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Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

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"So!" antwortete Peter. "Sind Sie zufällig heute einer Abteilung Soldaten begegnet, zwölf Weiße und sieben Farbige mit drei Proviantwagen? Wir sollen sie nach dem großen Lager bringen und ich habe mich heute früh von meinen Begleitern verirrt. Es ist mir nicht möglich gewesen, sie wieder zu finden, obwohl ich den ganzen Tag nach ihnen gesucht habe."

Der Fremde wärmte die Hände gelassen am Feuer, dann blickte er auf: "Sie lagern heute am Fuß jener Hügel," sagte er und deutete nach links in das Dunkel. "Sie werden morgen früh, noch vor Sonnenaufgang hier sein."

"So, dann sind Sie ihnen doch begegnet," meinte Peter vergnügt. "Deshalb wunderte es Sie nicht, mich hier zu finden! Trinken Sie einen Tropfen."

Er zog die kleine Flasche heraus und hielt sie ihm hin. "Thut mir leid, daß so wenig drin ist; aber ein Schluck schützt vor der Kälte."

Der Fremde neigte den Kopf, lehnte indessen dankend ab.

Peter setzte die Flasche an die eigenen Lippen und that einen kleinen Zug; dann steckte er sie wieder ein. Sein Gast hatte die Arme um die Kniee geschlungen und blickte in das Feuer.

"Sind Sie ein Jude?" fragte Peter plötzlich, als der Feuerschein das Antlitz des Fremden hell beleuchtete.

„So!“ antwortete Peter. „Sind Sie zufällig heute einer Abteilung Soldaten begegnet, zwölf Weiße und sieben Farbige mit drei Proviantwagen? Wir sollen sie nach dem großen Lager bringen und ich habe mich heute früh von meinen Begleitern verirrt. Es ist mir nicht möglich gewesen, sie wieder zu finden, obwohl ich den ganzen Tag nach ihnen gesucht habe.“

Der Fremde wärmte die Hände gelassen am Feuer, dann blickte er auf: „Sie lagern heute am Fuß jener Hügel,“ sagte er und deutete nach links in das Dunkel. „Sie werden morgen früh, noch vor Sonnenaufgang hier sein.“

„So, dann sind Sie ihnen doch begegnet,“ meinte Peter vergnügt. „Deshalb wunderte es Sie nicht, mich hier zu finden! Trinken Sie einen Tropfen.“

Er zog die kleine Flasche heraus und hielt sie ihm hin. „Thut mir leid, daß so wenig drin ist; aber ein Schluck schützt vor der Kälte.“

Der Fremde neigte den Kopf, lehnte indessen dankend ab.

Peter setzte die Flasche an die eigenen Lippen und that einen kleinen Zug; dann steckte er sie wieder ein. Sein Gast hatte die Arme um die Kniee geschlungen und blickte in das Feuer.

„Sind Sie ein Jude?“ fragte Peter plötzlich, als der Feuerschein das Antlitz des Fremden hell beleuchtete.

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[22/0022] „So!“ antwortete Peter. „Sind Sie zufällig heute einer Abteilung Soldaten begegnet, zwölf Weiße und sieben Farbige mit drei Proviantwagen? Wir sollen sie nach dem großen Lager bringen und ich habe mich heute früh von meinen Begleitern verirrt. Es ist mir nicht möglich gewesen, sie wieder zu finden, obwohl ich den ganzen Tag nach ihnen gesucht habe.“ Der Fremde wärmte die Hände gelassen am Feuer, dann blickte er auf: „Sie lagern heute am Fuß jener Hügel,“ sagte er und deutete nach links in das Dunkel. „Sie werden morgen früh, noch vor Sonnenaufgang hier sein.“ „So, dann sind Sie ihnen doch begegnet,“ meinte Peter vergnügt. „Deshalb wunderte es Sie nicht, mich hier zu finden! Trinken Sie einen Tropfen.“ Er zog die kleine Flasche heraus und hielt sie ihm hin. „Thut mir leid, daß so wenig drin ist; aber ein Schluck schützt vor der Kälte.“ Der Fremde neigte den Kopf, lehnte indessen dankend ab. Peter setzte die Flasche an die eigenen Lippen und that einen kleinen Zug; dann steckte er sie wieder ein. Sein Gast hatte die Arme um die Kniee geschlungen und blickte in das Feuer. „Sind Sie ein Jude?“ fragte Peter plötzlich, als der Feuerschein das Antlitz des Fremden hell beleuchtete.

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Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/22>, abgerufen am 21.11.2024.