Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.Vierte Vorlesung. stand, insbesondere alle Diejenigen, welche ausser ihm die -- neuerdingsvon Prantl so genannte -- "mathematisirende Logik" kultiviren -- (Sitzungsberichte d. Kgl. Bairischen Akademie der Wissenschaften von 1886). Durch Determination des Begriffes "Schaf" mittelst des Begriffs "weiss" Dagegen gelangt Herr Wundt, indem er den Begriff "Weiss" deter- Meiner Meinung nach findet bei den Überlegungen, die Herrn Wundt Hielten wir uns streng in dem Rahmen einer "Logik des Umfanges", Wir können es aber auch nicht, wenn wir uns streng in dem Rahmen Bei den Umfängen oder Klassen lief die Determination hinaus auf Nicht zu übersehen ist, dass aber bei den Inhalten oder Begriffen die Wir erhalten den Begriff "weisses Schaf", indem wir mit den sämt- Unter den letzteren ist -- wohlbemerkt -- das Merkmal der "Weisse" *) Wundt bezeichnet
diese als "Determinator" und "Determinand", durch welchen letzteren Namen jedoch unliebsame Gleichklänge mit dem längst ander- weitig eingebürgerten Namen der "Determinanten" herbeigeführt würden. Eine unterscheidende Benennung beider Faktoren erscheint auf unserm Standpunkt unnötig. Vierte Vorlesung. stand, insbesondere alle Diejenigen, welche ausser ihm die — neuerdingsvon Prantl so genannte — „mathematisirende Logik“ kultiviren — (Sitzungsberichte d. Kgl. Bairischen Akademie der Wissenschaften von 1886). Durch Determination des Begriffes „Schaf“ mittelst des Begriffs „weiss“ Dagegen gelangt Herr Wundt, indem er den Begriff „Weiss“ deter- Meiner Meinung nach findet bei den Überlegungen, die Herrn Wundt Hielten wir uns streng in dem Rahmen einer „Logik des Umfanges“, Wir können es aber auch nicht, wenn wir uns streng in dem Rahmen Bei den Umfängen oder Klassen lief die Determination hinaus auf Nicht zu übersehen ist, dass aber bei den Inhalten oder Begriffen die Wir erhalten den Begriff „weisses Schaf“, indem wir mit den sämt- Unter den letzteren ist — wohlbemerkt — das Merkmal der „Weisse“ *) Wundt bezeichnet
diese als „Determinator“ und „Determinand“, durch welchen letzteren Namen jedoch unliebsame Gleichklänge mit dem längst ander- weitig eingebürgerten Namen der „Determinanten“ herbeigeführt würden. Eine unterscheidende Benennung beider Faktoren erscheint auf unserm Standpunkt unnötig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0244" n="224"/><fw place="top" type="header">Vierte Vorlesung.</fw><lb/> stand, insbesondere alle Diejenigen, welche ausser ihm die — neuerdings<lb/> von <hi rendition="#g">Prantl</hi> so genannte — „mathematisirende Logik“ kultiviren —<lb/> (Sitzungsberichte d. Kgl. Bairischen Akademie der Wissenschaften von 1886).</p><lb/> <p>Durch Determination des Begriffes „Schaf“ mittelst des Begriffs „weiss“<lb/> ergibt sich ihm <hi rendition="#sup">1</hi> pag. 224 sq., gleichwie auch uns, der Begriff „weisses<lb/> Schaf“, dessen Umfang die Klasse der weissen Schafe, d. i. der weissen<lb/> (Dinge) unter den Schafen.</p><lb/> <p>Dagegen gelangt Herr <hi rendition="#g">Wundt</hi>, indem er den Begriff „Weiss“ deter-<lb/> minirt, vermittelst des Begriffs „Schaf“ zu dem Begriffe: „die Weisse des<lb/> Schafes“ — anstatt, wie wir, zu dem Begriffe „weisses Schaf“ wie oben,<lb/> indem wir einfach unter den weissen Dingen die Schafe hervorheben. Für<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Wundt</hi> ist also, wie er selbst betont, die Determination im allge-<lb/> meinen eine <hi rendition="#i">nicht</hi> kommutative Operation.</p><lb/> <p>Meiner Meinung nach findet bei den Überlegungen, die Herrn <hi rendition="#g">Wundt</hi><lb/> zu der angegebenen Ansicht führen, eine <hi rendition="#i">Vermengung</hi> statt zwischen Pro-<lb/> zessen, die sich auf den Umfang und solchen, die sich auf den Inhalt der<lb/> fraglichen Begriffe beziehen.</p><lb/> <p>Hielten wir uns streng in dem Rahmen einer „Logik des Umfanges“,<lb/> so konnten wir jedenfalls der <hi rendition="#g">Wundt</hi>'schen Auffassung nicht beipflichten.</p><lb/> <p>Wir können es aber auch nicht, wenn wir uns <hi rendition="#i">streng</hi> in dem Rahmen<lb/> einer „Logik des Inhaltes“ halten.</p><lb/> <p>Bei den Umfängen oder Klassen lief die Determination hinaus auf<lb/> eine <hi rendition="#i">Sonderung</hi>, ein Hervorheben von der, den determinirenden Faktoren<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Wundt</hi> bezeichnet<lb/> diese als „Determinator“ und „Determinand“, durch<lb/> welchen letzteren Namen jedoch unliebsame Gleichklänge mit dem längst ander-<lb/> weitig eingebürgerten Namen der „Determinanten“ herbeigeführt würden. Eine<lb/> unterscheidende Benennung beider Faktoren erscheint auf unserm Standpunkt<lb/> unnötig.</note><lb/> gemeinsamen Unterklasse.</p><lb/> <p>Nicht zu übersehen ist, dass aber bei den Inhalten oder Begriffen die<lb/> Determination wesentlich eine Knüpfung ist, auf eine <hi rendition="#i">Verbindung</hi> der ge-<lb/> gebnen Begriffe hinausläuft:</p><lb/> <p>Wir erhalten den Begriff „weisses Schaf“, indem wir mit den sämt-<lb/> lichen im Begriff Schaf bereits enthaltenen Merkmalen verbinden den Be-<lb/> griff „weiss“, d. i. das Merkmal der weissen Farbe. Und dasselbe Ergeb-<lb/> niss erhalten wir notwendig auch, wenn wir mit dem Merkmal der weissen<lb/> Farbe verbinden die sämtlichen Merkmale des Begriffes Schaf.</p><lb/> <p>Unter den letzteren ist — wohlbemerkt — das Merkmal der „Weisse“<lb/> oder weissen Farbe gar nicht enthalten: es gibt ja auch schwarze Schafe!<lb/> Und der Begriff Schaf soll doch nur die <hi rendition="#i">allen</hi> Schafen gemeinsamen Merk-<lb/> male enthalten, auch hätten wir nicht nötig, erst zu verbinden, was schon<lb/> verbunden gewesen wäre. Man kann also eventuell wohl reden von der<lb/> Weisse eines bestimmten Schafes, oder auch einer Gruppe von solchen,<lb/> nämlich von der „Weisse“ der <hi rendition="#i">weissen</hi> Schafe. Dagegen ist — bei der<lb/> allgemeinen Auffassung des Begriffes „Schaf“ — die „Weisse des Schafes“<lb/> überhaupt ein Unding, sie postulirt nämlich die „Weisse“ auch für die<lb/> schwarzen Schafe.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0244]
Vierte Vorlesung.
stand, insbesondere alle Diejenigen, welche ausser ihm die — neuerdings
von Prantl so genannte — „mathematisirende Logik“ kultiviren —
(Sitzungsberichte d. Kgl. Bairischen Akademie der Wissenschaften von 1886).
Durch Determination des Begriffes „Schaf“ mittelst des Begriffs „weiss“
ergibt sich ihm 1 pag. 224 sq., gleichwie auch uns, der Begriff „weisses
Schaf“, dessen Umfang die Klasse der weissen Schafe, d. i. der weissen
(Dinge) unter den Schafen.
Dagegen gelangt Herr Wundt, indem er den Begriff „Weiss“ deter-
minirt, vermittelst des Begriffs „Schaf“ zu dem Begriffe: „die Weisse des
Schafes“ — anstatt, wie wir, zu dem Begriffe „weisses Schaf“ wie oben,
indem wir einfach unter den weissen Dingen die Schafe hervorheben. Für
Herrn Wundt ist also, wie er selbst betont, die Determination im allge-
meinen eine nicht kommutative Operation.
Meiner Meinung nach findet bei den Überlegungen, die Herrn Wundt
zu der angegebenen Ansicht führen, eine Vermengung statt zwischen Pro-
zessen, die sich auf den Umfang und solchen, die sich auf den Inhalt der
fraglichen Begriffe beziehen.
Hielten wir uns streng in dem Rahmen einer „Logik des Umfanges“,
so konnten wir jedenfalls der Wundt'schen Auffassung nicht beipflichten.
Wir können es aber auch nicht, wenn wir uns streng in dem Rahmen
einer „Logik des Inhaltes“ halten.
Bei den Umfängen oder Klassen lief die Determination hinaus auf
eine Sonderung, ein Hervorheben von der, den determinirenden Faktoren *)
gemeinsamen Unterklasse.
Nicht zu übersehen ist, dass aber bei den Inhalten oder Begriffen die
Determination wesentlich eine Knüpfung ist, auf eine Verbindung der ge-
gebnen Begriffe hinausläuft:
Wir erhalten den Begriff „weisses Schaf“, indem wir mit den sämt-
lichen im Begriff Schaf bereits enthaltenen Merkmalen verbinden den Be-
griff „weiss“, d. i. das Merkmal der weissen Farbe. Und dasselbe Ergeb-
niss erhalten wir notwendig auch, wenn wir mit dem Merkmal der weissen
Farbe verbinden die sämtlichen Merkmale des Begriffes Schaf.
Unter den letzteren ist — wohlbemerkt — das Merkmal der „Weisse“
oder weissen Farbe gar nicht enthalten: es gibt ja auch schwarze Schafe!
Und der Begriff Schaf soll doch nur die allen Schafen gemeinsamen Merk-
male enthalten, auch hätten wir nicht nötig, erst zu verbinden, was schon
verbunden gewesen wäre. Man kann also eventuell wohl reden von der
Weisse eines bestimmten Schafes, oder auch einer Gruppe von solchen,
nämlich von der „Weisse“ der weissen Schafe. Dagegen ist — bei der
allgemeinen Auffassung des Begriffes „Schaf“ — die „Weisse des Schafes“
überhaupt ein Unding, sie postulirt nämlich die „Weisse“ auch für die
schwarzen Schafe.
*) Wundt bezeichnet
diese als „Determinator“ und „Determinand“, durch
welchen letzteren Namen jedoch unliebsame Gleichklänge mit dem längst ander-
weitig eingebürgerten Namen der „Determinanten“ herbeigeführt würden. Eine
unterscheidende Benennung beider Faktoren erscheint auf unserm Standpunkt
unnötig.
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