Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.1. Die Achse hält den Weg noch zweimal aus, schrie Paul, macht nur den Riemen geschwind zurecht, daß wir fortkommen! -- Ei, wenn Er's besser versteht, brummte der Schmied, meinetwegen! Was giebt's denn, Paul? sagte ich, aus der Kalesche zurücksehend. -- Unnöthigen Aufenthalt, erwiderte Paul: der Schaden könnte längst ausgebessert, und wir schon auf der Station sein, wenn der wunderliche Mann nicht so viele Bedenklichkeiten hätte. -- Nun, nun, wir haben so große Eile nicht, sagte ich, indem ich aus dem Schlage stieg; mach' Er seine Sache fein ordentlich, Meister Schmied! -- Das ist etwas Anders! hörte ich jetzt Paul brummen; sonst währt dem Herrn gleich Alles zu lange. Ich ließ meinen Paul stehen und ging in den Hof der Dorfschenke, wo ich ein hübsches, ziemlich wohlgekleidetes Mädchen mit der Wirthin sprechen sah. Das Mädchen trug einen kleinen Bündel unter dem Arme und schien ihren Weg, den sie dem Ansehen nach zu Fuße gemacht hatte, eben fortsetzen zu wollen. In anderthalb Stunden, hörte ich die Wirthin zu ihr sagen, können Sie auf der Station sein; ob Sie aber den Postwagen noch antreffen werden, weiß ich nicht; er geht gewöhnlich früher durch. -- Das Mädchen erwiderte einige Worte, die ich nicht verstehen konnte, und kehrte 1. Die Achse hält den Weg noch zweimal aus, schrie Paul, macht nur den Riemen geschwind zurecht, daß wir fortkommen! — Ei, wenn Er's besser versteht, brummte der Schmied, meinetwegen! Was giebt's denn, Paul? sagte ich, aus der Kalesche zurücksehend. — Unnöthigen Aufenthalt, erwiderte Paul: der Schaden könnte längst ausgebessert, und wir schon auf der Station sein, wenn der wunderliche Mann nicht so viele Bedenklichkeiten hätte. — Nun, nun, wir haben so große Eile nicht, sagte ich, indem ich aus dem Schlage stieg; mach' Er seine Sache fein ordentlich, Meister Schmied! — Das ist etwas Anders! hörte ich jetzt Paul brummen; sonst währt dem Herrn gleich Alles zu lange. Ich ließ meinen Paul stehen und ging in den Hof der Dorfschenke, wo ich ein hübsches, ziemlich wohlgekleidetes Mädchen mit der Wirthin sprechen sah. Das Mädchen trug einen kleinen Bündel unter dem Arme und schien ihren Weg, den sie dem Ansehen nach zu Fuße gemacht hatte, eben fortsetzen zu wollen. In anderthalb Stunden, hörte ich die Wirthin zu ihr sagen, können Sie auf der Station sein; ob Sie aber den Postwagen noch antreffen werden, weiß ich nicht; er geht gewöhnlich früher durch. — Das Mädchen erwiderte einige Worte, die ich nicht verstehen konnte, und kehrte <TEI> <text> <pb facs="#f0007"/> <body> <div type="chapter" n="1"> <head>1.</head> <p>Die Achse hält den Weg noch zweimal aus, schrie Paul, macht nur den Riemen geschwind zurecht, daß wir fortkommen! — Ei, wenn Er's besser versteht, brummte der Schmied, meinetwegen!</p><lb/> <p>Was giebt's denn, Paul? sagte ich, aus der Kalesche zurücksehend. — Unnöthigen Aufenthalt, erwiderte Paul: der Schaden könnte längst ausgebessert, und wir schon auf der Station sein, wenn der wunderliche Mann nicht so viele Bedenklichkeiten hätte. — Nun, nun, wir haben so große Eile nicht, sagte ich, indem ich aus dem Schlage stieg; mach' Er seine Sache fein ordentlich, Meister Schmied! — Das ist etwas Anders! hörte ich jetzt Paul brummen; sonst währt dem Herrn gleich Alles zu lange.</p><lb/> <p>Ich ließ meinen Paul stehen und ging in den Hof der Dorfschenke, wo ich ein hübsches, ziemlich wohlgekleidetes Mädchen mit der Wirthin sprechen sah. Das Mädchen trug einen kleinen Bündel unter dem Arme und schien ihren Weg, den sie dem Ansehen nach zu Fuße gemacht hatte, eben fortsetzen zu wollen. In anderthalb Stunden, hörte ich die Wirthin zu ihr sagen, können Sie auf der Station sein; ob Sie aber den Postwagen noch antreffen werden, weiß ich nicht; er geht gewöhnlich früher durch. — Das Mädchen erwiderte einige Worte, die ich nicht verstehen konnte, und kehrte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
1. Die Achse hält den Weg noch zweimal aus, schrie Paul, macht nur den Riemen geschwind zurecht, daß wir fortkommen! — Ei, wenn Er's besser versteht, brummte der Schmied, meinetwegen!
Was giebt's denn, Paul? sagte ich, aus der Kalesche zurücksehend. — Unnöthigen Aufenthalt, erwiderte Paul: der Schaden könnte längst ausgebessert, und wir schon auf der Station sein, wenn der wunderliche Mann nicht so viele Bedenklichkeiten hätte. — Nun, nun, wir haben so große Eile nicht, sagte ich, indem ich aus dem Schlage stieg; mach' Er seine Sache fein ordentlich, Meister Schmied! — Das ist etwas Anders! hörte ich jetzt Paul brummen; sonst währt dem Herrn gleich Alles zu lange.
Ich ließ meinen Paul stehen und ging in den Hof der Dorfschenke, wo ich ein hübsches, ziemlich wohlgekleidetes Mädchen mit der Wirthin sprechen sah. Das Mädchen trug einen kleinen Bündel unter dem Arme und schien ihren Weg, den sie dem Ansehen nach zu Fuße gemacht hatte, eben fortsetzen zu wollen. In anderthalb Stunden, hörte ich die Wirthin zu ihr sagen, können Sie auf der Station sein; ob Sie aber den Postwagen noch antreffen werden, weiß ich nicht; er geht gewöhnlich früher durch. — Das Mädchen erwiderte einige Worte, die ich nicht verstehen konnte, und kehrte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-16T11:30:04Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-16T11:30:04Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |