Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung Feur und Flamme werde in der Hölle seyn/ da die Ver-damten werden zugleich mit grausamen Feur zum Ge- heul gebracht/ und durch grimmiges kaltes Erschutteren zum Zähnklapperen gezwungen. Fletus de ardore, stri- dor dentium solet excitari de frigore: Ubi duplex o- stenditur gehenna, id est, nimii frigoris & intolerabi- lis fervoris redet hiervon Beda ad Luc. 13. v. 28. Da- her es auch der Poetische Text im Teutschen nennet die Flammenkalte Grüfte in der Höllen/ als ob in den Flammen Kälte/ und in der Kälte Flammen verborgen wären/ und wird auch also in einer unbegreiflichen Flam- menkälte eine sonderbare Marterqwaal unsers Leibes verhanden seyn. Die Hitze ermürbet gleichsam und er- tödtet den Leib/ die mitqweelende Kälte erfrischet gleich- sam das glüende Fleisch/ und den brandverdorbenen Leib zu neuer und immer grosser Qwaal und Marter/ das Heu- len und Zähnklappern nacheinander und durcheinander und untereinander daher thönen und herschallen/ und ei- nes durch das andere nicht verringert oder auffgehoben/ sondern nur/ wie gesagt/ des Verdamten Pein stets er- frischet/ erneuet/ vermehret und alles verewiget werde. Daher der Cassiodorus in Psalmum 20. also sagt/ Iste ignis sic absumit, ut servet, sic servat, ut cruciet. Wo qwalmdikkes Liecht und Glantz) Qwalm non
Nachdenkliche Beſchreibung Feur und Flamme werde in der Hoͤlle ſeyn/ da die Ver-damten werden zugleich mit grauſamen Feur zum Ge- heul gebracht/ und durch grimmiges kaltes Erſchutteren zum Zaͤhnklapperen gezwungen. Fletus de ardore, ſtri- dor dentium ſolet excitari de frigore: Ubi duplex o- ſtenditur gehenna, id eſt, nimii frigoris & intolerabi- lis fervoris redet hiervon Beda ad Luc. 13. v. 28. Da- her es auch der Poetiſche Text im Teutſchen nennet die Flammenkalte Gruͤfte in der Hoͤllen/ als ob in den Flammen Kaͤlte/ und in der Kaͤlte Flammen verborgen waͤren/ und wird auch alſo in einer unbegreiflichen Flam- menkaͤlte eine ſonderbare Marterqwaal unſers Leibes verhanden ſeyn. Die Hitze ermuͤrbet gleichſam und er- toͤdtet den Leib/ die mitqweelende Kaͤlte erfriſchet gleich- ſam das gluͤende Fleiſch/ und den brandverdorbenen Leib zu neuer und immer groſſer Qwaal und Marter/ das Heu- len und Zaͤhnklappern nacheinander und durcheinander und untereinander daher thoͤnen und herſchallen/ und ei- nes durch das andere nicht verringert oder auffgehoben/ ſondern nur/ wie geſagt/ des Verdamten Pein ſtets er- friſchet/ erneuet/ vermehret und alles verewiget werde. Daher der Caſſiodorus in Pſalmum 20. alſo ſagt/ Iſte ignis ſic abſumit, ut ſervet, ſic ſervat, ut cruciet. Wo qwalmdikkes Liecht und Glantz) Qwalm non
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Nachdenkliche Beſchreibung
Feur und Flamme werde in der Hoͤlle ſeyn/ da die Ver-
damten werden zugleich mit grauſamen Feur zum Ge-
heul gebracht/ und durch grimmiges kaltes Erſchutteren
zum Zaͤhnklapperen gezwungen. Fletus de ardore, ſtri-
dor dentium ſolet excitari de frigore: Ubi duplex o-
ſtenditur gehenna, id eſt, nimii frigoris & intolerabi-
lis fervoris redet hiervon Beda ad Luc. 13. v. 28. Da-
her es auch der Poetiſche Text im Teutſchen nennet die
Flammenkalte Gruͤfte in der Hoͤllen/ als ob in den
Flammen Kaͤlte/ und in der Kaͤlte Flammen verborgen
waͤren/ und wird auch alſo in einer unbegreiflichen Flam-
menkaͤlte eine ſonderbare Marterqwaal unſers Leibes
verhanden ſeyn. Die Hitze ermuͤrbet gleichſam und er-
toͤdtet den Leib/ die mitqweelende Kaͤlte erfriſchet gleich-
ſam das gluͤende Fleiſch/ und den brandverdorbenen Leib
zu neuer und immer groſſer Qwaal und Marter/ das Heu-
len und Zaͤhnklappern nacheinander und durcheinander
und untereinander daher thoͤnen und herſchallen/ und ei-
nes durch das andere nicht verringert oder auffgehoben/
ſondern nur/ wie geſagt/ des Verdamten Pein ſtets er-
friſchet/ erneuet/ vermehret und alles verewiget werde.
Daher der Caſſiodorus in Pſalmum 20. alſo ſagt/ Iſte
ignis ſic abſumit, ut ſervet, ſic ſervat, ut cruciet.
Wo qwalmdikkes Liecht und Glantz) Qwalm
iſt kein Liecht/ auch gibt der Qwalm keinen Glantz;
Durch ein qwalmdikkes Liecht und qwalmdikken Glantz
aber zeigt allhier der Poetiſche Text ein/ durch qwalm-
gleiche Dunkelheit dennoch ſtriemweiß herauß
glintzerndes Liecht an/ und einen dunklicht vollen
Glantz/ der doch gleichwol das/ was zu ſehen ſeyn ſol/
ſichtbar machet. Iſidorus Sentent. lib. 1. c. 29. deutet
dieſes alſo an: Ignem gehennæ ad aliquid lumen habe-
re, & ad aliquid non habere, hoc eſt, habere lumen
ad damnationem, ut videant impii, unde doleant: &
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