Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. Schlegt dan GOttes Hand herzu/Thränlein fleuß/ erweich doch du/ Was zu hart scheint und zu dürr: Mildes Thränlein täglich qwill/ Früchte bringstu/ wie GOtt wil/ Hundert tausendfach herfür. Durch Geheul wird in der Höll Erndte- LI. Jn
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Schlegt dan GOttes Hand herzu/Thraͤnlein fleuß/ erweich doch du/ Was zu hart ſcheint und zu duͤrr: Mildes Thraͤnlein taͤglich qwill/ Fruͤchte bringſtu/ wie GOtt wil/ Hundert tauſendfach herfuͤr. Durch Geheul wird in der Hoͤll Erndte- LI. Jn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0239" n="171"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.</hi> </fw><lb/> <l>Schlegt dan GOttes Hand herzu/</l><lb/> <l>Thraͤnlein fleuß/ erweich doch du/</l><lb/> <l>Was zu hart ſcheint und zu duͤrr:</l><lb/> <l>Mildes Thraͤnlein taͤglich qwill/</l><lb/> <l>Fruͤchte bringſtu/ wie GOtt wil/</l><lb/> <l>Hundert tauſendfach herfuͤr.</l> </lg><lb/> <p><hi rendition="#fr">Durch Geheul wird in der Hoͤll Erndte-<lb/> qwaal geſamlet ſein)</hi> Wie vorhin erwehnt/ daß<lb/> reiche <hi rendition="#fr">Thraͤnen- Ausſaat</hi> die reichſte <hi rendition="#fr">Himmels-<lb/> Garben</hi> einerndten/ alſo wird im Gegentheil die<lb/> ewige <hi rendition="#fr">Heulens-Ausſaat</hi> in der Hoͤlle nur einſamlen<lb/> eine ewige <hi rendition="#fr">Erndte qwaal</hi> oder <hi rendition="#fr">Qwaalerndte:</hi> Wie<lb/> es pflegt in der Erndte herzugehen/ jeder Arbeiter hat ſei-<lb/> ne Bemuͤhung und Handarbeit/ einer mejet/ der ander<lb/> ſchneidet/ einer traͤgt zuſammen/ der ander bindet es ein/<lb/> dieſer traͤget es fort/ jener faͤhret es fort/ alles aber zu dem<lb/> Ende/ daß die Frucht eingeſamlet/ was beſcheret zuſamen<lb/> gebracht/ und als ein <hi rendition="#fr">Erndte Schatz</hi> alles verwahret<lb/> werde; Wan aber in der Hoͤlle/ in denen grauſamen<lb/> finſteren Behaltniſſen/ aller Endes von denen Verdam-<lb/> ten ein Geheul entſtehen/ ein weinendes Gebruͤll nach<lb/> einander daher ſchallen/ und ein grauſam Geſchricht<lb/> durch einander angehoͤrt wird/ und gleichſam durch lau-<lb/> ter Verzweifelungs Art/ durch abgemattetes Verza-<lb/> gungs Geſchrei/ man was erſtreben und was erlangen<lb/> wil/ ſo wird doch durch alles dieſes entſetzliches Geruff<lb/> und grauſamſtes Geachtz ein anderſt nicht vollenbracht<lb/> als ſich in der hoͤchſten Qwaal/ noch mehr abqweelen/<lb/> ſich in der heftigen Marter/ noch mehr abmartelen/ und<lb/> in der groſſen Angſt/ noch mehr abaͤngſten/ und alſo zu<lb/> reden ein anderſt nicht/ als eine lautere <hi rendition="#fr">Qwaal Erndte</hi><lb/> verrichten/ und immermehr einſamlen/ nicht eine <hi rendition="#fr">Lin-<lb/> derungs Erndte</hi> und <hi rendition="#fr">Ruhe Erndte/</hi> ſondern lautere<lb/> neue <hi rendition="#fr">Qwaal- und Peinigungs Erndte.</hi></p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LI.</hi></hi> Jn</fw><lb/> </body> </text> </TEI> [171/0239]
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Schlegt dan GOttes Hand herzu/
Thraͤnlein fleuß/ erweich doch du/
Was zu hart ſcheint und zu duͤrr:
Mildes Thraͤnlein taͤglich qwill/
Fruͤchte bringſtu/ wie GOtt wil/
Hundert tauſendfach herfuͤr.
Durch Geheul wird in der Hoͤll Erndte-
qwaal geſamlet ſein) Wie vorhin erwehnt/ daß
reiche Thraͤnen- Ausſaat die reichſte Himmels-
Garben einerndten/ alſo wird im Gegentheil die
ewige Heulens-Ausſaat in der Hoͤlle nur einſamlen
eine ewige Erndte qwaal oder Qwaalerndte: Wie
es pflegt in der Erndte herzugehen/ jeder Arbeiter hat ſei-
ne Bemuͤhung und Handarbeit/ einer mejet/ der ander
ſchneidet/ einer traͤgt zuſammen/ der ander bindet es ein/
dieſer traͤget es fort/ jener faͤhret es fort/ alles aber zu dem
Ende/ daß die Frucht eingeſamlet/ was beſcheret zuſamen
gebracht/ und als ein Erndte Schatz alles verwahret
werde; Wan aber in der Hoͤlle/ in denen grauſamen
finſteren Behaltniſſen/ aller Endes von denen Verdam-
ten ein Geheul entſtehen/ ein weinendes Gebruͤll nach
einander daher ſchallen/ und ein grauſam Geſchricht
durch einander angehoͤrt wird/ und gleichſam durch lau-
ter Verzweifelungs Art/ durch abgemattetes Verza-
gungs Geſchrei/ man was erſtreben und was erlangen
wil/ ſo wird doch durch alles dieſes entſetzliches Geruff
und grauſamſtes Geachtz ein anderſt nicht vollenbracht
als ſich in der hoͤchſten Qwaal/ noch mehr abqweelen/
ſich in der heftigen Marter/ noch mehr abmartelen/ und
in der groſſen Angſt/ noch mehr abaͤngſten/ und alſo zu
reden ein anderſt nicht/ als eine lautere Qwaal Erndte
verrichten/ und immermehr einſamlen/ nicht eine Lin-
derungs Erndte und Ruhe Erndte/ ſondern lautere
neue Qwaal- und Peinigungs Erndte.
LI. Jn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |