Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite
der Hölle und Höllischen Zustandes.
LXXX.
JSt kein Ende/ keine Ruh/ kein Aufhören/
kein Verschonen/
Nach der allerlängsten Zeit/ nach unsäglich
Millionen/
O Gedult bricht mit Geschraul/ Hofnungslo-
ses Heulgekirr/
O Verzweiflungsvoll Gefluch/ Sterbensgie-
rigst Angstgewirr.


O Gedult bricht mit Geschraul) Jn diesem
Reimschlusse folgen ferner etzliche grausame Verzweiffe-
lungszeichen in teutscher Sprache. Wie es sonst heisset:
Ubi spei finis, ibi desperationis initium sine fine, ist
alle Hoffnung endlich aus/ so gehet die Verzweiffelung
unendlich an. Wan ein hartnäkkichter Ubelthäter in
der tortur und Folterung halstarrig eine gute Zeit aus-
helt/ erduldet und keiner Peinigung weichen/ noch recht
bekennen wil: Die Hand des Henkers aber so lange und
scharf zugreift/ da auf Schnüren das Schrauben/ auf
Schrauben das Foltern/ bei der Folterung zugleich
viele Streiche/ Schläge und brennender Schwefel
erfolget/ und solche anhaltende Peinigungs Zeit so lan-
ge wehret/ und alle Marter verdoppelt/ daß keine Mensch-
liche Möglichkeit mehr zur Verschmertzung und Erdul-
dung verhanden/ dan muß endlich die Bekäntniß und
Aussage losbrechen/ weil durch solche eusserste Noht-
qwaal eine Linderung der leidenden Pein gehoffet wird:
Wan auch eine nohtleidende Gebährerinn bei überhar-
ten Geburtsstunden sich aufs eusserste angegriffen/ alle
Kräfte und Vermögen/ so Mensch-möglich gewesen/

ange-
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
LXXX.
JSt kein Ende/ keine Ruh/ kein Aufhoͤren/
kein Verſchonen/
Nach der allerlaͤngſten Zeit/ nach unſaͤglich
Millionen/
O Gedult bricht mit Geſchraul/ Hofnungslo-
ſes Heulgekirꝛ/
O Verzweiflungsvoll Gefluch/ Sterbensgie-
rigſt Angſtgewirꝛ.


O Gedult bricht mit Geſchraul) Jn dieſem
Reimſchluſſe folgen ferner etzliche grauſame Verzweiffe-
lungszeichen in teutſcher Sprache. Wie es ſonſt heiſſet:
Ubi ſpei finis, ibi deſperationis initium ſine fine, iſt
alle Hoffnung endlich aus/ ſo gehet die Verzweiffelung
unendlich an. Wan ein hartnaͤkkichter Ubelthaͤter in
der tortur und Folterung halſtarrig eine gute Zeit aus-
helt/ erduldet und keiner Peinigung weichen/ noch recht
bekennen wil: Die Hand des Henkers aber ſo lange und
ſcharf zugreift/ da auf Schnuͤren das Schrauben/ auf
Schrauben das Foltern/ bei der Folterung zugleich
viele Streiche/ Schlaͤge und brennender Schwefel
erfolget/ und ſolche anhaltende Peinigungs Zeit ſo lan-
ge wehret/ und alle Marter verdoppelt/ daß keine Menſch-
liche Moͤglichkeit mehr zur Verſchmertzung und Erdul-
dung verhanden/ dan muß endlich die Bekaͤntniß und
Ausſage losbrechen/ weil durch ſolche euſſerſte Noht-
qwaal eine Linderung der leidenden Pein gehoffet wird:
Wan auch eine nohtleidende Gebaͤhrerinn bei uͤberhar-
ten Geburtsſtunden ſich aufs euſſerſte angegriffen/ alle
Kraͤfte und Vermoͤgen/ ſo Menſch-moͤglich geweſen/

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0321" n="253"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">LXXX.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">J</hi>St kein Ende/ keine Ruh/ kein Aufho&#x0364;ren/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">kein Ver&#x017F;chonen/</hi> </l><lb/>
          <l>Nach der allerla&#x0364;ng&#x017F;ten Zeit/ nach un&#x017F;a&#x0364;glich</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Millionen/</hi> </l><lb/>
          <l>O Gedult bricht mit Ge&#x017F;chraul/ Hofnungslo-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;es Heulgekir&#xA75B;/</hi> </l><lb/>
          <l>O Verzweiflungsvoll Gefluch/ Sterbensgie-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">rig&#x017F;t Ang&#x017F;tgewir&#xA75B;.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">O Gedult bricht mit Ge&#x017F;chraul</hi>) Jn die&#x017F;em<lb/>
Reim&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e folgen ferner etzliche grau&#x017F;ame Verzweiffe-<lb/>
lungszeichen in teut&#x017F;cher Sprache. Wie es &#x017F;on&#x017F;t hei&#x017F;&#x017F;et:<lb/><hi rendition="#aq">Ubi &#x017F;pei finis, ibi de&#x017F;perationis initium &#x017F;ine fine,</hi> i&#x017F;t<lb/>
alle Hoffnung endlich aus/ &#x017F;o gehet die Verzweiffelung<lb/>
unendlich an. Wan ein hartna&#x0364;kkichter Ubeltha&#x0364;ter in<lb/>
der <hi rendition="#aq">tortur</hi> und Folterung hal&#x017F;tarrig eine gute Zeit aus-<lb/>
helt/ erduldet und keiner Peinigung weichen/ noch recht<lb/>
bekennen wil: Die Hand des Henkers aber &#x017F;o lange und<lb/>
&#x017F;charf zugreift/ da auf Schnu&#x0364;ren das Schrauben/ auf<lb/>
Schrauben das Foltern/ bei der Folterung zugleich<lb/>
viele Streiche/ Schla&#x0364;ge und brennender Schwefel<lb/>
erfolget/ und &#x017F;olche anhaltende Peinigungs Zeit &#x017F;o lan-<lb/>
ge wehret/ und alle Marter verdoppelt/ daß keine Men&#x017F;ch-<lb/>
liche Mo&#x0364;glichkeit mehr zur Ver&#x017F;chmertzung und Erdul-<lb/>
dung verhanden/ dan muß endlich die Beka&#x0364;ntniß und<lb/>
Aus&#x017F;age losbrechen/ weil durch &#x017F;olche eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Noht-<lb/>
qwaal eine Linderung der leidenden Pein gehoffet wird:<lb/>
Wan auch eine nohtleidende Geba&#x0364;hrerinn bei u&#x0364;berhar-<lb/>
ten Geburts&#x017F;tunden &#x017F;ich aufs eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te angegriffen/ alle<lb/>
Kra&#x0364;fte und Vermo&#x0364;gen/ &#x017F;o Men&#x017F;ch-mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0321] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. LXXX. JSt kein Ende/ keine Ruh/ kein Aufhoͤren/ kein Verſchonen/ Nach der allerlaͤngſten Zeit/ nach unſaͤglich Millionen/ O Gedult bricht mit Geſchraul/ Hofnungslo- ſes Heulgekirꝛ/ O Verzweiflungsvoll Gefluch/ Sterbensgie- rigſt Angſtgewirꝛ. O Gedult bricht mit Geſchraul) Jn dieſem Reimſchluſſe folgen ferner etzliche grauſame Verzweiffe- lungszeichen in teutſcher Sprache. Wie es ſonſt heiſſet: Ubi ſpei finis, ibi deſperationis initium ſine fine, iſt alle Hoffnung endlich aus/ ſo gehet die Verzweiffelung unendlich an. Wan ein hartnaͤkkichter Ubelthaͤter in der tortur und Folterung halſtarrig eine gute Zeit aus- helt/ erduldet und keiner Peinigung weichen/ noch recht bekennen wil: Die Hand des Henkers aber ſo lange und ſcharf zugreift/ da auf Schnuͤren das Schrauben/ auf Schrauben das Foltern/ bei der Folterung zugleich viele Streiche/ Schlaͤge und brennender Schwefel erfolget/ und ſolche anhaltende Peinigungs Zeit ſo lan- ge wehret/ und alle Marter verdoppelt/ daß keine Menſch- liche Moͤglichkeit mehr zur Verſchmertzung und Erdul- dung verhanden/ dan muß endlich die Bekaͤntniß und Ausſage losbrechen/ weil durch ſolche euſſerſte Noht- qwaal eine Linderung der leidenden Pein gehoffet wird: Wan auch eine nohtleidende Gebaͤhrerinn bei uͤberhar- ten Geburtsſtunden ſich aufs euſſerſte angegriffen/ alle Kraͤfte und Vermoͤgen/ ſo Menſch-moͤglich geweſen/ ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/321
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/321>, abgerufen am 25.11.2024.