Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. ein Jägerwort/ und wird von denen Uhrhahnen es ge-brauchet; Wan dieselbe zur Baltzzeit (oder Brunstzeit/ wie es von den Hirschen genant wird) quando semine abundant, ein sonderliches lautes Hahnengeschrei mach- en/ auf welches Gethön sich die Uhrhennen dahin ver- samlen/ und ist der Uhrhahn alsdan gleichsam toll und blind/ achtet und sihet nichts/ emittit semen suum, welches die Uhrhennen verzehren/ und daher Eier legen: Die Jäger und Schützen auch solches beobachten/ dem Uhrhahnen also nahe kommen/ daß sie von dem Baume ihn herunter schiessen/ der sich sonst ausser der Baltzzeit/ gar zu wol vorzusehen weiß. Hiedurch deutet man auf die garstigen Geil Heng- Augustinus redet in einem absonderlichen Capit- ipsum
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. ein Jaͤgerwort/ und wird von denen Uhrhahnen es ge-brauchet; Wan dieſelbe zur Baltzzeit (oder Brunſtzeit/ wie es von den Hirſchen genant wird) quando ſemine abundant, ein ſonderliches lautes Hahnengeſchrei mach- en/ auf welches Gethoͤn ſich die Uhrhennen dahin ver- ſamlen/ und iſt der Uhrhahn alsdan gleichſam toll und blind/ achtet und ſihet nichts/ emittit ſemen ſuum, welches die Uhrhennen verzehren/ und daher Eier legen: Die Jaͤger und Schuͤtzen auch ſolches beobachten/ dem Uhrhahnen alſo nahe kommen/ daß ſie von dem Baume ihn herunter ſchieſſen/ der ſich ſonſt auſſer der Baltzzeit/ gar zu wol vorzuſehen weiß. Hiedurch deutet man auf die garſtigen Geil Heng- Auguſtinus redet in einem abſonderlichen Capit- ipſum
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der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
ein Jaͤgerwort/ und wird von denen Uhrhahnen es ge-
brauchet; Wan dieſelbe zur Baltzzeit (oder Brunſtzeit/
wie es von den Hirſchen genant wird) quando ſemine
abundant, ein ſonderliches lautes Hahnengeſchrei mach-
en/ auf welches Gethoͤn ſich die Uhrhennen dahin ver-
ſamlen/ und iſt der Uhrhahn alsdan gleichſam toll und
blind/ achtet und ſihet nichts/ emittit ſemen ſuum,
welches die Uhrhennen verzehren/ und daher Eier legen:
Die Jaͤger und Schuͤtzen auch ſolches beobachten/ dem
Uhrhahnen alſo nahe kommen/ daß ſie von dem Baume
ihn herunter ſchieſſen/ der ſich ſonſt auſſer der Baltzzeit/
gar zu wol vorzuſehen weiß.
Hiedurch deutet man auf die garſtigen Geil Heng-
ſte/ unflaͤtige Unzuchter und Hurer/ die durch Antrieb
unreiner Begierde und unzulaͤſſiger Wolluͤſte/ ſich in
ſolchem Gierſchlamme und Kohtweſen herum weltzen/
weder GOtt/ noch Tugend und Erbarkeit achten/ ſon-
deren ihre verdamliche Gierlichkeit in dieſer Welt nur
abbuͤſſen/ und gleich den tollen Uhrhahnen das blinde
Kuͤtzelbaltzen belieben/ die werden alsdan hinwieder in
der Hoͤlle ohn Aufhoͤren ausſcheumen Geſtank und
Gift/ nach den Worten des Reimtextes. Wie der
Herodes und Antiochus Wuͤrme und Geſtank aus-
geſcheumet/ meldet die Schrift/ und iſt vorhin angezo-
gen/ was ihnen in dem hoͤlliſchen ſtinkenden Sumpfe
begegnen werde/ iſt leicht zuermeſſen.
Auguſtinus redet in einem abſonderlichen Capit-
tel von dieſer Gier-Art lib. 14. de Civ. D. c. 16. da er
unter anderen ſaget: Hæc libido ſibi non ſolum totum
corpus, nec ſolum extrinſeus, verum etiam intrin-
ſeus vendicat, totumque commovet hominem, ani-
mi ſimul affectu cum carnis appetitu conjuncto at-
que permixto, ut ea voluptas ſequatur, quà major
in corporis voluptatibus, nulla eſt, ita ut momento
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