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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
diesem Buche dessen durchdringende Vorstellung mit
mehren wahrnehmen/ und also allhier/ am Ufer/ annoch
in Sicherheit und ohn Gefahr das hinuntersinken zur
Hölle/ und den feurigen fraßgierigen Höllen-
schlund
anschauen/ und dabeneben sich behutsamlich fas-
sen/ und allerdings hüten/ nicht so liederlich sein Lebens-
Schiflein durch Sünden Sturm lassen an Höllischen
Klippen zergehen/ und also in den Abgrund mit dahin
sinken: Vielmehr sich erfreuen/ daß er annoch sein Le-
bens Schiff ausser Sturm und Höllengefahr setzen/ und
an anderen sicheren Anfuhrt landen könne.

Oro & obsecro (sunt verba ex Chrysostomo) Si de
Gehenna quicquam audimus, compungamur: Nihil
enim certe hoc sermone jucundius est, quandoqui-
dem nihil sit his rebus amarius.
Welches ein vorneh-
mer Mann also verteutschet: Jch bitte und flehe zu allen
Menschen/ sie wollen/ so oft von der Hölle etwas geredet
wird/ nebst der Freude sich betrüben/ und neben der Be-
trübniß sich erfreuen. Dann kein lieblicher Gespräch kan
gehalten werden/ als diese holdselige Abmahnung: Da-
gegen kan kein grausamer Ding entpfunden werden/ als
diese schrekliche Höllische Bestraffung. Ad seriam cogi-
tationem inferni nil mirum est, si dividantur intimae
fibrae, viscera secentur, cor saucietur, lingua ligetur,
labra claudantur, sensus dissipentur, membra omnia
concutiantur tremore.
Als der Poet Virgilius seine
Heidnische Hölle beschreiben wolte/ grauete ihn und rief
seine verborgene Abgötter selbst üm Hülffe an/ da er saget:

Dii, quibus imperium est animarum, umbrae si-
lentes:
Et chaos & Phlegeton, loca nocte silentia late,
Sit mihi fas audita loqui, sit numine vestro
Pandereres alta terra & caligine mersas.
VI. Weil

Nachdenkliche Beſchreibung
dieſem Buche deſſen durchdringende Vorſtellung mit
mehren wahrnehmen/ und alſo allhier/ am Ufer/ annoch
in Sicherheit und ohn Gefahr das hinunterſinken zur
Hoͤlle/ und den feurigen fraßgierigen Hoͤllen-
ſchlund
anſchauen/ und dabeneben ſich behutſamlich faſ-
ſen/ und allerdings huͤten/ nicht ſo liederlich ſein Lebens-
Schiflein durch Suͤnden Sturm laſſen an Hoͤlliſchen
Klippen zergehen/ und alſo in den Abgrund mit dahin
ſinken: Vielmehr ſich erfreuen/ daß er annoch ſein Le-
bens Schiff auſſer Sturm und Hoͤllengefahr ſetzen/ und
an anderen ſicheren Anfuhrt landen koͤnne.

Oro & obſecro (ſunt verba ex Chryſoſtomo) Si de
Gehenna quicquam audimus, compungamur: Nihil
enim certè hoc ſermone jucundius eſt, quandoqui-
dem nihil ſit his rebus amarius.
Welches ein vorneh-
mer Mann alſo verteutſchet: Jch bitte und flehe zu allen
Menſchen/ ſie wollen/ ſo oft von der Hoͤlle etwas geredet
wird/ nebſt der Freude ſich betruͤben/ und neben der Be-
truͤbniß ſich erfreuen. Dann kein lieblicher Geſpraͤch kan
gehalten werden/ als dieſe holdſelige Abmahnung: Da-
gegen kan kein grauſamer Ding entpfunden werden/ als
dieſe ſchrekliche Hoͤlliſche Beſtraffung. Ad ſeriam cogi-
tationem inferni nil mirum eſt, ſi dividantur intimæ
fibræ, viſcera ſecentur, cor ſaucietur, lingua ligetur,
labra claudantur, ſenſus diſſipentur, membra omnia
concutiantur tremore.
Als der Poet Virgilius ſeine
Heidniſche Hoͤlle beſchreiben wolte/ grauete ihn und rief
ſeine verborgene Abgoͤtter ſelbſt uͤm Huͤlffe an/ da er ſaget:

Dii, quibus imperium eſt animarum, umbræꝙ́ ſi-
lentes:
Et chaos & Phlegeton, loca nocte ſilentia latè,
Sit mihi fas audita loqui, ſit numine veſtro
Pandereres altâ terrâ & caligine merſas.
VI. Weil
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[20/0088] Nachdenkliche Beſchreibung dieſem Buche deſſen durchdringende Vorſtellung mit mehren wahrnehmen/ und alſo allhier/ am Ufer/ annoch in Sicherheit und ohn Gefahr das hinunterſinken zur Hoͤlle/ und den feurigen fraßgierigen Hoͤllen- ſchlund anſchauen/ und dabeneben ſich behutſamlich faſ- ſen/ und allerdings huͤten/ nicht ſo liederlich ſein Lebens- Schiflein durch Suͤnden Sturm laſſen an Hoͤlliſchen Klippen zergehen/ und alſo in den Abgrund mit dahin ſinken: Vielmehr ſich erfreuen/ daß er annoch ſein Le- bens Schiff auſſer Sturm und Hoͤllengefahr ſetzen/ und an anderen ſicheren Anfuhrt landen koͤnne. Oro & obſecro (ſunt verba ex Chryſoſtomo) Si de Gehenna quicquam audimus, compungamur: Nihil enim certè hoc ſermone jucundius eſt, quandoqui- dem nihil ſit his rebus amarius. Welches ein vorneh- mer Mann alſo verteutſchet: Jch bitte und flehe zu allen Menſchen/ ſie wollen/ ſo oft von der Hoͤlle etwas geredet wird/ nebſt der Freude ſich betruͤben/ und neben der Be- truͤbniß ſich erfreuen. Dann kein lieblicher Geſpraͤch kan gehalten werden/ als dieſe holdſelige Abmahnung: Da- gegen kan kein grauſamer Ding entpfunden werden/ als dieſe ſchrekliche Hoͤlliſche Beſtraffung. Ad ſeriam cogi- tationem inferni nil mirum eſt, ſi dividantur intimæ fibræ, viſcera ſecentur, cor ſaucietur, lingua ligetur, labra claudantur, ſenſus diſſipentur, membra omnia concutiantur tremore. Als der Poet Virgilius ſeine Heidniſche Hoͤlle beſchreiben wolte/ grauete ihn und rief ſeine verborgene Abgoͤtter ſelbſt uͤm Huͤlffe an/ da er ſaget: Dii, quibus imperium eſt animarum, umbræꝙ́ ſi- lentes: Et chaos & Phlegeton, loca nocte ſilentia latè, Sit mihi fas audita loqui, ſit numine veſtro Pandereres altâ terrâ & caligine merſas. VI. Weil

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/88>, abgerufen am 21.11.2024.