchmoltzen wird/ wan Eiſenſteine im ſtarken Blaaß Feur zergehen muͤſſen/ ſchautman in den auffliegenden aufdringenden Flammen gelbe/ roͤhtliche/ ſchwartzſtriemichte Striche und Feurflaͤmlein/ und kan alſo die Feur Flamme eine Farbe/ Schein und Art an ſich nehmen des Dinges/ welches durch das Feur zum Fluſſe und zur Vergehung gebracht werden muß: Wan nun in der Hoͤlliſchen Finſterniß/ ach! in der allergrauſamſten finſteren Qwaal und Pein/ in der ſtetswehrenden durchdrin- genden Feur Angſt und Flammendrukk endlich die glimmende Gluet loßbricht/ und gleichſam zur Anzeige der unſaͤglichen Marter/ daher flammen oder da- her rauſchen muß/ ſo wird ſolches feuriges Hoͤl- lenweh auch wol die aufloderende Flammen Art erzeigen/ und allerſchmertzlichſt mit hervor flokken/ je- doch nicht mit Glantz/ Schein und Licht/ ſonderen in die-

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/129>, abgerufen am 24.11.2024.