Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung ferei/ gingen herfür Finger/ als einer Menschen Hand/die schrieben gegen dem Leuchter über auf die getünchte Wand in dem Königlichen Saal: Und der König ward gewahr der Hand/ die da schrieb: Da entfärbete sich der König/ und seine Gedanken erschrekten ihn/ daß ihm die Lenden schütterten/ und die Beine zitterten. Und da nie- mand die Schrift lesen kunte/ erschrak der König noch heftiger/ und verlohr seine Gestalt/ und seinen Gewalti- gen ward bange Dan 5. v. 5. 6. 9. Wie nun Daniel darauf dem Könige die Schrift erklärete/ und seines Vaters des Nebucadnezars erlittene grosse Straffe Gottes/ und des Königes unerkentlichkeit vorhelt/ wird Daniel zwar belohnet/ Balsazar aber gedenket nicht weiter auf seine Bekehrung/ und die ihm mit ergrausen angekündigte Ewigkeit/ daher es auch kommet/ daß er in solcher Sicherheit so fort darauf erschlagen wird/ und zu seinem bestimmten Orte zu der Ewigkeit fortwanderen muß: Also gehet es annoch unter hohen und niedrigen in der Welt/ man höret von der Ewigkeit/ man erkennet die Ewigkeit/ man glaubet die Ewigkeit/ und dennoch vergisset man so fort dabei/ was zu thun/ zu Erwerbung der Ewigkeit/ was zu unterlassen zu Vermeidung der E- wigkeit. Veritatem laudant, sed non sequuntur, mysteria haec venerantur, sed mores non emendan- tur, haec credimus, ajunt, sed a consuetis vitiis non a- beunt. Sic nulla seria cogitatio in aeternitatem de- figitur, sed perfunctorie interdum cogitatur, & fit somnium formidabile: unde ejusmodi somniantes repente in immensum aeternitatis mare saepe praeci- pitantur: & sic sua culpa perit, qui exitium vel mo- nitus non cavet. LXVII.
Nachdenkliche Beſchreibung ferei/ gingen herfuͤr Finger/ als einer Menſchen Hand/die ſchrieben gegen dem Leuchter uͤber auf die getuͤnchte Wand in dem Koͤniglichen Saal: Und der Koͤnig ward gewahr der Hand/ die da ſchrieb: Da entfaͤrbete ſich der Koͤnig/ und ſeine Gedanken erſchrekten ihn/ daß ihm die Lenden ſchuͤtterten/ und die Beine zitterten. Und da nie- mand die Schrift leſen kunte/ erſchrak der Koͤnig noch heftiger/ und verlohr ſeine Geſtalt/ und ſeinen Gewalti- gen ward bange Dan 5. v. 5. 6. 9. Wie nun Daniel darauf dem Koͤnige die Schrift erklaͤrete/ und ſeines Vaters des Nebucadnezars erlittene groſſe Straffe Gottes/ und des Koͤniges unerkentlichkeit vorhelt/ wird Daniel zwar belohnet/ Balſazar aber gedenket nicht weiter auf ſeine Bekehrung/ und die ihm mit ergrauſen angekuͤndigte Ewigkeit/ daher es auch kommet/ daß er in ſolcher Sicherheit ſo fort darauf erſchlagen wird/ und zu ſeinem beſtimmten Orte zu der Ewigkeit fortwanderen muß: Alſo gehet es annoch unter hohen und niedrigen in der Welt/ man hoͤret von der Ewigkeit/ man erkennet die Ewigkeit/ man glaubet die Ewigkeit/ und dennoch vergiſſet man ſo fort dabei/ was zu thun/ zu Erwerbung der Ewigkeit/ was zu unterlaſſen zu Vermeidung der E- wigkeit. Veritatem laudant, ſed non ſequuntur, myſteria hæc venerantur, ſed mores non emendan- tur, hæc credimus, ajunt, ſed à conſuetis vitiis non a- beunt. Sic nulla ſeria cogitatio in æternitatem de- figitur, ſed perfunctoriè interdum cogitatur, & fit ſomnium formidabile: unde ejusmodi ſomniantes repentè in immenſum æternitatis mare ſæpe præci- pitantur: & ſic ſuâ culpa perit, qui exitium vel mo- nitus non cavet. LXVII.
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Nachdenkliche Beſchreibung
ferei/ gingen herfuͤr Finger/ als einer Menſchen Hand/
die ſchrieben gegen dem Leuchter uͤber auf die getuͤnchte
Wand in dem Koͤniglichen Saal: Und der Koͤnig ward
gewahr der Hand/ die da ſchrieb: Da entfaͤrbete ſich der
Koͤnig/ und ſeine Gedanken erſchrekten ihn/ daß ihm die
Lenden ſchuͤtterten/ und die Beine zitterten. Und da nie-
mand die Schrift leſen kunte/ erſchrak der Koͤnig noch
heftiger/ und verlohr ſeine Geſtalt/ und ſeinen Gewalti-
gen ward bange Dan 5. v. 5. 6. 9. Wie nun Daniel
darauf dem Koͤnige die Schrift erklaͤrete/ und ſeines
Vaters des Nebucadnezars erlittene groſſe Straffe
Gottes/ und des Koͤniges unerkentlichkeit vorhelt/ wird
Daniel zwar belohnet/ Balſazar aber gedenket nicht
weiter auf ſeine Bekehrung/ und die ihm mit ergrauſen
angekuͤndigte Ewigkeit/ daher es auch kommet/ daß er in
ſolcher Sicherheit ſo fort darauf erſchlagen wird/ und zu
ſeinem beſtimmten Orte zu der Ewigkeit fortwanderen
muß: Alſo gehet es annoch unter hohen und niedrigen
in der Welt/ man hoͤret von der Ewigkeit/ man erkennet
die Ewigkeit/ man glaubet die Ewigkeit/ und dennoch
vergiſſet man ſo fort dabei/ was zu thun/ zu Erwerbung
der Ewigkeit/ was zu unterlaſſen zu Vermeidung der E-
wigkeit. Veritatem laudant, ſed non ſequuntur,
myſteria hæc venerantur, ſed mores non emendan-
tur, hæc credimus, ajunt, ſed à conſuetis vitiis non a-
beunt. Sic nulla ſeria cogitatio in æternitatem de-
figitur, ſed perfunctoriè interdum cogitatur, & fit
ſomnium formidabile: unde ejusmodi ſomniantes
repentè in immenſum æternitatis mare ſæpe præci-
pitantur: & ſic ſuâ culpa perit, qui exitium vel mo-
nitus non cavet.
LXVII.
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Zitationshilfe: | Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/284>, abgerufen am 14.06.2024. |