Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.der Hölle und Höllischen Zustandes. en wegen sonderbaren überdruß des Lebens/ oder Wi-drigkeit im Leben/ des zeitlichen Lebens allerdings über- drüssig und gleichsam erfreuet werden/ wan ihnen härte- re Krankheit/ oder solche Begegniß anstosset/ daher ihr Absterben desto eher könte befodert werden. Merklich ist es/ von dem sonst vortreflichen Käiser Adriano, der auf viele Art den Tod gesucht/ und nicht finden können/ so gerne sterben wolte/ und zu keinem Absterben gelangen konte: Des Dionis Cassii Worte lauten hiervon also: Adrianus omnino mori decrevit: Saepe aut vene- num aut gladium postulabat, & frustra quidem, nul- lus enim porrigebat. Posteaquam autem promissa pecunia & data venia, nemo ei obtemperabat, ac- cersit quendam barbarum, Mastorem nomine, Jazy- gem genere, quo homine propter robur & audaciam plerumque in venationibus usus fuerat: hunc par- tim minis, partim magnis pollicitationibus impulit, atq; coegit, ut caedem sibi inferret: circum scripsitq; locum sub mamilla, quem Hermogenes Medicus de- monstraverat: quo lethaliter percusso, statim ex- spiraret: Sed ubi hoc ei non successit, (nam Mastor perterritus tanto facinore, aufugit) multum in gra- vi morbo de se conquerebatur, quod nullam pote- statem haberet, nec sibi mortem consciscere posset, maxime quando etiam multa super alios posset. De- nique abstinuit cibo ac potu &c. Kurtz vorher meldet eben der Dion, daß wie der Käiser Adrianus hatte lassen den Severianum hinrichten/ derselbe/ in dem er gestor- ben/ dieses gesagt: Vos, o Dii, testor, me nihil mali commisisse: de Adriano hoc tantum imprecor, ut cum mori cupiet, non posset, und ist dem Käiser sol- cher Nachfluch auch wiederfahren: Der verzweifelender Käiser ist endlich gestorben/ aber in der Hölle wird alle Sterbensgier lauter vergebens sein und bleiben. Doch R iij
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. en wegen ſonderbaren uͤberdruß des Lebens/ oder Wi-drigkeit im Leben/ des zeitlichen Lebens allerdings uͤber- druͤſſig und gleichſam erfreuet werden/ wan ihnen haͤrte- re Krankheit/ oder ſolche Begegniß anſtoſſet/ daher ihr Abſterben deſto eher koͤnte befodert werden. Merklich iſt es/ von dem ſonſt vortreflichen Kaͤiſer Adriano, der auf viele Art den Tod geſucht/ und nicht finden koͤnnen/ ſo gerne ſterben wolte/ und zu keinem Abſterben gelangen konte: Des Dionis Caſſii Worte lauten hiervon alſo: Adrianus omninò mori decrevit: Sæpe aut vene- num aut gladium poſtulabat, & fruſtra quidem, nul- lus enim porrigebat. Poſteaquam autem promiſſa pecunia & data venia, nemo ei obtemperabat, ac- cerſit quendam barbarum, Maſtorem nomine, Jazy- gem genere, quo homine propter robur & audaciam plerumque in venationibus uſus fuerat: hunc par- tim minis, partim magnis pollicitationibus impulit, atq; coegit, ut cædem ſibi inferret: circum ſcripſitq́; locum ſub mamilla, quem Hermogenes Medicus de- monſtraverat: quo lethaliter percuſſo, ſtatim ex- ſpiraret: Sed ubi hoc ei non ſucceſſit, (nam Maſtor perterritus tanto facinore, aufugit) multum in gra- vi morbo de ſe conquerebatur, quod nullam pote- ſtatem haberet, nec ſibi mortem conſciſcere poſſet, maximè quando etiam multa ſuper alios poſſet. De- nique abſtinuit cibo ac potu &c. Kurtz vorher meldet eben der Dion, daß wie der Kaͤiſer Adrianus hatte laſſen den Severianum hinrichten/ derſelbe/ in dem er geſtor- ben/ dieſes geſagt: Vos, ô Dii, teſtor, me nihil mali commiſiſſe: de Adriano hoc tantum imprecor, ut cum mori cupiet, non poſſet, und iſt dem Kaͤiſer ſol- cher Nachfluch auch wiederfahren: Der verzweifelender Kaͤiſer iſt endlich geſtorben/ aber in der Hoͤlle wird alle Sterbensgier lauter vergebens ſein und bleiben. Doch R iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0329" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.</hi></fw><lb/> en wegen ſonderbaren uͤberdruß des Lebens/ oder Wi-<lb/> drigkeit im Leben/ des zeitlichen Lebens allerdings uͤber-<lb/> druͤſſig und gleichſam erfreuet werden/ wan ihnen haͤrte-<lb/> re Krankheit/ oder ſolche Begegniß anſtoſſet/ daher ihr<lb/> Abſterben deſto eher koͤnte befodert werden. Merklich<lb/> iſt es/ von dem ſonſt vortreflichen Kaͤiſer <hi rendition="#aq">Adriano,</hi> der auf<lb/> viele Art den Tod geſucht/ und nicht finden koͤnnen/ ſo<lb/> gerne ſterben wolte/ und zu keinem Abſterben gelangen<lb/> konte: Des <hi rendition="#aq">Dionis Caſſii</hi> Worte lauten hiervon alſo:<lb/><hi rendition="#aq">Adrianus omninò mori decrevit: Sæpe aut vene-<lb/> num aut gladium poſtulabat, & fruſtra quidem, nul-<lb/> lus enim porrigebat. Poſteaquam autem promiſſa<lb/> pecunia & data venia, nemo ei obtemperabat, ac-<lb/> cerſit quendam barbarum, Maſtorem nomine, Jazy-<lb/> gem genere, quo homine propter robur & audaciam<lb/> plerumque in venationibus uſus fuerat: hunc par-<lb/> tim minis, partim magnis pollicitationibus impulit,<lb/> atq; coegit, ut cædem ſibi inferret: circum ſcripſitq́;<lb/> locum ſub mamilla, quem Hermogenes Medicus de-<lb/> monſtraverat: quo lethaliter percuſſo, ſtatim ex-<lb/> ſpiraret: Sed ubi hoc ei non ſucceſſit, (nam Maſtor<lb/> perterritus tanto facinore, aufugit) multum in gra-<lb/> vi morbo de ſe conquerebatur, quod nullam pote-<lb/> ſtatem haberet, nec ſibi mortem conſciſcere poſſet,<lb/> maximè quando etiam multa ſuper alios poſſet. De-<lb/> nique abſtinuit cibo ac potu &c.</hi> Kurtz vorher meldet<lb/> eben der <hi rendition="#aq">Dion,</hi> daß wie der Kaͤiſer <hi rendition="#aq">Adrianus</hi> hatte laſſen<lb/> den <hi rendition="#aq">Severianum</hi> hinrichten/ derſelbe/ in dem er geſtor-<lb/> ben/ dieſes geſagt: <hi rendition="#aq">Vos, ô Dii, teſtor, me nihil mali<lb/> commiſiſſe: de Adriano hoc tantum imprecor, ut<lb/> cum mori cupiet, non poſſet,</hi> und iſt dem Kaͤiſer ſol-<lb/> cher Nachfluch auch wiederfahren: Der verzweifelender<lb/> Kaͤiſer iſt endlich geſtorben/ aber in der Hoͤlle wird alle<lb/> Sterbensgier lauter vergebens ſein und bleiben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">R iij</hi> </fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Doch</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [261/0329]
der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
en wegen ſonderbaren uͤberdruß des Lebens/ oder Wi-
drigkeit im Leben/ des zeitlichen Lebens allerdings uͤber-
druͤſſig und gleichſam erfreuet werden/ wan ihnen haͤrte-
re Krankheit/ oder ſolche Begegniß anſtoſſet/ daher ihr
Abſterben deſto eher koͤnte befodert werden. Merklich
iſt es/ von dem ſonſt vortreflichen Kaͤiſer Adriano, der auf
viele Art den Tod geſucht/ und nicht finden koͤnnen/ ſo
gerne ſterben wolte/ und zu keinem Abſterben gelangen
konte: Des Dionis Caſſii Worte lauten hiervon alſo:
Adrianus omninò mori decrevit: Sæpe aut vene-
num aut gladium poſtulabat, & fruſtra quidem, nul-
lus enim porrigebat. Poſteaquam autem promiſſa
pecunia & data venia, nemo ei obtemperabat, ac-
cerſit quendam barbarum, Maſtorem nomine, Jazy-
gem genere, quo homine propter robur & audaciam
plerumque in venationibus uſus fuerat: hunc par-
tim minis, partim magnis pollicitationibus impulit,
atq; coegit, ut cædem ſibi inferret: circum ſcripſitq́;
locum ſub mamilla, quem Hermogenes Medicus de-
monſtraverat: quo lethaliter percuſſo, ſtatim ex-
ſpiraret: Sed ubi hoc ei non ſucceſſit, (nam Maſtor
perterritus tanto facinore, aufugit) multum in gra-
vi morbo de ſe conquerebatur, quod nullam pote-
ſtatem haberet, nec ſibi mortem conſciſcere poſſet,
maximè quando etiam multa ſuper alios poſſet. De-
nique abſtinuit cibo ac potu &c. Kurtz vorher meldet
eben der Dion, daß wie der Kaͤiſer Adrianus hatte laſſen
den Severianum hinrichten/ derſelbe/ in dem er geſtor-
ben/ dieſes geſagt: Vos, ô Dii, teſtor, me nihil mali
commiſiſſe: de Adriano hoc tantum imprecor, ut
cum mori cupiet, non poſſet, und iſt dem Kaͤiſer ſol-
cher Nachfluch auch wiederfahren: Der verzweifelender
Kaͤiſer iſt endlich geſtorben/ aber in der Hoͤlle wird alle
Sterbensgier lauter vergebens ſein und bleiben.
Doch
R iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/329 |
Zitationshilfe: | Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/329>, abgerufen am 27.07.2024. |