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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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8. -- 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. KÖRPER-FORM, HALTUNGEN U. GEWOHNHEITEN.
Kinder in längerer und ununterbrochener Dauer zum Sitzen
genöthigt sind, wie z. B. in Schulen und Fabriken, an den
Sesseln oder Bänken durchaus Rückenlehnen angebracht
sein müssen. Denn bei anhaltendem Sitzen tritt, selbst wenn
das Kind zu den kräftigsten gehört, von Zeit zu Zeit die
Nothwendigkeit ein, die durch die gleichmässige Anspannung
ermüdeten Rückenmuskeln einen Augenblick ruhen zu lassen.
Ist nun keine Rückenlehne vorhanden, so kann sich das Kind
auf keine andere Weise helfen, als dass es den Rücken in
sich zusammensinken lässt; und hiermit sind stets nachthei-
lige Verbiegungen des Rückgrates und der Beckenknochen
verbunden. Gönnt man dem Kinde ab und zu solche kleine
Erholungsmomente, so kann man, wie es sein soll, während
des Freisitzens eine stete straffe Haltung des Rückens von
ihm verlangen. Ausserdem verlangt man etwas Unmögliches
und schadet daher um so mehr.



Den im II. Theile angeführten allgemeinen Rücksichten,
welche wegen des Einflusses auf die Körperbildung das Stehen,
Gehen, Laufen und andere körperliche Beschäftigungen des
täglichen Lebens verlangen, sind im Hinblicke auf das reifere
kindliche Alter noch folgende Punkte hinzuzufügen. -- Wenn
an Kindern der jetzigen Altersperiode noch fehlerhafte Ge-
wohnheiten der Fussstellung bei den verschiedenen Bewegun-
gen haften, oder ein auf Muskelschlaffheit beruhendes unvoll-
kommenes Heben der Füsse beim Ausschreiten (der schleifende,
latschende Gang), wodurch häufiges Straucheln und Fallen
veranlasst wird, bemerkbar ist, so sind methodische Geh-
übungen
ganz am Platze. Um dadurch zugleich auf die
Haltung des ganzen übrigen Körpers regulirend einzuwirken,
werden sie am besten abwechselnd in der doppelten Weise,
wie es Fig. 69 u. 70 darstellen, ausgeführt.

Auf beiderlei Weise ist mit der Gehbewegung ein kräfti-
ges Zurückhalten der Schultern und eine straffe Streckung
des Rückens verbunden. Diese Uebungen werden auf ebenem
Boden, regelmässig täglich etwa zwei Mal in einer Dauer von

8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. KÖRPER-FORM, HALTUNGEN U. GEWOHNHEITEN.
Kinder in längerer und ununterbrochener Dauer zum Sitzen
genöthigt sind, wie z. B. in Schulen und Fabriken, an den
Sesseln oder Bänken durchaus Rückenlehnen angebracht
sein müssen. Denn bei anhaltendem Sitzen tritt, selbst wenn
das Kind zu den kräftigsten gehört, von Zeit zu Zeit die
Nothwendigkeit ein, die durch die gleichmässige Anspannung
ermüdeten Rückenmuskeln einen Augenblick ruhen zu lassen.
Ist nun keine Rückenlehne vorhanden, so kann sich das Kind
auf keine andere Weise helfen, als dass es den Rücken in
sich zusammensinken lässt; und hiermit sind stets nachthei-
lige Verbiegungen des Rückgrates und der Beckenknochen
verbunden. Gönnt man dem Kinde ab und zu solche kleine
Erholungsmomente, so kann man, wie es sein soll, während
des Freisitzens eine stete straffe Haltung des Rückens von
ihm verlangen. Ausserdem verlangt man etwas Unmögliches
und schadet daher um so mehr.



Den im II. Theile angeführten allgemeinen Rücksichten,
welche wegen des Einflusses auf die Körperbildung das Stehen,
Gehen, Laufen und andere körperliche Beschäftigungen des
täglichen Lebens verlangen, sind im Hinblicke auf das reifere
kindliche Alter noch folgende Punkte hinzuzufügen. — Wenn
an Kindern der jetzigen Altersperiode noch fehlerhafte Ge-
wohnheiten der Fussstellung bei den verschiedenen Bewegun-
gen haften, oder ein auf Muskelschlaffheit beruhendes unvoll-
kommenes Heben der Füsse beim Ausschreiten (der schleifende,
latschende Gang), wodurch häufiges Straucheln und Fallen
veranlasst wird, bemerkbar ist, so sind methodische Geh-
übungen
ganz am Platze. Um dadurch zugleich auf die
Haltung des ganzen übrigen Körpers regulirend einzuwirken,
werden sie am besten abwechselnd in der doppelten Weise,
wie es Fig. 69 u. 70 darstellen, ausgeführt.

Auf beiderlei Weise ist mit der Gehbewegung ein kräfti-
ges Zurückhalten der Schultern und eine straffe Streckung
des Rückens verbunden. Diese Uebungen werden auf ebenem
Boden, regelmässig täglich etwa zwei Mal in einer Dauer von

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[208/0212] 8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. KÖRPER-FORM, HALTUNGEN U. GEWOHNHEITEN. Kinder in längerer und ununterbrochener Dauer zum Sitzen genöthigt sind, wie z. B. in Schulen und Fabriken, an den Sesseln oder Bänken durchaus Rückenlehnen angebracht sein müssen. Denn bei anhaltendem Sitzen tritt, selbst wenn das Kind zu den kräftigsten gehört, von Zeit zu Zeit die Nothwendigkeit ein, die durch die gleichmässige Anspannung ermüdeten Rückenmuskeln einen Augenblick ruhen zu lassen. Ist nun keine Rückenlehne vorhanden, so kann sich das Kind auf keine andere Weise helfen, als dass es den Rücken in sich zusammensinken lässt; und hiermit sind stets nachthei- lige Verbiegungen des Rückgrates und der Beckenknochen verbunden. Gönnt man dem Kinde ab und zu solche kleine Erholungsmomente, so kann man, wie es sein soll, während des Freisitzens eine stete straffe Haltung des Rückens von ihm verlangen. Ausserdem verlangt man etwas Unmögliches und schadet daher um so mehr. Den im II. Theile angeführten allgemeinen Rücksichten, welche wegen des Einflusses auf die Körperbildung das Stehen, Gehen, Laufen und andere körperliche Beschäftigungen des täglichen Lebens verlangen, sind im Hinblicke auf das reifere kindliche Alter noch folgende Punkte hinzuzufügen. — Wenn an Kindern der jetzigen Altersperiode noch fehlerhafte Ge- wohnheiten der Fussstellung bei den verschiedenen Bewegun- gen haften, oder ein auf Muskelschlaffheit beruhendes unvoll- kommenes Heben der Füsse beim Ausschreiten (der schleifende, latschende Gang), wodurch häufiges Straucheln und Fallen veranlasst wird, bemerkbar ist, so sind methodische Geh- übungen ganz am Platze. Um dadurch zugleich auf die Haltung des ganzen übrigen Körpers regulirend einzuwirken, werden sie am besten abwechselnd in der doppelten Weise, wie es Fig. 69 u. 70 darstellen, ausgeführt. Auf beiderlei Weise ist mit der Gehbewegung ein kräfti- ges Zurückhalten der Schultern und eine straffe Streckung des Rückens verbunden. Diese Uebungen werden auf ebenem Boden, regelmässig täglich etwa zwei Mal in einer Dauer von

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/212>, abgerufen am 21.11.2024.