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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
vorn und zu letzt einen superlativum in sich hält/ und
nachdenklich dieses andeutet/ wan alles nun/ was hölli-
sche Marter und Schmertz aufs höchste und eusserste hat
anbringen und verursachen können/ überdüldet/ über-
standen/ überwunden ist/ und man nun endlich auch
nach tausend Jahren auf geringes Ende hoffet/ denket
und wünschet/ so ist doch wieder alles vergebens und
umsonst/ und gehet die Marterqwaal aufs neu/ aufs
grausamste/ aufs schreklichste/ und aufs allerlängste an/
wie derfolgende Reimschluß vorstellet.

Dan mit Grimm man dich herum hin auf
deinen Rükken wendt
) Numehr hat der verdam-
ter Gottloser auf seiner linken Seit auch tausend Jahr
lang müssen liegen/ in eusserster Qwaal alles erdulden/
und alles höchstverschmertzlich auch diese lange Zeit über-
standen/ und hat sich über tausendmahl zu tode gesehnet
ohn Absterben/ hat sich hundert tausendmahl verwün-
schet zu lauteren verzweiffelenden entschliessungen/ kan
aber im geringsten nicht verzweiffelen/ ängstet sich bis
auf den Tod/
kan sich aber nicht ängsten zu todt: Bis
er endlich aufs neu mit Grimm wird herum auf seinen
Rükken gerükket/ daselbst alles aufs neue/ aufs aller-
grausamste/ und wieder aufs längste wird in solche
Qwaal und in solches Feur versetzet/ wie nun folget/ und
in allem noch nicht eins gleichsam der erste Anfang sich
anhebet.



XXIII. Lau-
G ij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
vorn und zu letzt einen ſuperlativum in ſich haͤlt/ und
nachdenklich dieſes andeutet/ wan alles nun/ was hoͤlli-
ſche Marter und Schmertz aufs hoͤchſte und euſſerſte hat
anbringen und verurſachen koͤnnen/ uͤberduͤldet/ uͤber-
ſtanden/ uͤberwunden iſt/ und man nun endlich auch
nach tauſend Jahren auf geringes Ende hoffet/ denket
und wuͤnſchet/ ſo iſt doch wieder alles vergebens und
umſonſt/ und gehet die Marterqwaal aufs neu/ aufs
grauſamſte/ aufs ſchreklichſte/ und aufs allerlaͤngſte an/
wie derfolgende Reimſchluß vorſtellet.

Dan mit Grimm man dich herum hin auf
deinen Ruͤkken wendt
) Numehr hat der verdam-
ter Gottloſer auf ſeiner linken Seit auch tauſend Jahr
lang muͤſſen liegen/ in euſſerſter Qwaal alles erdulden/
und alles hoͤchſtverſchmertzlich auch dieſe lange Zeit uͤber-
ſtanden/ und hat ſich uͤber tauſendmahl zu tode geſehnet
ohn Abſterben/ hat ſich hundert tauſendmahl verwuͤn-
ſchet zu lauteren verzweiffelenden entſchlieſſungen/ kan
aber im geringſten nicht verzweiffelen/ aͤngſtet ſich bis
auf den Tod/
kan ſich aber nicht aͤngſten zu todt: Bis
er endlich aufs neu mit Grimm wird herum auf ſeinen
Ruͤkken geruͤkket/ daſelbſt alles aufs neue/ aufs aller-
grauſamſte/ und wieder aufs laͤngſte wird in ſolche
Qwaal und in ſolches Feur verſetzet/ wie nun folget/ und
in allem noch nicht eins gleichſam der erſte Anfang ſich
anhebet.



XXIII. Lau-
G ij
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[99/0167] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. vorn und zu letzt einen ſuperlativum in ſich haͤlt/ und nachdenklich dieſes andeutet/ wan alles nun/ was hoͤlli- ſche Marter und Schmertz aufs hoͤchſte und euſſerſte hat anbringen und verurſachen koͤnnen/ uͤberduͤldet/ uͤber- ſtanden/ uͤberwunden iſt/ und man nun endlich auch nach tauſend Jahren auf geringes Ende hoffet/ denket und wuͤnſchet/ ſo iſt doch wieder alles vergebens und umſonſt/ und gehet die Marterqwaal aufs neu/ aufs grauſamſte/ aufs ſchreklichſte/ und aufs allerlaͤngſte an/ wie derfolgende Reimſchluß vorſtellet. Dan mit Grimm man dich herum hin auf deinen Ruͤkken wendt) Numehr hat der verdam- ter Gottloſer auf ſeiner linken Seit auch tauſend Jahr lang muͤſſen liegen/ in euſſerſter Qwaal alles erdulden/ und alles hoͤchſtverſchmertzlich auch dieſe lange Zeit uͤber- ſtanden/ und hat ſich uͤber tauſendmahl zu tode geſehnet ohn Abſterben/ hat ſich hundert tauſendmahl verwuͤn- ſchet zu lauteren verzweiffelenden entſchlieſſungen/ kan aber im geringſten nicht verzweiffelen/ aͤngſtet ſich bis auf den Tod/ kan ſich aber nicht aͤngſten zu todt: Bis er endlich aufs neu mit Grimm wird herum auf ſeinen Ruͤkken geruͤkket/ daſelbſt alles aufs neue/ aufs aller- grauſamſte/ und wieder aufs laͤngſte wird in ſolche Qwaal und in ſolches Feur verſetzet/ wie nun folget/ und in allem noch nicht eins gleichſam der erſte Anfang ſich anhebet. XXIII. Lau- G ij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/167>, abgerufen am 21.11.2024.