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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Verdamter/ aus seinen Feurhitzigen Augen gleichsam
Flammenflokken-Thränlein mit heraus schiessen/
und seine durchbrennende Hitze/ auch mit einem Thrä-
nen Fünklein
mit ausheulen oder ausweinen wolte.

Qwaalgebrüt) Gleich wie aus langen Brü-
ten entstehet endlich ein Ausgebrütetes/ wie eine Henne
aus langgebrüteten Eieren endlich die Küchlein hervor
bringet; Also sagt der Reimtext/ werde auch wegen
langgeduldeter höllischen Qwaal/ endlich auch mit Ge-
heul eine Thränenähnliche Qwaalgebruet in- und aus
den Augen entstehen/ da an dem durch und durch abge-
ängsteten/ und abgematteten verdamten Menschen man
erschreklich wahrnemen würde/ wie auch die Angst selbst
durch die Augen/ Thränengleich/ ausgebrütet und aus-
gepresset würde.

Dieses ist der Thränen Bach der aus unsren
Augen glüet)
Daß ein Bach oder Wasser solte
glüen/ ist unerhört; Daß auch ein Glüendes solte zu ei-
nem Bache oder Wasser werden/ lautet seltzam/ und
dennoch redet also hier der Reimtext in gutem nachdenk-
lichen Poetischen Verstande/ wan das jenige/ was kurtz
vorher berührt/ und im folgenden annoch berührt werden
wird/ recht und genau ist bedacht; als in einer solchen
Sache/ und in einem solchen Wesen/ darin man ein Un-
begreifliches/ dennoch gern begreiffen und vorstellig
machen wolte;

Bedenk den verdamten Menschen/ der vorhin
hundert Jahr im Pechflammen/ tausend Jahr in der
Schwefelgluet/ zwantzig tausend Jahr im glüenden Ei-
sen/ hundert tausend Jahr in spitzigen durchbrechenden
Pfriemenfeur gelegen/ der viel tausendmahl durchglüet/
durchzerflammet und durchverbrand war/ wan der heu-
len und weinen muß/ wan aus seinen Augen Höllen-
Thränen
hervorqwellen müsse/ was wird derselbe für

einen
L iij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Verdamter/ aus ſeinen Feurhitzigen Augen gleichſam
Flammenflokken-Thraͤnlein mit heraus ſchieſſen/
und ſeine durchbrennende Hitze/ auch mit einem Thraͤ-
nen Fuͤnklein
mit ausheulen oder ausweinen wolte.

Qwaalgebruͤt) Gleich wie aus langen Bruͤ-
ten entſtehet endlich ein Ausgebruͤtetes/ wie eine Henne
aus langgebruͤteten Eieren endlich die Kuͤchlein hervor
bringet; Alſo ſagt der Reimtext/ werde auch wegen
langgeduldeter hoͤlliſchen Qwaal/ endlich auch mit Ge-
heul eine Thraͤnenaͤhnliche Qwaalgebruet in- und aus
den Augen entſtehen/ da an dem durch und durch abge-
aͤngſteten/ und abgematteten verdamten Menſchen man
erſchreklich wahrnemen wuͤrde/ wie auch die Angſt ſelbſt
durch die Augen/ Thraͤnengleich/ ausgebruͤtet und aus-
gepreſſet wuͤrde.

Dieſes iſt der Thraͤnen Bach der aus unſren
Augen gluͤet)
Daß ein Bach oder Waſſer ſolte
gluͤen/ iſt unerhoͤrt; Daß auch ein Gluͤendes ſolte zu ei-
nem Bache oder Waſſer werden/ lautet ſeltzam/ und
dennoch redet alſo hier der Reimtext in gutem nachdenk-
lichen Poetiſchen Verſtande/ wan das jenige/ was kurtz
vorheꝛ beruͤhrt/ und im folgenden annoch beruͤhꝛt werden
wird/ recht und genau iſt bedacht; als in einer ſolchen
Sache/ und in einem ſolchen Weſen/ darin man ein Un-
begreifliches/ dennoch gern begreiffen und vorſtellig
machen wolte;

Bedenk den verdamten Menſchen/ der vorhin
hundert Jahr im Pechflammen/ tauſend Jahr in der
Schwefelgluet/ zwantzig tauſend Jahr im gluͤenden Ei-
ſen/ hundert tauſend Jahr in ſpitzigen durchbrechenden
Pfriemenfeur gelegen/ der viel tauſendmahl durchgluͤet/
durchzerflammet und durchverbrand war/ wan der heu-
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[165/0233] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Verdamter/ aus ſeinen Feurhitzigen Augen gleichſam Flammenflokken-Thraͤnlein mit heraus ſchieſſen/ und ſeine durchbrennende Hitze/ auch mit einem Thraͤ- nen Fuͤnklein mit ausheulen oder ausweinen wolte. Qwaalgebruͤt) Gleich wie aus langen Bruͤ- ten entſtehet endlich ein Ausgebruͤtetes/ wie eine Henne aus langgebruͤteten Eieren endlich die Kuͤchlein hervor bringet; Alſo ſagt der Reimtext/ werde auch wegen langgeduldeter hoͤlliſchen Qwaal/ endlich auch mit Ge- heul eine Thraͤnenaͤhnliche Qwaalgebruet in- und aus den Augen entſtehen/ da an dem durch und durch abge- aͤngſteten/ und abgematteten verdamten Menſchen man erſchreklich wahrnemen wuͤrde/ wie auch die Angſt ſelbſt durch die Augen/ Thraͤnengleich/ ausgebruͤtet und aus- gepreſſet wuͤrde. Dieſes iſt der Thraͤnen Bach der aus unſren Augen gluͤet) Daß ein Bach oder Waſſer ſolte gluͤen/ iſt unerhoͤrt; Daß auch ein Gluͤendes ſolte zu ei- nem Bache oder Waſſer werden/ lautet ſeltzam/ und dennoch redet alſo hier der Reimtext in gutem nachdenk- lichen Poetiſchen Verſtande/ wan das jenige/ was kurtz vorheꝛ beruͤhrt/ und im folgenden annoch beruͤhꝛt werden wird/ recht und genau iſt bedacht; als in einer ſolchen Sache/ und in einem ſolchen Weſen/ darin man ein Un- begreifliches/ dennoch gern begreiffen und vorſtellig machen wolte; Bedenk den verdamten Menſchen/ der vorhin hundert Jahr im Pechflammen/ tauſend Jahr in der Schwefelgluet/ zwantzig tauſend Jahr im gluͤenden Ei- ſen/ hundert tauſend Jahr in ſpitzigen durchbrechenden Pfriemenfeur gelegen/ der viel tauſendmahl durchgluͤet/ durchzerflammet und durchverbrand war/ wan der heu- len und weinen muß/ wan aus ſeinen Augen Hoͤllen- Thraͤnen hervorqwellen muͤſſe/ was wird derſelbe fuͤr einen L iij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/233>, abgerufen am 21.11.2024.