Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.7. Als ich an den ausgeschmückten Kaufmannsbuden vorüberging, fielen mir einige Läden mit Modewaaren und Stoffen zur weiblichen Kleidung, mehr als sonst, in die Augen. Ich blieb dabei stehen und betrachtete manches Stück genauer, um seine Bestimmung zu errathen, oder seinen Werth näher kennen zu lernen. -- Es wäre doch eine Artigkeit, dachte ich, und könnte dem lieben Mädchen gerade jetzt wohl auch gelegen kommen, wenn ich einige nützliche und hübsche Sachen für sie einkaufte und ihr ein Geschenk damit machte. -- In dieser Absicht trat ich in ein Gewölbe und suchte Allerlei aus, mit dem Auftrag, es in mein Haus zu bringen. Es war so ziemlich Alles, was zu einem vollständigen weiblichen Anzuge gehört; als ich aber gleich darauf an einem eleganten Schuhladen vorbei kam, fiel mir ein, daß ich dieses interessante Kleidungsstück vergessen hatte. Unerwartet machte ich die mich selbst belustigende Bemerkung, daß ich mir einbildete, das Maß ihrer niedlichen Füßchen, welches ich nur beim Aus- und Einsteigen in den Wagen etwas näher erwogen hatte, bestimmt genug, zu kennen, um die passendsten Schuhe für sie herauszufinden. Auf die Gefahr, es recht getroffen zu haben, ließ ich einige Paar Schuhe und das zierlichste Paar Pantöffelchen zusammenpacken und nahm sie gleich selbst mit mir. 7. Als ich an den ausgeschmückten Kaufmannsbuden vorüberging, fielen mir einige Läden mit Modewaaren und Stoffen zur weiblichen Kleidung, mehr als sonst, in die Augen. Ich blieb dabei stehen und betrachtete manches Stück genauer, um seine Bestimmung zu errathen, oder seinen Werth näher kennen zu lernen. — Es wäre doch eine Artigkeit, dachte ich, und könnte dem lieben Mädchen gerade jetzt wohl auch gelegen kommen, wenn ich einige nützliche und hübsche Sachen für sie einkaufte und ihr ein Geschenk damit machte. — In dieser Absicht trat ich in ein Gewölbe und suchte Allerlei aus, mit dem Auftrag, es in mein Haus zu bringen. Es war so ziemlich Alles, was zu einem vollständigen weiblichen Anzuge gehört; als ich aber gleich darauf an einem eleganten Schuhladen vorbei kam, fiel mir ein, daß ich dieses interessante Kleidungsstück vergessen hatte. Unerwartet machte ich die mich selbst belustigende Bemerkung, daß ich mir einbildete, das Maß ihrer niedlichen Füßchen, welches ich nur beim Aus- und Einsteigen in den Wagen etwas näher erwogen hatte, bestimmt genug, zu kennen, um die passendsten Schuhe für sie herauszufinden. Auf die Gefahr, es recht getroffen zu haben, ließ ich einige Paar Schuhe und das zierlichste Paar Pantöffelchen zusammenpacken und nahm sie gleich selbst mit mir. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0031"/> <div type="chapter" n="7"> <head>7.</head> <p>Als ich an den ausgeschmückten Kaufmannsbuden vorüberging, fielen mir einige Läden mit Modewaaren und Stoffen zur weiblichen Kleidung, mehr als sonst, in die Augen. Ich blieb dabei stehen und betrachtete manches Stück genauer, um seine Bestimmung zu errathen, oder seinen Werth näher kennen zu lernen. — Es wäre doch eine Artigkeit, dachte ich, und könnte dem lieben Mädchen gerade jetzt wohl auch gelegen kommen, wenn ich einige nützliche und hübsche Sachen für sie einkaufte und ihr ein Geschenk damit machte. — In dieser Absicht trat ich in ein Gewölbe und suchte Allerlei aus, mit dem Auftrag, es in mein Haus zu bringen. Es war so ziemlich Alles, was zu einem vollständigen weiblichen Anzuge gehört; als ich aber gleich darauf an einem eleganten Schuhladen vorbei kam, fiel mir ein, daß ich dieses interessante Kleidungsstück vergessen hatte. Unerwartet machte ich die mich selbst belustigende Bemerkung, daß ich mir einbildete, das Maß ihrer niedlichen Füßchen, welches ich nur beim Aus- und Einsteigen in den Wagen etwas näher erwogen hatte, bestimmt genug, zu kennen, um die passendsten Schuhe für sie herauszufinden. Auf die Gefahr, es recht getroffen zu haben, ließ ich einige Paar Schuhe und das zierlichste Paar Pantöffelchen zusammenpacken und nahm sie gleich selbst mit mir.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
7. Als ich an den ausgeschmückten Kaufmannsbuden vorüberging, fielen mir einige Läden mit Modewaaren und Stoffen zur weiblichen Kleidung, mehr als sonst, in die Augen. Ich blieb dabei stehen und betrachtete manches Stück genauer, um seine Bestimmung zu errathen, oder seinen Werth näher kennen zu lernen. — Es wäre doch eine Artigkeit, dachte ich, und könnte dem lieben Mädchen gerade jetzt wohl auch gelegen kommen, wenn ich einige nützliche und hübsche Sachen für sie einkaufte und ihr ein Geschenk damit machte. — In dieser Absicht trat ich in ein Gewölbe und suchte Allerlei aus, mit dem Auftrag, es in mein Haus zu bringen. Es war so ziemlich Alles, was zu einem vollständigen weiblichen Anzuge gehört; als ich aber gleich darauf an einem eleganten Schuhladen vorbei kam, fiel mir ein, daß ich dieses interessante Kleidungsstück vergessen hatte. Unerwartet machte ich die mich selbst belustigende Bemerkung, daß ich mir einbildete, das Maß ihrer niedlichen Füßchen, welches ich nur beim Aus- und Einsteigen in den Wagen etwas näher erwogen hatte, bestimmt genug, zu kennen, um die passendsten Schuhe für sie herauszufinden. Auf die Gefahr, es recht getroffen zu haben, ließ ich einige Paar Schuhe und das zierlichste Paar Pantöffelchen zusammenpacken und nahm sie gleich selbst mit mir.
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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