Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung len trinken/ ihr aber dürsten: Siehe/ meine Knechtesollen frölig sein/ ihr aber zu schanden werden: Siehe/ meine Knechte sollen für guten Muht jauchtzen/ ihr aber sollet für Hertzeleid schreien und für Jammer heulen. Und sollet euren Nahmen lassen meinen Auserwehlten zum Schwur/ und der Herr Herr wird dich tödten/ und seine Knechte mit einem andern Nahmen nennen. Das ist der höchstangenehme/ und auch höchstbetrübte Nah- me/ den Christus selbst gesprochen/ und dermaleins sprechen wird/ komt her ihr Gesegneten/ gehet hin ihr Verfluchten. Doch durch diesen Hunger Tod stets dein Le- Dar-
Nachdenkliche Beſchreibung len trinken/ ihr aber duͤrſten: Siehe/ meine Knechteſollen froͤlig ſein/ ihr aber zu ſchanden werden: Siehe/ meine Knechte ſollen fuͤr guten Muht jauchtzen/ ihr aber ſollet fuͤr Hertzeleid ſchreien und fuͤr Jammer heulen. Und ſollet euren Nahmen laſſen meinen Auserwehlten zum Schwur/ und der Herꝛ Herꝛ wird dich toͤdten/ und ſeine Knechte mit einem andern Nahmen nennen. Das iſt der hoͤchſtangenehme/ und auch hoͤchſtbetruͤbte Nah- me/ den Chriſtus ſelbſt geſprochen/ und dermaleins ſprechen wird/ komt her ihr Geſegneten/ gehet hin ihr Verfluchten. Doch durch dieſen Hunger Tod ſtets dein Le- Dar-
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Nachdenkliche Beſchreibung
len trinken/ ihr aber duͤrſten: Siehe/ meine Knechte
ſollen froͤlig ſein/ ihr aber zu ſchanden werden: Siehe/
meine Knechte ſollen fuͤr guten Muht jauchtzen/ ihr aber
ſollet fuͤr Hertzeleid ſchreien und fuͤr Jammer heulen.
Und ſollet euren Nahmen laſſen meinen Auserwehlten
zum Schwur/ und der Herꝛ Herꝛ wird dich toͤdten/ und
ſeine Knechte mit einem andern Nahmen nennen. Das
iſt der hoͤchſtangenehme/ und auch hoͤchſtbetruͤbte Nah-
me/ den Chriſtus ſelbſt geſprochen/ und dermaleins
ſprechen wird/ komt her ihr Geſegneten/ gehet hin ihr
Verfluchten.
Doch durch dieſen Hunger Tod ſtets dein Le-
ben neu muß ſein) Was in dieſer Sterblichkeit es
fuͤr eine grauſame Sterbensart ſei/ ſich durch Hunger
toͤdten muͤſſen/ und durch Verſchmachten elendigſt da-
hin ſterben/ iſt durch die allerſchreklichſte Exempel gnug-
ſam bekant; Jedoch nimt dieſes erhungern muͤſſen/ in-
nerhalb wenig Tagen dennoch ein End/ wie dan die
traurige Erfahrung es bezeuget/ daß bis in den neundten
oder zehndten Tag ein Menſch den grauſamen Hunger
erdulden muß/ ehe er ſeine Seele ausſchmachten kan:
Jn ſolcher ſeiner anhaltenden Hungersnoht aber/ alle
euſſerſte und auch unmenſchliche Mittel zu erlangen/ und
zu gebrauchen ſich grimmiglich bemuͤhet und ergreift/ ehe
er aus dem krafftloſen Coͤrper die laͤchtzende Seel aus-
blaſen wil. Der Prophet Jeremias Lam. 5. v. 10. nen-
net es/ wie unſere Haut verbrand/ werde wie in einem
Ofen/ fuͤr den greulichen Hunger. Und cap. 2. v. 20.
ſagt der Prophet/ wie auch die Weiber aus Hunger die
Frucht ihres Leibes/ die Kinder einer Spannen lang eſ-
ſen muͤſſen. Wie in ſolcher Mangelangſt und Hungers-
noht/ auch die allerzaͤrtlichſten ihre Kinder und Afterge-
burt endlich eſſen muͤſſen/ beſchreibet deutlich Moſes
Deut. 28. v. 51. 52. 53. 56. Wie auch Lev. 26. v. 29.
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