Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung lut rabidus canis assiduo latratu & morsu in despera-tissimam hanc rabiem aget miseros. Mature ergo sapias, quisquis hanc conscientiae aeternam lanienam formidas. Dieses thut der Höllenwurm/ O der Wurm/ Drum höchstnöhtig die Art und Zustand des Ge- Lehr-
Nachdenkliche Beſchreibung lut rabidus canis aſſiduo latratu & morſu in deſpera-tiſſimam hanc rabiem aget miſeros. Maturè ergo ſapias, quisquis hanc conſcientiæ æternam lanienam formidas. Dieſes thut der Hoͤllenwurm/ O der Wurm/ Drum hoͤchſtnoͤhtig die Art und Zuſtand des Ge- Lehr-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <pb facs="#f0298" n="230"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Nachdenkliche Beſchreibung</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">lut rabidus canis aſſiduo latratu & morſu in deſpera-<lb/> tiſſimam hanc rabiem aget miſeros. Maturè ergo<lb/> ſapias, quisquis hanc conſcientiæ æternam lanienam<lb/> formidas.</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Dieſes thut der Hoͤllenwurm/ O der Wurm/<lb/> ſo nimmer ſtirbet</hi>) Daß ſich das <hi rendition="#fr">boͤſe Gewiſſen</hi><lb/> mit einem <hi rendition="#fr">nagenden Wurme/</hi> der nimmer ſterben<lb/> kan/ vergleichet/ ſagt Chriſtus ſelbſt zum drittenmahle<lb/><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 9. Die Wuͤrmer entſtehen aus faulem Fleiſche;<lb/> dieſer <hi rendition="#fr">Gewiſſenswurm</hi> wechſet/ entſtehet und wird<lb/> ausgebruͤtet aus <hi rendition="#fr">ſtinkender Suͤnde/</hi> aus <hi rendition="#fr">faulen tod-<lb/> ten Werken/</hi> darin er ſo gerne waͤchſet und wuchert:<lb/> Hat er ſich nun einmahl in ein unreines Gewiſſen einge-<lb/> freſſen/ ſo wird er/ wo ihn nicht das ſcharfe Saltz wahrer<lb/> Buſſe in Zeiten ausbeitzet/ unſterblich werden/ gleich wie<lb/> das Gewiſſen unſterblich iſt. Dieſer Gewiſſenswurm<lb/> beiſſet heftiger als dz hoͤlliſche Feur ſelbſt <hi rendition="#aq">vid. Cœl. Rod.<lb/> lict. ant. lib. 10. cap.</hi> 14. Das boͤſe Gewiſſen geiſſelt/<lb/> bis das innerſte Mark heraus ſpruͤtzet/ und ſchonet nir-<lb/> gends ſo lange Schuld verhanden/ <hi rendition="#aq">quia ſe judice ne-<lb/> mo nocens abſolvitur.</hi> Findet dieſer Wurm Schlupf-<lb/> loͤcher/ faule Suͤndenritzen und <hi rendition="#fr">Brandmahlzeichen</hi><lb/> in dem Gewiſſen/ ſo iſt daſelbſt ſeine angenehme Ver-<lb/> kriechung/ und losbrechende Zernagung ewigfeſt ver-<lb/> handen 1. <hi rendition="#aq">Tim. 4. v.</hi> 2.</p><lb/> <p>Drum hoͤchſtnoͤhtig die Art und Zuſtand des Ge-<lb/> wiſſens wol zu bedenken/ weil Bedenkzeit iſt/ wol zu en-<lb/> deren/ weil Enderungszeit iſt/ ſich zu befreien/ weil Be-<lb/> freiungszeit iſt. <hi rendition="#aq">Conſcientia enim recte vocatur cor-<lb/> rector ſpiritus & animæ Pedagogus, à quo revellitur<lb/> à malo & bono aſſociatur Cæl. Rod. lib. 2. c.</hi> 26. Nem-<lb/> lich das Gewiſſen iſt der beſte Fuͤhrer und Anweiſer un-<lb/> ſers Geiſtes/ und ein zuverlaͤſſiger Zuchtmeiſter und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Lehr-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [230/0298]
Nachdenkliche Beſchreibung
lut rabidus canis aſſiduo latratu & morſu in deſpera-
tiſſimam hanc rabiem aget miſeros. Maturè ergo
ſapias, quisquis hanc conſcientiæ æternam lanienam
formidas.
Dieſes thut der Hoͤllenwurm/ O der Wurm/
ſo nimmer ſtirbet) Daß ſich das boͤſe Gewiſſen
mit einem nagenden Wurme/ der nimmer ſterben
kan/ vergleichet/ ſagt Chriſtus ſelbſt zum drittenmahle
Matth. 9. Die Wuͤrmer entſtehen aus faulem Fleiſche;
dieſer Gewiſſenswurm wechſet/ entſtehet und wird
ausgebruͤtet aus ſtinkender Suͤnde/ aus faulen tod-
ten Werken/ darin er ſo gerne waͤchſet und wuchert:
Hat er ſich nun einmahl in ein unreines Gewiſſen einge-
freſſen/ ſo wird er/ wo ihn nicht das ſcharfe Saltz wahrer
Buſſe in Zeiten ausbeitzet/ unſterblich werden/ gleich wie
das Gewiſſen unſterblich iſt. Dieſer Gewiſſenswurm
beiſſet heftiger als dz hoͤlliſche Feur ſelbſt vid. Cœl. Rod.
lict. ant. lib. 10. cap. 14. Das boͤſe Gewiſſen geiſſelt/
bis das innerſte Mark heraus ſpruͤtzet/ und ſchonet nir-
gends ſo lange Schuld verhanden/ quia ſe judice ne-
mo nocens abſolvitur. Findet dieſer Wurm Schlupf-
loͤcher/ faule Suͤndenritzen und Brandmahlzeichen
in dem Gewiſſen/ ſo iſt daſelbſt ſeine angenehme Ver-
kriechung/ und losbrechende Zernagung ewigfeſt ver-
handen 1. Tim. 4. v. 2.
Drum hoͤchſtnoͤhtig die Art und Zuſtand des Ge-
wiſſens wol zu bedenken/ weil Bedenkzeit iſt/ wol zu en-
deren/ weil Enderungszeit iſt/ ſich zu befreien/ weil Be-
freiungszeit iſt. Conſcientia enim recte vocatur cor-
rector ſpiritus & animæ Pedagogus, à quo revellitur
à malo & bono aſſociatur Cæl. Rod. lib. 2. c. 26. Nem-
lich das Gewiſſen iſt der beſte Fuͤhrer und Anweiſer un-
ſers Geiſtes/ und ein zuverlaͤſſiger Zuchtmeiſter und
Lehr-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/298 |
Zitationshilfe: | Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/298>, abgerufen am 27.07.2024. |