Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.Nachdenkliche Beschreibung seelig und heilig sei/ der Theil habe an der ersten Aufferste-hung/ und über solche habe der andere Tod keine Macht. Dahin zielet auch der Prophete Esaias cap. 22. v. 14. da er saget; Was gilts/ ob auch diese Missethat sol vergeben werden biß ihr sterbet? spricht der HErr Zebaoth: Was nun dieser anderer Tod sei/ erkläret sonder- Erster Todt erwirbt das Sterben/ Macht verderblichs hinverderben: Andrer Todt muß Wunder-eben Durch das Todt-seyn Leben geben: Je mehr dieser andrer Todt/ Bringt in Marter und in Noht; Je
Nachdenkliche Beſchreibung ſeelig und heilig ſei/ der Theil habe an der erſten Aufferſte-hung/ und uͤber ſolche habe der andere Tod keine Macht. Dahin zielet auch der Prophete Eſaias cap. 22. v. 14. da er ſaget; Was gilts/ ob auch dieſe Miſſethat ſol vergeben werden biß ihr ſterbet? ſpricht der HErꝛ Zebaoth: Was nun dieſer anderer Tod ſei/ erklaͤret ſonder- Erſter Todt erwirbt das Sterben/ Macht verderblichs hinverderben: Andrer Todt muß Wunder-eben Durch das Todt-ſeyn Leben geben: Je mehr dieſer andrer Todt/ Bringt in Marter und in Noht; Je
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Nachdenkliche Beſchreibung
ſeelig und heilig ſei/ der Theil habe an der erſten Aufferſte-
hung/ und uͤber ſolche habe der andere Tod keine Macht.
Dahin zielet auch der Prophete Eſaias cap. 22. v. 14. da
er ſaget; Was gilts/ ob auch dieſe Miſſethat ſol vergeben
werden biß ihr ſterbet? ſpricht der HErꝛ Zebaoth:
Was nun dieſer anderer Tod ſei/ erklaͤret ſonder-
lich und deutlich Auguſtinus de Civ. D. lib. 21. cap. 3.
alſo: Non nulla, ſed ſempiterna mors erit, quando
nec vivere anima poterit DEUM habendo, nec dolo-
ribus corporis carere, moriendo: Prima mors animam
volentem pellit de corpore; Secunda mors animam
nolentem tenet in corpore. Der erſte Tod/ oder das
bekante gewoͤhnliche Abſterben treibet die Seele auß
dem Leibe/ und die Seele weichet willig weg/ und muß
auch weichen/ und damit iſt der Menſch todt: Der ande-
re Tod aber erhaͤlt durch toͤdliches Abqweelen den-
noch die Seele immer in dem Leibe/ und ob wol die Seele
wegen der Stiche des anderen Todes/ wegen der im-
merwehrenden Marterqwaal gerneſt todt ſeyn und ab-
ſterben wolte/ ſo wird ſie dennoch immer untoͤdtlicher
durch die Wuͤte dieſes anderen Todes/ und daher ruͤh-
ret das ſtetige Sterben und ſterbensgleiche Weſen in
der Hoͤlle/ und doch nimmer abſterben/ der immer-
wehrender Tod/ ſo doch alles untoͤdtlich machet/
welches ja ſchreklich und wunderlich iſt/ und daher nennet
es der Teutſche Poetiſche Text allhier nicht undeutlich
Wunderlebend-Todtes Land.
Erſter Todt erwirbt das Sterben/
Macht verderblichs hinverderben:
Andrer Todt muß Wunder-eben
Durch das Todt-ſeyn Leben geben:
Je mehr dieſer andrer Todt/
Bringt in Marter und in Noht;
Je
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